Biogasanlage Aufbau & Funktion

Biogasanlage auf Feld

Biogasanlage Aufbau & Funktion: Einfach erklärt

Die zunehmende Suche nach nachhaltigen Energielösungen hat Biogasanlagen zu Schlüsselfiguren im Kampf gegen den Klimawandel gemacht. Die innovativen Anlagen sind mehr als nur technische Meisterwerke; sie sind Teil einer grünen Revolution, die darauf abzielt, unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und den Weg für eine sauberere, nachhaltigere Zukunft zu ebnen.

Doch wie verwandeln sie organische Abfälle in wertvolle Energie? Und welche Technologien stecken hinter diesem Prozess? Dieser Artikel entführt Sie in die faszinierende Welt der Biogasanlagen, erklärt ihren Aufbau und ihre Funktion in verständlicher Weise und beleuchtet die Bedeutung dieser Technologie für unsere Energieversorgung und Landwirtschaft.

Tauchen Sie ein in die spannende Thematik der Bioenergie und entdecken Sie, wie Biogasanlagen funktionieren, organische Rohstoffe in Strom und Wärme umwandeln und somit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten.

Biogasanlage Vorgelperspektive
Biogasanlage Aufbau und Funktion einfach erklärt (Foto: Julia Koblitz/Unsplash)

Was ist eine Biogasanlage?

Eine Biogasanlage ist eine technische Anlage, die organische Materialien – wie landwirtschaftliche Abfälle, Gülle, Pflanzenreste oder Bioabfälle – in Biogas umwandelt. Dieser Prozess nutzt die natürliche Fähigkeit von Mikroorganismen, organische Substanz unter sauerstofffreien Bedingungen (anaerob) abzubauen. Das resultierende Biogas, ein Gemisch aus Methan und Kohlendioxid, dient als vielseitiger Energieträger, der zur Erzeugung von Strom, Wärme oder als Treibstoff verwendet werden kann. Neben der Energiegewinnung produzieren Biogasanlagen Gärreste, die als hochwertiger Dünger in der Landwirtschaft Einsatz finden.

Diese Technologie trägt erheblich zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei, indem sie Methan, ein potentes Treibhausgas, einfängt und nutzbar macht. Zudem leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, da sie organische Abfälle recycelt und in wertvolle Energie und Düngemittel umwandelt. Biogasanlagen sind somit ein wesentlicher Bestandteil der Bemühungen um eine nachhaltige Energieversorgung und Abfallwirtschaft. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Energiewende, indem sie erneuerbare Energie bereitstellen und gleichzeitig die Umweltbelastung durch organische Abfälle reduzieren.

Große Biogasanlage
Biogasanlagen als Technologie der erneuerbaren Energien im Einsatz (Foto: Jan Nijman/Pixabay)

Aufbau einer Biogasanlage

Der Aufbau einer Biogasanlage lässt sich in mehrere Schlüsselmodule unterteilen, die zusammenwirken, um aus organischem Material nutzbares Biogas zu erzeugen. Jedes dieser Module erfüllt eine spezifische Funktion im Gesamtprozess. Die folgende Übersicht bietet einen Einblick in die wichtigsten Komponenten einer Biogasanlage und ihre jeweilige Rolle:

 

  1. Vorgrube/Substratlager: Hier werden die organischen Ausgangsmaterialien, die als Substrat dienen, gesammelt und vorbereitet. Die Vorgrube dient als Puffer, um eine kontinuierliche Beschickung der Biogasanlage sicherzustellen. Hier findet auch die erste Vorbehandlung des Substrats statt, wie z.B. Zerkleinerung, um eine optimale Vergärung zu gewährleisten.

  2. Fermenter/Gärbehälter: Das Herzstück der Biogasanlage. In diesem luftdicht abgeschlossenen Behälter findet die anaerobe Vergärung statt. Mikroorganismen bauen das organische Material ab und produzieren dabei Biogas. Der Fermenter ist so konzipiert, dass Temperatur und Feuchtigkeit optimal reguliert werden können, um die Aktivität der Mikroorganismen zu maximieren.

