Berechtigte Sorge oder überbewertetes Problem? Dunkelflauten realistisch betrachtet

Solarzelle auf Dach mit bewölktem Himmel

Das Wichtigste in Kürze

  • Dunkelflauten sind real, aber beherrschbar: Sie treten nur selten auf, moderne Speicherlösungen und flexible Netze helfen, Engpässe zu überbrücken.
  • Photovoltaik lohnt sich auch ohne durchgehende Sonne: Speicher machen Eigenheime unabhängiger vom Netz und ermöglichen Stromnutzung auch an dunklen Tagen.
  • Technologie statt Rückschritt: Statt zur Atomkraft zurückzukehren, braucht es Innovationen wie Smart Grids und grünen Wasserstoff.
  • Mehr Hellbrisen als Dunkelflauten: Statistisch überwiegen Zeiten mit hoher Sonnen- und Windenergie – ein klares Argument für die Energiewende.
Die Energiewende stellt den Staat, die Industrie und auch Privathaushalte vor neue Herausforderungen. Kritiker:innen betonen häufig, dass es immer wieder sogenannte Dunkelflauten geben wird. Das sind Zeiten, in denen Sonne und Wind fehlen, wodurch es zu Engpässen bei der Energieversorgung kommen kann. Aber ist das tatsächlich ein Argument, das gegen eine grundlegende Umstellung auf eine nachhaltige Energiepolitik und für die Rückkehr Deutschlands zum Atomstrom spricht? Oder sollte es vielmehr darum gehen, innovative Lösungen zu entwickeln, um diese Herausforderungen noch besser als bisher bewältigen zu können? In diesem Artikel beleuchten wir diese Themen genauer.
Solarzelle auf Dach mit bewölktem Himmel

Hausbesitzer:innen profitieren auch ohne durchgehende Sonneneinstrahlung optimal vom Solarstrom

Um einen Großteil des Strombedarfs eines Haushalts aus selbst produzierter Solarenergie decken zu können, ist ununterbrochener Sonnenschein gar nicht erforderlich. Dank einer Photovoltaikanlage mit Speicher lässt sich die überschüssige Energie, die während der sonnigen Zeit generiert wird, nämlich effektiv für die Nacht oder für bewölkte Zeiten speichern. So kann ein noch größerer Teil der im Haushalt verbrauchten Energie selbst erzeugt werden, was für mehr Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz und eine geringere Belastung der Umwelt sorgt.

Moderne Speicherlösungen lassen sich auch nachträglich in eine bereits vorhandene Solaranlage integrieren. So besteht jederzeit die Möglichkeit, noch autonomer zu werden und auch an dunklen Tagen maximal von der eigenen Photovoltaikanlage zu profitieren.

Was genau ist eigentlich eine Dunkelflaute?

Der Begriff „Dunkelflaute“ beschreibt eine Phase, in der sowohl die Sonne nicht nennenswert scheint als auch der Wind nicht weht. Aufgrund dieser Wetterbedingungen kann keine Wind- oder Solarenergie gewonnen werden und die Abhängigkeit von konventionellen Energiequellen steigt entsprechend. Besonders in den Wintermonaten oder während längerer Hochdruckwetterlagen erhöht sich die Gefahr für die beschriebene Situation, die eine Herausforderung für die Sicherstellung der Energieversorgung darstellt.

Dunkelflauten im historischen Kontext – ein Blick in die jüngere Vergangenheit und ihre Herausforderungen

Dunkelflauten sind kein neues Phänomen seit der Energiewende, sondern kamen auch in den Jahren davor immer wieder in Deutschland vor. Im Schnitt kam es zwischen 2006 und 2016 ungefähr alle zwei Jahre zu einer zweiwöchigen Dunkelflaute. Auch davor, als die Windenergie noch eindeutig einen geringeren Anteil unserer Energieversorgung ausmachte, gab es wiederholt Phasen, in denen die Energieproduktion aufgrund der Wetterbedingungen deutlich reduziert war.

