Miniwälder für den Klimaschutz

Ein Gespräch mit Pascal Girardot

04. 03. 2025

Pascal Girardot

  • Initiator Citizens-Forests e.V.
  • Sales Representative Blackfox

Der 54-jährige Franzose Pascal Girardot hat Hotelfachmann gelernt. Er arbeitete in der Flugzeugbranche und wurde Geschäftsführer einer Flugzeugabfertigungsfirma. Nach einem Burnout musste er sich neu orientieren und Themen widmen, die ihm wichtig waren. Er ist nun im Vertrieb tätig, da er den Kontakt zu Menschen besonders mag. Privat setzt er sich für Umweltschutz und Gesellschaftsverantwortung ein.

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Pascal Girardot ist der Initiator von Citizens Forests, einem Verein, der sich für den Klimaschutz durch Baumpflanzungen einsetzt. Seit der Gründung im Jahr 2019 hat der Verein über 50.000 Bäume in Deutschland und Österreich gepflanzt und dabei nicht nur einen Beitrag zur Wiederbewaldung geleistet, sondern auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Miniwäldern geschärft. Im Interview gibt Girardot spannende Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge der vergangenen fünf Jahre sowie in seine Vision für die Zukunft.

EEAktuell: Herr Girardot, was hat Sie dazu inspiriert, Citizens Forests zu gründen, und wie hat sich Ihre Idee in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Pascal Girardot: Ursprünglich hatte ich nichts mit Bäumen zu tun. In Norddeutschland gab es vor ein paar Jahren heftige Stürme, bei denen viele Bäume umgestürzt sind. Gleichzeitig waren die Folgen des Klimawandels immer stärker spürbar, vor allem in den heißen Sommern mit lang anhaltenden Dürren. Ich begann, nach einer Lösung zu suchen, an der sich die gesamte Gesellschaft beteiligen kann – nach dem Motto: Weil das Problem so groß ist, müssen viele mithelfen.

In einem Buch stieß ich auf die Wirkung einer potenziellen weltweiten Aufforstung und auf die Miyawaki-Methode, die auch auf kleinsten ungenutzten Flächen angewendet werden kann. Von da an suchte ich nach einem Konzept, um das Anlegen kleiner Wälder in eine Art soziale Bewegung zu verwandeln. Schnell fand ich Mitstreiter, die die Idee aufgriffen und mit mir den gemeinnützigen Verein Citizens Forests gründeten. Anfang 2019 haben wir den ersten Miyawaki-Wald in Deutschland gepflanzt. Mittlerweile haben wir 44 kleine Wälder von Eckernförde bis Österreich geschaffen.

EEAktuell: Ihr Konzept basiert auf der Idee, Miniwälder anzulegen. Können Sie uns erklären, was genau darunter zu verstehen ist und welche Vorteile diese für das Klima bieten?

Pascal Girardot: Mit der sogenannten Miyawaki-Methode werden natürliche Prozesse – die sogenannte Sukzession – beschleunigt. Es entstehen Mischwälder, die sehr schnell wachsen und besonders widerstandsfähig sind. Eine breite Mischung aus Sträuchern, kleinen und großen Bäumen wird dicht nebeneinander gepflanzt.

Der Boden wird mit Stroh gemulcht, sodass die oberste Bodenschicht nicht austrocknet. Diese Funktion übernehmen später die Sträucher, da sie besonders schnell wachsen. So haben die Bäume optimale Entwicklungsbedingungen. Diese dichten Wälder haben eine große Blattoberfläche, die dafür sorgt, dass im Sommer viel Bodenfeuchtigkeit durch die Bäume praktisch „ausgeschwitzt“ wird. Dadurch wird die unmittelbare Umgebung um mehrere Grad abgekühlt.

EEAktuell: Im vergangenen Jahr hat Ihr Verein seinen 50.000sten Baum gepflanzt. Wie haben Sie diesen beeindruckenden Meilenstein erreicht, und welche Rolle haben Spenden und Partnerschaften dabei gespielt?

Pascal Girardot: Es war ein langwieriger Weg, aber wir haben die Hoffnung nie aufgegeben. Mit jeder Pflanzaktion haben wir die Bestätigung erhalten, dass die Vision einer waldpflanzenden Gesellschaft realisierbar ist. Vor allem die glücklichen Gesichter der Mitpflanzer:innen haben uns beflügelt. Wir wussten, dass wir nicht nur eine ökologisch sinnvolle Lösung gefunden hatten, sondern dass es wichtig und besonders wertvoll ist, Menschen durch gemeinsames Tun zusammenzubringen.