  3. Gasspeicher: Nach der Produktion im Fermenter wird das Biogas in einem Gasspeicher aufgefangen. Dieser speichert das Gas, bis es für die weitere Nutzung abgerufen wird. Der Speicher ermöglicht eine flexible und bedarfsgerechte Nutzung des Biogases.

  4. Nachgärbehälter: Einige Biogasanlagen verfügen über einen oder mehrere Nachgärbehälter, in denen die Gärreste weiterbehandelt werden, um restliches Biogas zu gewinnen und die Masse zu stabilisieren.

  5. Gärrestlager: Die nach der Vergärung verbleibenden Reststoffe, die reich an Nährstoffen sind, werden hier gelagert. Diese Gärreste können als qualitativ hochwertiger Dünger in der Landwirtschaft verwendet werden.

  6. Blockheizkraftwerk (BHKW): Das erzeugte Biogas wird zum BHKW geleitet, wo es zur Erzeugung von Strom und Wärme verbrannt wird. Die dabei entstehende Energie kann lokal genutzt oder in das öffentliche Netz eingespeist werden.

  7. Biogasaufbereitungsanlage: Bei Bedarf kann das Biogas in diesen Anlagen weiter aufbereitet werden, um Verunreinigungen zu entfernen und den Methangehalt zu erhöhen, sodass es als Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.

Jedes dieser Module spielt eine entscheidende Rolle im effizienten Betrieb einer Biogasanlage. Sie ermöglichen die Umwandlung von Biomasse in wertvolles Biogas und tragen damit zur nachhaltigen Energiegewinnung bei.

Funktionsweise der Biogasanlage in 4 Schritten erklärt

Wie funktioniert eine Biogasanlage: Die Umwandlung von organischem Material in Biogas in einer Biogasanlage erfolgt in einem sorgfältig abgestimmten Prozess, der sich in vier grundlegende Schritte unterteilen lässt. Dieser Abschnitt bietet eine umfassende Betrachtung dieser Schritte, um die Funktionsweise einer Biogasanlage im Detail zu verstehen.

Substratvorbereitung und -einbringung: Der Prozess beginnt mit der Sammlung und Vorbereitung der organischen Ausgangsmaterialien, die als Substrat dienen. Diese Materialien können landwirtschaftliche Abfälle, Gülle, Bioabfall oder speziell angebaute Energiepflanzen sein. In der Vorgrube werden diese Substrate zunächst gesammelt und aufbereitet, was beispielsweise das Zerkleinern umfasst, um eine effiziente Vergärung zu ermöglichen. Anschließend werden die Substrate in den Fermenter eingebracht. Die kontinuierliche und gleichmäßige Einbringung des Substrats ist entscheidend, um den anaeroben Prozess aufrechtzuerhalten und eine maximale Gasproduktion zu gewährleisten.

Im Fermenter findet die eigentliche Umwandlung zur Erzeugung von Biogas statt. Unter sauerstofffreien Bedingungen (anaerob) zersetzen Mikroorganismen das organische Material. Dieser Prozess läuft in mehreren Phasen ab: Hydrolyse, Acidogenese, Acetogenese und Methanogenese. In der Hydrolyse werden komplexe organische Verbindungen in einfachere umgewandelt. Während der Acidogenese und Acetogenese bauen Bakterien diese Substanzen weiter ab, produzieren dabei Zwischenprodukte wie Essigsäure. In der letzten Phase, der Methanogenese, wandeln spezialisierte Archaeen diese Zwischenprodukte in Methan und Kohlendioxid um – die Hauptbestandteile von Biogas. Die Temperatur und der pH-Wert im Fermenter werden sorgfältig kontrolliert, um optimale Bedingungen für die Mikroorganismen zu gewährleisten.

Das im Fermenter produzierte Biogas steigt auf und wird in einem Gasspeicher gesammelt. Von dort aus kann es flexibel genutzt werden: zur Erzeugung von Strom und Wärme in einem Blockheizkraftwerk (BHKW), zur Einspeisung ins Erdgasnetz nach entsprechender Aufbereitung oder als Treibstoff. 

