Windenergieausbau weltweit – wo steht Deutschland im Vergleich?

Windmühlen stehen in einer Reihe vor blauem Himmel mit einigen Wolken. (Foto: Kervin Edward Lara/Pexels)
Windkraft hat 2024/25 gleich mehrere Rekorde pulverisiert. Laut Internationaler Renewable Energy Agency (IRENA) erhöhte sich die global installierte Windleistung auf 1.133 Gigawatt (GW) - ein Plus von 11,1 % binnen zwölf Monaten, das zugleich die historische Ein-Terawatt-Schwelle endgültig überflügelt. Parallel meldete der Global Wind Energy Council (GWEC) für 2024 Neu-Installationen von 117 GW und prognostiziert bis 2030 nahezu ein weiteres Terawatt. Auf diesem weltweiten Wachstumspfad positioniert sich Deutschland mit knapp 75 GW Gesamtleistung als drittgrößter Markt hinter China und den USA. Der folgende Beitrag seziert diese Zahlen, ordnet sie geopolitisch ein und beleuchtet, welche innovativen Entwicklungen zwischen 2023 und 2025 aus Deutschland heraus entstanden.
  • Weltweit 1.133 GW Windleistung installiert, 117 GW davon neu im Jahr 2024
  • Deutschland behauptet Rang 3 mit rund 6,6 % Weltmarktanteil
  • China bleibt Kapazitäts-Champion (über 520 GW), die USA folgen mit 154 GW
  • Offshore-Wind erreicht global 83 GW; Deutschland hält neun Prozent davon
  • GWEC erwartet bis 2030 jährliche Neubauten von über 180 GW
  • Innovatives Vorzeigeprojekt: die 363 Meter hohe GICON-Höhenwindanlage in Brandenburg

Inhaltsverzeichnis

Globaler Überblick - Rekordmarken über allen Meeren

Die Windbranche agiert 2025 als Kraftzentrum der Energiewende. IRENAs Daten zeigen, dass Windturbinen inzwischen 25 % der weltweiten erneuerbaren Kraftwerkskapazität ausmachen. Besonders die Jahre 2023 bis 2024 haben die Aufholjagd beschleunigt: China stellte allein 79,4 GW zusätzliche Anlagen auf und verantwortete damit rund zwei Drittel des Zubaus in Asien. Aber auch Brasilien, Indien und Ägypten wuchsen zweistellig. GWECs Bericht verortet den globalen Durchschnitt der jährlichen Wachstumsrate bis 2030 bei 8,8 %, was einer fast linearen Steigerung auf 2 TW Windleistung entspräche. Ohne große Schlagzeilen vollzieht sich zudem ein leiser Umbruch auf hoher See: Die weltweite Offshore-Flotte kletterte 2024 auf 83 GW, wobei China, das Vereinigte Königreich und Deutschland weiterhin die Top-Drei bilden.

Deutschlands Position im internationalen Ranking

Mit 2,2 GW Bruttozuwachs im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete die Bundesrepublik das höchste Onshore-Tempo seit acht Jahren. Hinzu kommt eine Offshore-Pipeline von 1,9 GW im Bau und 3,6 GW mit finaler Investitions­entscheidung. Addiert man Bestand und Neubau, ergibt sich zur Jahresmitte 2025 eine Kapazität von knapp 75 GW – rund sieben Prozent des Weltmarkts. Diese Größenordnung platziert Deutschland weiterhin vor Indien (48 GW) und Brasilien (34 GW). Im Erzeugungsmix spiegelt sich der Aufschwung deutlich: Onshore-Wind deckte 2023 bereits 22 % des deutschen Stroms, Offshore-Anlagen lieferten weitere fünf Prozent; die erneuerbaren Energien insgesamt erreichten so einen Anteil von 54 % Anfang 2025.

Regionale Hotspots und aufstrebende Märkte

Mit 2,2 GW Bruttozuwachs im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete die Bundesrepublik das höchste Onshore-Tempo seit acht Jahren. Hinzu kommt eine Offshore-Pipeline von 1,9 GW im Bau und 3,6 GW mit finaler Investitions­entscheidung. Addiert man Bestand und Neubau, ergibt sich zur Jahresmitte 2025 eine Kapazität von knapp 75 GW – rund sieben Prozent des Weltmarkts. Diese Größenordnung platziert Deutschland weiterhin vor Indien (48 GW) und Brasilien (34 GW). Im Erzeugungsmix spiegelt sich der Aufschwung deutlich: Onshore-Wind deckte 2023 bereits 22 % des deutschen Stroms, Offshore-Anlagen lieferten weitere fünf Prozent; die erneuerbaren Energien insgesamt erreichten so einen Anteil von 54 % Anfang 2025.

