Aufbau & Funktionsweise eines Wasserkraftwerk

Wasserkraftwerk am Fluss

Wasserkraftwerke stellen seit Jahrhunderten eine zuverlässige Quelle erneuerbarer Energie dar und sind bis heute ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Energieversorgung. Sie nutzen die mechanische Energie des fließenden oder fallenden Wassers, um Elektrizität zu erzeugen, und tragen somit wesentlich zur Deckung des globalen Energiebedarfs bei.

Wie funktioniert ein Wasserkraftwerk?

Das typische Wasserkraftwerk beruht auf dem zu Nutze machen von Höhenunterschieden, welche die Umwandlung von potentieller in elektrische Energie ermöglichen. 

Den Ausgangspunkt bildet das Oberwasser-Becken. Dieses wird in der Regel durch einen Staudamm begrenzt. Der Staudamm hat nicht nur die Funktion, Wasser zu sammeln und zu speichern, sondern erzeugt auch den für die Energiegewinnung notwendigen Höhenunterschied zum Unterwasser. Der Höhenunterschied ist essenziell für das Funktionsprinzip der Wasserkraftwerke. Je höher der Unterschied, desto höher die potentielle Energie und desto höher letztendlich die erzeugbare Menge an Strom.  Moderne Staudämme sind oft so konzipiert, dass sie sowohl die Sicherheit als auch die ökologische Verträglichkeit berücksichtigen.

Darstellung des Aufbaus eines Wasserkraftwerks
Aufbau eines Wasserkraftwerks

Vor dem Eintritt in die Rohrleitungen und der Turbine durchläuft das Wasser einen Rechen. Der Rechen ist eine Art Filter und entscheidend für die Langlebigkeit und Effizienz der Anlage. Indem er angespülte Materialien und Treibgut aufhält, schützt der Rechen die Turbinenblätter vor Beschädigungen.

Über Rohrleitungen (auch Druckleitungen), wird das Wasser zur Turbine geführt. Diese Leitungen sind darauf ausgelegt den Wasserfluss unter hohem Druck effizient zur Turbine zu leiten, wobei die kinetische Energie des Wassers kurz vor der Turbine maximiert wird. Die Gestaltung und Dimensionierung dieser Rohrleitungen sind kritische Faktoren, die den Gesamtwirkungsgrad des Kraftwerks maßgeblich beeinflussen.

Im Herzen des Kraftwerks befindet eine oder mehrere Turbinen, die durch das einströmende Wasser in Bewegung gesetzt werden. Die kinetische Energie des Wassers wird direkt in mechanische Energie umgesetzt. Die Auswahl der Turbinenart – Kaplan, Francis oder Pelton – hängt von den spezifischen Eigenschaften des Standorts ab, insbesondere von der Wassermenge und der Höhe des Gefälles.

Die mechanische Energie aus der Turbinenrotation wird anschließend im Generator in elektrische Energie umgewandelt. Der Generator befindet sich zumeist in einem über der Turbine liegenden Maschinenhaus. Durch elektromagnetische Induktion wird hier die mechanische Energie in elektrische Energie umgewandelt. Ein nebenstehender Transformator erhöht die Spannung des erzeugten Stroms für die Übertragung ins Stromnetz.

Generator einer Wasserturbine erklärt
Aufbau einer Wasserturbine

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Wasserkraftwerks ist der Diffusor, welcher direkt hinter der Turbine platziert ist. Seine Aufgabe ist es, die Geschwindigkeit des durch die Turbine strömenden Wassers zu reduzieren und gleichzeitig den Druck zu erhöhen. Das sorgt für einen höheren Wirkungsgrad, wodurch die Turbine mehr mechanische Energie aus der kinetischen Energie des Wassers umwandeln kann.

Nachdem das Wasser seine Aufgabe erfüllt hat, wird es in das Unterwasser-Becken geleitet und fließt von dort weiter. Diese Rückführung in den natürlichen Wasserkreislauf erfolgt ohne Beeinträchtigung des Wassers.