  1. Verbrennung des Biogases: Im BHKW wird das Biogas in einem Motor verbrannt. Dieser Motor ist ähnlich konstruiert wie ein herkömmlicher Verbrennungsmotor, jedoch speziell für den Betrieb mit Biogas angepasst. Durch die Verbrennung des Biogases wird mechanische Energie erzeugt, die den Motor antreibt.

  2. Stromerzeugung: Die mechanische Energie, die durch die Verbrennung des Biogases im Motor erzeugt wird, treibt einen Generator an. Dieser Generator wandelt die mechanische Energie in elektrische Energie um, ähnlich dem Prinzip eines Dynamos. Der so erzeugte Strom kann entweder direkt vor Ort genutzt, in das lokale Stromnetz eingespeist oder für andere Anwendungen bereitgestellt werden. Durch den Einsatz moderner Generatoren und effizienter Motoren kann eine hohe Umwandlungseffizienz erreicht werden, was die Biogasanlage zu einer wertvollen Quelle für erneuerbare Energie macht.

  3. Nutzung der Abwärme: Neben der Stromerzeugung entsteht bei der Verbrennung des Biogases im Motor auch Wärme. Diese Abwärme wird nicht ungenutzt freigesetzt, sondern im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung für Heizzwecke oder zur Erzeugung von Prozesswärme verwendet. Durch Wärmetauscher wird die Wärme aus dem Motor und den Abgasen entzogen und kann zur Beheizung von Gebäuden, zur Warmwasserbereitung oder für industrielle Prozesse genutzt werden. Dies erhöht die Gesamteffizienz der Anlage signifikant, da sowohl elektrische als auch thermische Energie genutzt werden.

Die Nutzung des Biogases im BHKW ist besonders effizient, da sowohl die thermische als auch die elektrische Energie genutzt werden können (Kraft-Wärme-Kopplung).

Nachdem das Biogas aus dem organischen Material extrahiert wurde, verbleiben Gärreste im Fermenter. Diese werden aus dem System ausgetragen und können als hochwertiger, nährstoffreicher Dünger in der Landwirtschaft verwendet werden. Die Verwertung der Gärreste schließt den Kreislauf der nachhaltigen Nutzung organischer Abfälle und trägt zur Reduzierung des Bedarfs an synthetischen Düngemitteln bei.

Die Nutzung des Biogases im BHKW ist besonders effizient, da sowohl die thermische als auch die elektrische Energie genutzt werden können (Kraft-Wärme-Kopplung).

Feld mit grünen Setzlingen
Substrate als energetisches Futter für Biogasanlagen (Foto: Adrian Infernus/Unsplash)

Substrate für Biogasanlagen

Nachfolgend eine Tabelle der am häufigsten verwendeten Substrate, mit deren durchschnittlichen Erträgen in m³ Biogas je Tonne und durchschnittlichem Methan-Gehalt. Die folgenden Substrate sind vorrangig in der Herstellung von Biogas in Deutschland.

RohstoffErtrag (m³ Biogas je Tonne)Methan-Gehalt
Maissilage20252 %
Grassilage17254 %
Roggen-GPS16352 %
Zuckerrüben- Pressschnitzel siliert12552 %
Futterrübe11151 %
Bioabfall10061 %
Hühnermist8060 %
Schweinemist6060 %
Rindermist4560 %
Getreideschlempe4061 %

Fazit

Biogasanlagen stellen eine Schlüsseltechnologie im Streben nach einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Energieversorgung dar. Durch die effiziente Umwandlung von organischem Material in Biogas und die anschließende Nutzung dieses Gases zur Erzeugung von Strom und Wärme leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende. Gleichzeitig fördern sie durch die Verwertung der Gärreste als hochwertigen Dünger eine nachhaltige Landwirtschaft und tragen so zur Schließung des Kreislaufs in der Bioökonomie bei. 

Teile den Beitrag:

Weitere Artikel

Biogas Pflanzen zur Energiegewinnung
Biogas – Was ist das?

Biogas nimmt in der Diskussion um nachhaltige Energiequellen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Als umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen bietet es…

Weiterlesen »