
Nachhaltige Geldanlagen sind längst mehr als ein Trend – sie stellen hohe Ansprüche an Transparenz, Wirkung und Verantwortung. Doch wie erkennt man echte Nachhaltigkeit? Und was bedeutet es, gezielt auf die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu investieren?
Christoph Klein ist Gründer und Managing Partner der ESG Portfolio Management GmbH – einem Vermögensverwalter, der sich auf genau diese Fragen spezialisiert hat. Im Interview sprechen wir mit ihm über wirkungsorientiertes Investieren, die Herausforderungen rund um Greenwashing, die Entwicklung nachhaltiger Fonds – und darüber, wie auch Privatanleger:innen verantwortungsvoll und wirkungsvoll investieren können.
EEAktuell: Herr Klein, was hat Sie motiviert, ESG Portfolio Management zu gründen, und wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von traditionellen Vermögensverwaltern?
Christoph Klein: Unsere Mission ist, messbare positive Wirkungen zu erzielen. Dazu bemühen wir uns, alle Dimensionen der Nachhaltigkeit zu optimieren. Neben ESG Qualitäten, auch die Wirkung auf Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Dabei priorisieren wir die sechs Ziele gute Ernährung, Gesundheit, Bildung, erneuerbare Energien, nachhaltige Produktion und Klimaschutz. Für den Klimaschutz achten wir auf niedrige und weiter sinkende Emissionen und investieren nicht in fossile Energien. Wir halten unsere Ausschlusskriterien konsequent ein und engagieren uns bei Unternehmen, damit diese noch nachhaltiger werden.
Seit etwa einem Jahr analysieren wir globale Lieferketten der Unternehmen in die wir investieren. Hier nutzen wir gerne das Sentinel Tool der Syenah GmbH.
EEAktuell: Ihre Fonds sind als Artikel-9-Fonds gemäß der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert. Können Sie erläutern, welche Kriterien ein Fonds erfüllen muss, um diese Klassifizierung zu erhalten, und wie Sie sicherstellen, dass Ihre Fonds diesen Anforderungen gerecht werden?
Christoph Klein: Zunächst beschreiben wir transparent unsere Nachhaltigkeitsziele und stellen sicher, dass die von uns priorisierten SDGs tatsächlich die höchsten Wirkungswerte erreichen.
Wir prüfen, dass jede unserer Investitionen den Anforderungen des Artikel 2 Nr. 17 genügt (signifikante positive Wirkung, keine wesentliche negative Wirkung, etc.).
Wir optimieren zusätzlich das EU Taxonomie Alignment. Das Problem ist das Fehlen der sozialen Taxonomie. Auch besonders nachhaltige Unternehmen z.B. im Bereich Gesundheit erhalten momentan ein EU Taxonomie Alignment von Null.
Die dritte Säule, die wir umsetzen sind die Principle Adverse Indicators (PAIs). Diese messen wir für jedes Unternehmen und auf Fondsebene und berichten auch darüber transparent.
Wenn Unternehmen schlechtere Werte aufweisen, starten wir Engagements um Verbesserungen zu erreichen.
EEAktuell: Wie integrieren Sie die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen in Ihre Investmentstrategien, und welche Herausforderungen begegnen Ihnen dabei?
Christoph Klein: Wie gesagt, ist die Wirkung auf die SDGs für uns zentral. Die Wirkungsmessung ist jedoch nicht trivial. Wir nutzen hier Umsatzanteile. Also wie hoch ist der Anteil des Umsatzes an wirkungsvollen Produkten und Dienstleistung der einzelnen Unternehmen. Zusätzlich analysieren wir die Investitionen (Capex und Opex) der Unternehmen in Verbesserung der Nachhaltigkeit. Wir informieren uns regelmäßig über Methoden und Tools.
EEAktuell: Greenwashing ist ein bekanntes Problem im Bereich nachhaltiger Investments. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um sicherzustellen, dass Ihre Investments tatsächlich nachhaltig sind und nicht nur dem Anschein nach?
Christoph Klein: Wir legen grossen Wert auf quantitative Nachweise in allen relevanten Dimensionen und Key Performance Indicators (KPIs). Nur diese ermöglichen uns selbst transparente Monats-Berichte zu veröffentlichen. Zusätzlich stehen wir allen Interessierten für Fragen und Anregungen jederzeit gerne zur Verfügung.