Anzumerken ist jedoch, dass neben dem typischen Wasserkraftwerk auch weitere Varianten bestehen.

Fließendes Gewässer hinter Wasserkraftwerk
Laufwasserkraftwerk am Fluss (Foto: Kurt Bouda/Pixabay)

Funktionsweise Speicherkraftwerk

Speicherkraftwerke nutzen künstlich angelegte oder natürliche Seen als Reservoirs, um Wasser zu speichern. Durch das Freilassen von Wasser aus dem Reservoir durch Turbinen wird Elektrizität erzeugt. Der Hauptvorteil dieser Kraftwerke liegt in ihrer Fähigkeit, Energie aufzubewahren und je nach Bedarf zu produzieren, was sie besonders wertvoll für die Bereitstellung von Spitzenlastenergie oder als Backup-System macht. Im Gegensatz zu Laufwasserkraftwerken können sie ihre Energieproduktion schnell anpassen, sind aber aufgrund des Bedarfs an großen Stauseen mit entsprechenden ökologischen und sozialen Auswirkungen verbunden.

Funktionsweise Pumpspeicherkraftwerk

Pumpspeicherkraftwerke sind eine Form der Speicherkraftwerke, die Energie in Form von potenzieller Energie in einem Oberbecken speichern, indem Wasser aus einem unteren in ein oberes Becken gepumpt wird, wenn ein Überschuss an Energie im Netz vorhanden ist. Bei Bedarf wird das Wasser zurück in das untere Becken geleitet und treibt dabei Turbinen zur Stromerzeugung an. Diese Kraftwerke dienen als Energiespeicher und -puffer zur Stabilisierung des Stromnetzes und können schnell große Mengen Strom bereitstellen, um Spitzenlasten abzudecken oder Schwankungen auszugleichen.

Funktionsweise Laufwasserkraftwerk

Laufwasserkraftwerke nutzen fließendes Gewässer, meist einen Fluss, um Energie zu erzeugen. Sie zeichnen sich durch eine direkte Nutzung des natürlichen Wasserflusses aus, ohne dass ein großer Staudamm benötigt wird. Die Turbine wird vom kontinuierlichen Strom des Wassers angetrieben, was eine konstante Stromproduktion ermöglicht. Ihr großer Vorteil ist die minimale Umweltbeeinflussung, allerdings sind sie abhängig von der Wassermenge und dem Fließgeschwindigkeit, was zu saisonalen Schwankungen in der Energieproduktion führen kann.

Funktionsweise Gezeitenkraftwerk

Gezeitenkraftwerke nutzen den Wechsel zwischen Ebbe und Flut, um Energie zu erzeugen. Durch den Bau von Dämmen oder Barrikaden an Küsten oder Meeresbuchten wird der Unterschied im Wasserstand zwischen den Gezeiten ausgenutzt. Turbinen werden entweder durch das einströmende Wasser bei Flut oder das ausströmende Wasser bei Ebbe angetrieben. Diese Kraftwerke sind besonders für Küstenregionen mit starken Gezeitenunterschieden geeignet und bieten den Vorteil einer vorhersehbaren Energieerzeugung entsprechend dem Gezeitenzyklus.

Funktionsweise Wellenkraftwerk

Wellenkraftwerke gewinnen Energie aus der Bewegung von Meereswellen. Sie nutzen verschiedene Technologien, um die kinetische und potenzielle Energie der Wellen in elektrischen Strom umzuwandeln. Einige Wellenkraftwerke arbeiten mit schwimmenden Turbinen, die durch das Auf und Ab der Wellen bewegt werden, während andere die Druckunterschiede nutzen, die durch Wellen in Luft- oder Wassersäulen entstehen. Diese Art von Kraftwerk ist innovativ und noch in der Entwicklungs- oder Testphase, hat aber das Potenzial, eine signifikante erneuerbare Energiequelle in Küstengebieten zu sein.