Windmühlen stehen in einer Reihe vor blauem Himmel mit einigen Wolken. (Foto: Kervin Edward Lara/Pexels)

Innovative Impulse - Die GICON-Höhenwindanlage

Zwischen 2023 und 2025 entstand in Brandenburg ein Projekt, das globale Aufmerksamkeit erzeugt. Die GICON-Höhenwindanlage in Schipkau strebt mit 363 Metern Gesamthöhe einen Weltrekord an.

→ Laut dem verlinken Wiki-Artikel ist die Anlage noch nicht fertig.


Ein teleskopierbares Innengerüst erlaubt den Revisionskran­einsatz am Boden, bevor der Turmkern hydraulisch auf 300 Meter gehoben wird. Diese Bauweise senkt Montage­risiken, verlängert Wartungsintervalle und erschließt höhere Windgeschwindigkeiten in turbulenz­armen Luftschichten. Bereits die Fundamentlegung 2024 setzte auf ressourcen­optimierten Ultrahoch­leistungsbeton, wodurch 20 % Zement gegenüber konventionellen Gründungen entfallen. Die in 2025 begonnene Stahl-Sektion nutzt außerdem modulare Gitterelemente, deren Vormontage Logistik­aufwände reduziert. Das Projekt verknüpft wissenschaftliche Erkenntnisse der TU Dresden mit mittelständischer Fertigung von Vensys und exemplifiziert, wie deutsche Engineering-Kompetenz den globalen Technologie­pfad prägt.

Projektentwicklung als Schlüssel zum Erfolg

Ein signifikanter Anteil der weltweiten Installationen resultiert aus frühzeitiger Flächen­sicherung, dialog­orientiertem Genehmigungs­management und bankfähigen Stromabnahme­verträgen. In Deutschland formieren sich dabei Kooperations­modelle, die Projektierer:innen, Kommunen und Bürger:innen an künftigen Erlösen beteiligen. Ein Beispiel illustriert die Rolle leistungs­starker Partner: Die Projektentwicklung für erneuerbare Energien der Genossenschaft Prokon offeriert integrierte Pakete von der Planung bis hin zur Netzanbindung und Betriebsführung. Solche Partnerschaften von der Konzeption bis zur Inbetriebnahme verschlanken Abläufe, minimieren Rechts­risiken und sichern die Pipeline gegen volatile Ausschreibungsbedingungen ab.

Herausforderungen bis 2030 und strategische Antworten

Der Weg zur auf der COP28 beschlossenen Verdreifachung der weltweiten Erneuerbaren auf 11,2 Terawatt bleibt steil. Windenergie trägt laut IRENA-Szenarien mindestens 3,5 Terawatt dazu bei. Regierungen, Industrie und Finanz­institutionen reagieren mit fünf prioritären Handlungsfeldern:

  • Beschleunigte Genehmigungs­prozesse durch digitale Plattformen und Standardfristen
  • Netzausbau inklusive Offshore-Hub-Lösungen und Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs­korridoren
  • Lieferketten­diversifizierung zur Reduktion einzelner Rohstoff- oder OEM-Abhängigkeiten
  • Industrialisierte Serien­fertigung von schwimmenden Fundamenten für Tiefwasser-Standorte
  • Qualifizierungs-Offensiven, um weltweit über 600 000 zusätzliche Fachkräfte bereitzustellen
Diese fünf Punkte definieren einen globalen Projekt-Backlog von über 960 GW allein bis 2030. Deutschlands Einsatz für EU-weite Contracts-for-Difference (CfD) und die 2025 gestellte Forderung nach einem reformierten Offshore-Auktions­design illustrieren den politischen Gestaltungsspielraum.
📌 Zahlen, die Orientierung geben – eine komprimierte Übersicht:

– 1 133 GW weltweit installiert, davon 83 GW Offshore
– 117 GW Neuinstallationen 2024, 138 GW erwartet für 2025
– Deutschland 2025: 75 GW Gesamtleistung, 2,2 GW Zubau H1
– China: 520 GW kumuliert, davon 80 GW Offshore
– USA: 154 GW gesamt, Absatzfokus auf Repowering
– Offshore-Pipeline weltweit: 48 GW im Bau, 56 GW 2024 versteigert
– Floating-Wind-Pilotstand: 278 MW installiert, EU-Fördertopf erweitert

Diese Kennzahlen verdeutlichen, wo Beschleunigung erforderlich bleibt und welche Fortschritte bereits fest verankert sind.