EEAktuell: Wie bewerten Sie die Performance nachhaltiger Fonds im Vergleich zu traditionellen Fonds, insbesondere in volatilen Marktphasen?
Christoph Klein: Die letzten zwei Jahre war unsere finanzielle Performance nicht gut. Weder absolut noch relativ. Aktien von europäischen Unternehmen in erneuerbaren Energien haben in diesem Zeitraum stark gelitten. Dumping aus China, hohe Subventionen in den USA und hohe Energie-, Rohstoff-, Bürokratiekosten haben zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen geführt. Daher haben deren Aktien stark underperformed. Hier hat unser Übergewicht gekostet. Dagegen sind wir in Rüstung und fossile Energien nicht investiert. Hier haben Aktien stark outperformed.
EEAktuell: Welche zukünftigen Entwicklungen sehen Sie im Bereich ESG-Investments, und wie planen Sie, ESG Portfolio Management entsprechend auszurichten?
Christoph Klein: Wir hoffen auf eine rasche Einführung der sozialen Taxonomie, da Bildung, Ernährung, Chancengerechtigkeit auch wichtige Ziele der Nachhaltigkeit sind.
Eine Vereinfachung der Regulierung ist wünschenswert. Dabei sollte aber nicht auf zu viele Daten und Unternehmen verzichtet werden.
Eine EU Behörde könnte Sinn machen, die alle Daten sammelt unds z.B. EU Taxonomie Alignment Quoten berechnet oder Nachhaltigkeitsprüfungen nach Artikel 2 Nr 17 SFDR leistet. Das würde für Klarheit sorgen sowie Arbeit und Kosten deutlich reduzieren. Damit könnte das Thema nachhaltige Investments wieder mehr Akzeptanz zurückgewinnen.
Wir in der ESG Portfolio Management GmbH werden uns künftig noch mehr in den Bereichen Consulting und Ausbildung einsetzen. Auch in diesen Gebieten können wir positiv wirken.
EEAktuell: Welchen Rat würden Sie Privatanleger:innen geben, die in nachhaltige Fonds investieren möchten? Worauf sollten sie besonders achten, um verantwortungsbewusste und renditestarke Entscheidungen zu treffen?
Christoph Klein: Zur Auswahl empfehle ich die FNG Nachhaltigkeitsprofile. Damit können sich Anleger Gedanken machen, welche nachhaltigen Ziele sie selbst anstreben und welche Ausschlusskriterien für sie wirklich wichtig sind. Dann kann jeder Anleger geeignete Fonds in verschiedenen Asset Klassen herausfinden.
Das FNG Siegel liefert eine kompetente und unabhängige Nachhaltigkeitsprüfung. Greenwasher können kein FNG-Siegel erhalten. Es schützt daher Privatanleger.
Für eine schnelle eigene Analyse mag ich das ESG Fund Rating Tool von MSCI. Hier können ESG Qualitäten, Klimarisiken und Kontroversen schnell und übersichtlich gefunden werden:
https://www.msci.com/our-solutions/esg-investing/esg-fund-ratings-climate-search-tool
Fazit
Christoph Klein und die ESG Portfolio Management GmbH zeigen, wie tiefgreifend nachhaltige Investments gedacht und umgesetzt werden können – jenseits von oberflächlichem Greenwashing. Mit klar definierten Nachhaltigkeitszielen, konsequenten Ausschlusskriterien und einer transparenten Wirkungsmessung verfolgt das Unternehmen einen anspruchsvollen, datenbasierten Ansatz.
Zentrales Element ihrer Strategie ist die Integration der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), wobei insbesondere Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Klimaschutz und nachhaltige Produktion priorisiert werden. Trotz herausfordernder Marktbedingungen bleibt ESG Portfolio Management seinen Grundsätzen treu und setzt bewusst auf Unternehmen mit langfristigem Impact statt kurzfristiger Profite.
Christoph Klein betont zudem die Wichtigkeit unabhängiger Prüfungen und Tools für Privatanleger:innen, um seriöse von oberflächlichen ESG-Angeboten zu unterscheiden. Seine Empfehlung: Mit den richtigen Informationsquellen – etwa dem FNG-Siegel oder ESG-Ratings – können auch Privatanleger:innen fundierte und wirkungsvolle Entscheidungen treffen.
Das Interview macht deutlich: Nachhaltiges Investieren ist anspruchsvoll, aber machbar – und ein entscheidender Hebel für die Zukunft unseres Planeten.