Großer Stausee
Stausee zur Nutzung von Wasserkraft (Foto: Sergio Cerrato - Italia/Pixabay)

Energien, die im Wasserkraftwerk zum Tragen kommen

In einem Wasserkraftwerk kommen verschiedene Formen von Energie zum Einsatz, um elektrische Energie zu erzeugen. Folgende Energieformen spielen im Prozess der Umwandlung eine Rolle:

Potenzielle Energie: Energie, die durch Höhenunterschiede entsteht. In einem Wasserkraftwerk ist die potenzielle Energie des Wassers in einem Stausee oder Oberbecken besonders hoch. Die Umwandlung der potentiellen in kinetische Energie durch das Fallenlassen des Wassers ist der erste Schritt zur Stromerzeugung.

Kinetische Energie: Energie, die durch Bewegung entsteht. Sobald das Wasser freigesetzt wird und zu fließen beginnt, wird seine potenzielle Energie in kinetische Energie umgewandelt. Diese Bewegungsenergie treibt anschließend die Turbinen im Kraftwerk an. Die Menge der kinetischen Energie hängt von der Wassermenge und der Geschwindigkeit des Wasserflusses ab.

Mechanische Energie: Energie, die die Summe aus potentieller und kinetischer Energie bildet. Die kinetische Energie des fließenden Wassers wird genutzt, um mechanische Energie zu erzeugen, indem sie Turbinen antreibt. Die Drehbewegung der Turbine zeigt die direkte Umwandlung von kinetischer in mechanische Energie. Die Effizienz dieser Umwandlung ist entscheidend für die Menge der letztendlich erzeugten elektrischen Energie.

Elektrische Energie: Energie, die mittels Elektrizität übertragen oder in elektrischen Feldern gespeichert wird. Die mechanische Energie, die durch die Drehung der Turbine erzeugt wird, wird in einem Generator in elektrische Energie umgewandelt. Innerhalb des Generators induziert die mechanische Bewegung durch das magnetische Feld einen elektrischen Strom. Dieser Strom wird dann in das Stromnetz eingespeist und steht für den Verbrauch zur Verfügung.

Hydraulische Energie: Obwohl nicht immer explizit erwähnt, spielt hydraulische Energie eine wichtige Rolle in Wasserkraftwerken, insbesondere in jenen, die auf dem Prinzip der Druckwasserspeicherung basieren. Sie bezieht sich auf die Energie, die durch den Druck des Wassers in geschlossenen Systemen wie Rohrleitungen oder Turbinen entsteht.

Fazit

Wasserkraftwerke bieten eine nachhaltige und regenerative Möglichkeit zur Stromerzeugung, indem sie die Kraft des Wassers in eine der saubersten und effizientesten Formen erneuerbarer Energie umwandeln. Durch die geschickte Nutzung verschiedener Energieformen – von der potenziellen über die kinetische bis hin zur elektrischen Energie – leisten die Wasserkraftwerke einen wesentlichen Beitrag zur globalen Energieversorgung und zum Umweltschutz.

Häufig gestellte Fragen​

Um ein Wasserkraftwerk zu bauen, benötigt man eine geeignete Wasserquelle wie einen Fluss oder einen Stausee, technische Anlagen wie Turbinen und Generatoren sowie Bauwerke wie Dämme oder Wehre zur Steuerung des Wasserflusses. Zudem sind umfassende planerische und umwelttechnische Untersuchungen erforderlich, um die Umweltauswirkungen zu minimieren und die Effizienz der Anlage zu maximieren.

Ein Wasserkraftwerk funktioniert durch die Verwendung von potenzieller und kinetischer Energie von Wasser. Dadurch werden Turbinen angetrieben, wobei mechanische Energie entsteht. Die mechanische Energie kann dann wiederum in einem Generator zu elektrischer Energie umgewandelt werden.

Ja, Wasserkraftwerke sind eine erneuerbare Energiequelle, da sie Wasser zur Stromerzeugung nutzen und in der Regel nicht von äußeren Einwirkungen abhängig sind. Sie produzieren saubere Energie, indem sie die natürliche Bewegung von Wasser ohne die Emission von Treibhausgasen oder schädlichen Abfallprodukten ausnutzen.

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