Digitale Vernetzung und sektorale Kopplung - das nächste Effizienz-Level

Die rasante Steigerung der weltweiten Windleistung verlangt nicht nur höhere Turmhöhen oder leistungsstärkere Rotoren, sondern ebenso eine Fundamentumstellung im Systemdesign. Im Vordergrund steht die konsequente Verflechtung von Windparks mit Speicher-, Netz- und Industriekonzepten, um Erzeugungsspitzen steuerbar zu machen und Dunkelflauten elegant abzufedern. Rechenzentren, Elektrolyseure und Batteriespeicher rücken dabei in unmittelbare Nachbarschaft zu den Turbinen, weil kurze Leitungslängen Blindleistung verringern und Lastspitzen glätten. Skandinavische Hybridprojekte mit gemeinsamen Netzknoten gelten als Blaupause: Dort speist ein Offshore-Windfeld simultan Wasserstoff-Stacks, Schnelllade-Hubs für Schwerlastverkehr und eine 420-Kilovolt-Anbindung ins kontinentale Verbundnetz. In Deutschland entstehen ähnliche Verbünde insbesondere im Umfeld energieintensiver Küstenindustrien, wobei ein Großteil der industriellen Abwärme für Fernwärmesysteme rückgewonnen wird.

Entscheidend ist, dass Digitalisierung nicht mehr nur das Erzeugungs­management ausbalanciert, sondern die gesamte Betriebsführung tiefgreifend reorganisiert. Selbstlernende Condition-Monitoring-Systeme nutzen hochaufgelöste Strömungs­modelle, akustische Sensorik in Naben und Antrieben sowie satellitengestützte Deformations­analysen von Fundamenten, um Wartungsfenster exakt zu terminieren. Stillstandszeiten sinken dadurch um deutlich zweistellige Prozentwerte, während die Lebensdauer der Hauptlager um mehrere Jahre verlängert wird. Parallel verschiebt sich die Logistik weg von starren Wartungsplänen hin zu bedarfsorientierten Intervallen, bei denen Ersatzteile just-in-sequence aus regionalen 3D-Druck­hubs an Offshore-Service­schiffe übergeben werden. Dieser Prozess verringert Material­einsatz und senkt das Risiko saisonverzögerter Ausfallzeiten durch Unwetter.

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Rückenwind für die Dekade der Verdreifachung

Die Jahre 2023 bis 2025 markieren eine Phase, in der sich Windenergie von der Nischenlösung zum Arbeitspferd der Stromsysteme mausert. Globale Rekordzubauten, strategische Industrie­kapazitäten und visionäre Einzelprojekte wie die GICON-Höhenwindanlage zeigen: Der technische Reifegrad erreicht neue Höhen, während Kostendegression und Policy-Lernkurven zusätzliche Schubkraft entfalten. Deutschlands Position im vorderen Feld entsteht nicht allein durch installierte Megawatt, sondern durch ein Ökosystem aus Wissenschaft, Mittelstand, Finanz­instrumenten und partizipativem Projekt­design. Bleibt die Dynamik erhalten, überschreitet die Welt bereits 2029 die Schwelle von zwei Terawatt Windleistung – und Deutschland steuert dann weit über 100 GW bei. Der Kurs ist gesetzt; die Segel stehen. Alles Weitere entscheidet die Konsequenz politischer und industrieller Umsetzung.

Häufig gestellte Fragen​

Wie stark ist der weltweite Windenergieausbau 2025 gewachsen?

2025 markiert einen neuen Rekord: Weltweit wurden laut IRENA insgesamt 1.133 GW Windleistung installiert – ein Zuwachs von 11,1 % gegenüber dem Vorjahr. Davon entfielen allein 117 GW auf neue Anlagen in 2024. Besonders dynamisch ist der Ausbau in China, Indien, Brasilien und Ägypten. Laut GWEC könnte die globale Windkapazität bis 2030 auf über 2 Terawatt steigen.

Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich beim Windkraftausbau?

Mit rund 75 GW Gesamtleistung (Stand Mitte 2025) liegt Deutschland weltweit auf Platz 3, hinter China (über 520 GW) und den USA (154 GW). Das entspricht rund 6,6–7 % der weltweiten Windkapazität. Besonders bemerkenswert: 2025 erlebte Deutschland mit 2,2 GW Onshore-Zubau im ersten Halbjahr das stärkste Halbjahr seit acht Jahren. Auch im Offshore-Bereich zählt Deutschland mit rund 9 % Marktanteil zur globalen Spitzengruppe.

Wie sieht die Zukunft der Windenergie aus – technisch und politisch?

Zukunftstrends fokussieren sich auf:

  • digitale Steuerung & Condition Monitoring,
  • höhere Türme wie die GICON-Anlage (363 m),
  • Floating-Wind-Parks für Tiefwasserzonen,
  • sowie Hybridlösungen mit Speichern, H₂-Elektrolyseuren und Wärmenetzen.

Politisch rückt der Fokus auf schnellere Genehmigungen, Netzausbau und eine neue Offshore-Auktionsstruktur. Ziel der COP28 ist die Verdreifachung der globalen EE-Kapazitäten bis 2030 – mindestens 3,5 TW Windenergie sollen dazu beitragen.

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