Wie hybride Geschäftsmodelle die Zukunft verändern

Felix Oldenburg über soziale Innovationen und das Neue Geben

28. 01. 2025

Felix Oldenburg

  • Mitgründer bcause
  • Mitglied Internationaler Beirat der Bundesregierung für soziale Innovation

Felix Oldenburg ist ein führender Sozialunternehmer und Experte für Philanthropie sowie soziale Innovationen. Er ist ehemaliger Geschäftsführer von Ashoka Deutschland und Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Heute ist er Mitgründer der Plattform bcause, die es Menschen ermöglicht, ihre finanziellen Ressourcen gezielt für gemeinnützige Zwecke einzusetzen. Zudem engagiert sich Oldenburg im Internationalen Beirat der Bundesregierung für soziale Innovation, um Rahmenbedingungen für soziale Unternehmen zu verbessern.

Startseite > Gäste > Wie hybride Geschäftsmodelle die Zukunft verändern

Wir haben die besondere Gelegenheit, mit einem der führenden Köpfe der sozialen Innovation und Philanthropie in Deutschland zu sprechen: Felix Oldenburg. Er war nicht nur viele Jahre Geschäftsführer von Ashoka, einer Organisation, die weltweit soziale Unternehmer:innen fördert, sondern ist heute Mitgründer von bcause, einer Plattform, die es Menschen ermöglicht, ihr privates Vermögen für gemeinnützige Zwecke zu mobilisieren. Zudem engagiert er sich als Mitglied des Internationalen Beirats der Bundesregierung für soziale Innovation, die darauf abzielt, Rahmenbedingungen für soziale Unternehmen zu verbessern.

In diesem Interview gibt uns Herr Oldenburg Einblicke in seine Karriere, seine Ansichten über hybride Geschäftsmodelle und die Zukunft der Philanthropie. Zudem sprechen wir darüber, wie sich wirtschaftliche Interessen und das Gemeinwohl vereinen lassen und welche gesellschaftlichen Herausforderungen in den kommenden Jahren auf uns warten. Zum Schluss gibt er uns einen wertvollen Rat, wie jede:r Einzelne dazu beitragen kann, gesellschaftliche Probleme aktiv anzugehen.

EEAktuell: Herr Oldenburg, Sie haben eine beeindruckende Karriere, die von Ashoka bis zu Ihrer aktuellen Arbeit bei bcause reicht. Können Sie uns mehr über Ihren persönlichen und beruflichen Werdegang erzählen? Was hat Sie motiviert, soziale Innovationen und die Verbindung von wirtschaftlichen Interessen und Gemeinwohl in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit zu stellen?

Felix Oldenburg: Mein Werdegang ist ein ständiges Ringen mit den Fragen: Was ist gerecht? und Woher soll das Geld für gute Ideen kommen? Nach meinem Philosophiestudium und ersten Erfahrungen bei McKinsey in der Unternehmensberatung habe ich mich bewusst für den Weg entschieden, soziale und unternehmerische Ansätze als Sparringspartner zu verstehen. Als Leiter von Ashoka und Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen konnte ich sehen, wie groß das Potenzial ist, wenn wir Vermögen entfesseln und effektiv für das Gemeinwohl einsetzen. Es treibt mich an, nicht nur über die Ungleichheit zu sprechen, sondern neue Wege zu finden, um sie in sinnstiftendes Handeln zu transformieren.

EEAktuell: Sie setzen sich stark für hybride Geschäftsmodelle ein, die Profit mit sozialem Mehrwert verbinden. Was macht diese Modelle Ihrer Meinung nach so wirkungsvoll, und wie können sie helfen, gesellschaftliche Herausforderungen effizienter zu lösen?

Felix Oldenburg: Hybride Modelle, wie auch bcause eines ist, schaffen die dringend benötigte Verbindung zwischen unternehmerischem Denken und sozialer Wirkung. Sie sind schnell, flexibel und skalierbar – genau das, was es braucht, um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen. Unternehmerische Ansätze mobilisieren Ressourcen, erschließen Märkte und ziehen Investitionen an. Sie ermöglichen nicht nur kurzfristige Hilfe, sondern schaffen langfristige Strukturen für Veränderung. Doch es geht nicht darum, soziale Ziele wirtschaftlich auszubeuten, sondern sie mit den besten Werkzeugen zu stärken, die uns zur Verfügung stehen – oft inspiriert von erfolgreichen Marktmodellen.