Wir fanden schnell Spender und Partner, die bereit waren, unsere Aktionen finanziell zu unterstützen. Diese sind besonders kostengünstig, da wir die Flächen, die wir bepflanzen, nicht kaufen, sondern nur nutzen. Auf kommunaler Ebene bringen wir ungenutzte Flächen mit Menschen zusammen, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen wollen. Wir stellen dann unser Know-how kostenlos zur Verfügung und unterstützen sowie betreuen alle, die ein Pflanzprojekt starten möchten – von A bis Z. Diese kostengünstige Lösung und der kollektive Ansatz sind ein großer Vorteil, um die Vision mit wenigen Ressourcen skalieren zu können.

EEAktuell: Ihr Konzept scheint besonders niederschwellig zu sein. Können Sie uns kurz erklären, wie es funktioniert?

Pascal Girardot: Die von uns durchgeführten Pflanzaktionen laufen weitgehend nach einem einheitlichen Schema ab. Auf einem vorbereiteten Boden wird eine große Anzahl verschiedener Setzlinge gepflanzt. Ein Loch in die Erde zu graben, einen Setzling einzusetzen und Stroh auf der Pflanzfläche zu verteilen – das sind einfache Schritte, die überall gleich sind.

Ähnlich verhält es sich mit der Registrierung der Mitpflanzer:innen, der Aktivierung einer Crowdfunding-Plattform und anderen organisatorischen Abläufen. Dennoch stehen wir bei unseren Pflanzaktionen immer wieder vor neuen Herausforderungen, die wir pragmatisch lösen. Die gesammelten Erfahrungen teilen wir mit allen Beteiligten und integrieren sie in unseren Automatisierungsansatz. Irgendwann wird es sicher möglich sein, eine Anwendung zu entwickeln, die all dieses Wissen nutzt.

EEAktuell: Es gab immer wieder Herausforderungen – von der Finanzierung bis zur Organisation. Was waren die größten Hindernisse auf Ihrem Weg, und wie haben Sie diese überwunden?

Pascal Girardot: Mit unserer Initiative fördern wir eine einfache Maßnahme, die auf kleinen lokalen Flächen umgesetzt werden kann. Die hohe Skalierbarkeit zwingt uns jedoch dazu, in großen Dimensionen zu denken. Es bleibt eine Herausforderung, von klein zu groß zu denken und unsere Entwicklung zu steuern. Nicht alles gelingt auf Anhieb, und Rückschläge fordern uns immer wieder heraus, kreativ zu bleiben.

EEAktuell: Die letzte Frage: Was können Privatpersonen tun, um die Aufforstung zu unterstützen? Haben Sie einen Tipp, wie jede:r Einzelne konkret zum Klimaschutz beitragen kann?

Pascal Girardot: Wir freuen uns natürlich über jeden, der uns finanziell unterstützt. So können wir uns darauf konzentrieren, unsere Vision einer waldpflanzenden Gesellschaft weiterzuentwickeln. Und das ist das Wichtigste.

Das Pflanzen von Wäldern ist sowohl in der Stadt als auch auf dem Land möglich, weil alles, was wir dafür brauchen, bereits vorhanden ist: ungenutzte Flächen, Know-how und Finanzierungsmöglichkeiten. Was uns als Gesellschaft lediglich fehlt, ist die Vorstellung, dass wir es können. Deshalb sind wir besonders dankbar, wenn sich Menschen bei uns melden, die bereit sind, sich auf diesen Weg zu machen. Mit unserer Unterstützung können sie sehr schnell ihren ersten Wald pflanzen… Damit setzen wir einen weiteren von Bürger:innen gepflanzten Wald auf die Landkarte.

Das Interview mit Pascal Girardot zeigt, wie viel eine engagierte Gemeinschaft bewirken kann, wenn es darum geht, dem Klimawandel aktiv entgegenzutreten. Mit Citizens Forests hat er eine Initiative geschaffen, die Menschen dazu ermutigt, selbst aktiv zu werden und durch das Anlegen von Miniwäldern einen direkten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten.

Die Miyawaki-Methode ermöglicht es, auf kleinen, ungenutzten Flächen widerstandsfähige, schnell wachsende Wälder zu pflanzen, die nicht nur CO₂ binden, sondern auch zur lokalen Klimaregulierung beitragen. Dabei verfolgt Citizens Forests einen pragmatischen Ansatz: Durch einfache Pflanzaktionen, die für alle zugänglich sind, wird eine breite gesellschaftliche Beteiligung ermöglicht.

Trotz Herausforderungen wie Finanzierung, Organisation und Skalierung hat der Verein in nur fünf Jahren über 50.000 Bäume gepflanzt und ein wachsendes Netzwerk aus Unterstützer:innen und Partnern aufgebaut. Die Vision einer „waldpflanzenden Gesellschaft“ wird immer greifbarer – und jede:r kann dazu beitragen, sei es durch finanzielle Unterstützung oder die aktive Teilnahme an Pflanzprojekten.

Pascal Girardots Botschaft ist klar: Der Klimaschutz beginnt mit kleinen, konkreten Schritten. Wer mithelfen will, findet bei Citizens Forests eine einfache Möglichkeit, selbst Teil der Lösung zu werden.