Zusammenfassend lässt sich auch sagen, dass auf bcause sowohl Spendenorganisationen als auch Sozialunternehmen und Impact-Fonds vertreten sind, was zeigt, dass die Lösung nicht in einem „Entweder-oder“ zwischen Non-Profit, For-Profit oder hybriden Modellen liegt. Alle Ansätze haben ihre Stärken und Berechtigung und leisten auf ihre jeweils einzigartige Weise einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit.

EEAktuell: Ihr aktuelles Projekt, bcause, macht es einfacher, gemeinnützige Aktivitäten mit privatem Kapital zu finanzieren. Wie trägt bcause dazu bei, Philanthropie für eine breitere Masse zugänglich zu machen, und was ist Ihre langfristige Vision für diese Plattform?

Felix Oldenburg: Bcause ist ein Werkzeug, das den Zugang zur Philanthropie radikal vereinfacht. Es zeigt, dass Engagement nicht elitär sein muss. Mit nur wenigen Klicks kann jeder eine digitale Stiftung gründen und so langfristige soziale Projekte finanzieren. Unsere Vision ist, dass Philanthropie so selbstverständlich wird wie Sparen – und dabei nicht nur Vermögen, sondern auch Vertrauen und Teilhabe schafft. Wir demokratisieren das Geben, weil wir glauben, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, die Welt zu gestalten.

EEAktuell: Sie engagieren sich auch auf der Ebene der Bundesregierung für soziale Innovation. Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser Initiative, und wie kann sie helfen, die Rahmenbedingungen für soziale Unternehmen und deren Wirkung in Deutschland zu verbessern?

Felix Oldenburg: Im Beirat setzen wir uns dafür ein, die Rahmenbedingungen für soziale Unternehmen zu verbessern und neue Formen des Engagements zu fördern. Ziel ist es, öffentliche und private Ressourcen besser zu verzahnen. Besonders wichtig ist mir dabei, bürokratische Hürden abzubauen und innovative Finanzierungsformen wie Impact Investing stärker einzubinden.

EEAktuell: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und Chancen für soziale Innovationen und Philanthropie in den kommenden Jahren? Wie können wir in Zukunft innovative Lösungen noch stärker fördern und welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik?

Felix Oldenburg: Die größte Herausforderung wird sein, gesellschaftliche Probleme mit der gleichen Dringlichkeit und Skalierbarkeit anzugehen, wie es Unternehmen auf dem Markt tun. Gleichzeitig bieten technologische Fortschritte enorme Chancen. Plattformen wie bcause können Engagement global skalierbar machen und die Zusammenarbeit zwischen Akteur:innen vereinfachen. Die Zukunft liegt in der Verbindung von sozialer Innovation mit mutigen Investments, die Risiken eingehen, um echten Wandel zu schaffen. Es geht darum, die Ressourcen der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Politik zu bündeln und das Beste aus allen Welten zusammenzubringen.

EEAktuell: Zum Abschluss: Welchen Rat würden Sie nicht nur Unternehmer:innen, sondern auch allen engagierten Bürger:innen geben, die aktiv zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen wollen?

Felix Oldenburg: Mein Rat ist: Fang einfach an, wo du gerade stehst. Gute Ideen entstehen oft aus kleinen, konkreten Schritten. Überleg dir, was du mit deinen Ressourcen – sei es Zeit, Wissen, Ansporn oder eben auch Geld – bewirken kannst, und setz es einfach um. In einer Zeit, die von negativen Newsfeeds und Überforderung geprägt ist, sind es gute Ideen, engagierte Menschen und positive Geschichten, die uns neue Perspektiven eröffnen und andere inspirieren können, ihren eigenen bcause zu finden. Genau darauf baut auch der Community-Gedanke unserer Plattform auf: gemeinsam mehr bewirken, voneinander lernen und eine Bewegung für sinnstiftendes Engagement schaffen.

Felix Oldenburg zeigt uns, wie hybride Geschäftsmodelle die Zukunft von Philanthropie und sozialer Innovation prägen können. Sein Ansatz, wirtschaftliche Werkzeuge gezielt einzusetzen, um gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen, ist eine Inspiration für Stiftungen, Unternehmen und engagierte Einzelpersonen gleichermaßen.

Sein abschließender Rat, aktiv zu werden und mit den eigenen Ressourcen anzufangen, ermutigt jede:n von uns, einen Beitrag zu leisten. Es ist eine Erinnerung daran, dass selbst kleine Schritte Großes bewirken können – besonders, wenn sie Teil einer gemeinsamen Bewegung sind.