Aufgrund des Energiemangels steigt der Strompreis

Während einer Dunkelflaute kann der Preis für Strom an den Energiebörsen zum Teil auf das Zehnfache des normalen Betrags ansteigen. Allerdings ist dies in der Regel nur für wenige Stunden der Fall. Die Kritiker:innen von Wind- und Solarenergie hinterfragen häufig aufgrund dieser Schwankungen die langfristige Stabilität des Energiepreises und die Sicherheit der Energieversorgung. Grundsätzlich ist hier aber keine Sorge nötig, denn sowohl die Integration von Speicherlösungen in unser Energiesystem als auch Gaskraftwerke können die Engpässe gut ausgleichen. Bei den Gaskraftwerken ist angedacht, langfristig auf moderne Lösungen zu setzen, die auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden können und damit deutlich umweltfreundlicher als fossile Energien sind.

Die Energiewende birgt Herausforderungen und Chancen

Temporäre Engpässe in der Energieversorgung durch Solarenergie und Windkraft können zu Problemen in der Energieversorgung führen. Sie sind aber für Expert:innen kein Grund, die Energiewende als gescheitert zu betrachten und wieder vermehrt auf Atomkraft oder fossile Energien zu setzen. Vielmehr ist es jetzt wichtig, die Energieinfrastruktur noch resilienter gegen Versorgungsengpässe zu machen und die technologische Entwicklung voranzutreiben. Hierfür gibt es gute Argumente:

Es gehen durchaus Herausforderungen mit den erneuerbaren Energien einher. Diese sollten jedoch nicht als Gegenargument bezüglich der Abkehr von konventionellen Energieträgern dienen, sondern vielmehr als Antrieb für Forschung und die Weiterentwicklung moderner und umweltfreundlicher Technologien betrachtet werden.

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Smarte Stromnetze helfen, die Dunkelflaute zu überwinden

Dank durchdachter und laufend weiterentwickelter Technologien sind trotz steigendem Energiebedarf die Herausforderungen von umweltbedingten Versorgungsengpässen bewältigbar. Einzelverbraucher:innen mit einer Solaranlage passen ihren Energieverbrauch bereits jetzt häufig über das Smart Home automatisch an die vorhandenen Bedingungen an, um überschüssige Energie besser nutzen zu können. Dies ist auch im Großen möglich: Die Energieflüsse werden durch effiziente und flexible Steuerung stets dynamisch an Nachfrage und Verfügbarkeit angepasst und optimiert. Die Kapazitäten von Speicherlösungen werden ausgebaut, so dass der in Zeiten guter Wetterbedingungen im Überschuss produzierte Strom während dunklerer Tage mit schwachem Wind in zunehmend größeren Mengen verfügbar ist.

Es gibt mehr Hellbrisen als Dunkelflauten​

Das Gegenteil der Dunkelflaute wird als „Hellbrise“ bezeichnet. Laut Statistiken kam diese Wetterlage in den vergangenen Jahren wesentlich häufiger als die Dunkelflaute vor. Die Zeiten mit viel Sonnenschein und entsprechend hoher Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen lassen sich zunehmend besser nutzen. Während der Zeit, in der Energie im Überschuss vorhanden ist, sinken die Strompreise an den Energiebörsen deutlich. Dies gleicht die nach wie vor sehr hohen Preise während der Dunkelflauten aus.

Das Bundeskartellamt will zukünftig bei Dunkelflauten genauer hinschauen

Angesichts der Preisexplosionen während Dunkelflauten liegt der Verdacht nahe, dass Stromanbieter sich die temporären Engpässe in der Vergangenheit bewusst zunutze gemacht haben, um dank ihrer Marktmacht höhere Gewinne zu erzielen. Dies ist auf dem Bundeskartellamt aufgefallen, welches plant, die Praktiken der Kraftwerksbetreiber zukünftig genauer zu überprüfen. Eine genauere Überwachung soll für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen und verhindern, dass Verbraucher:innen unnötig hohe Strompreise zahlen müssen.

Die Kosten für Wind- und Solarenergie sinken weiterhin

Wind und Sonne sind an vielen Tagen im Überschuss vorhanden und können bereits jetzt einen großen Teil unseres Energiebedarfs decken. Dank großer Fortschritte und weiterer intensiver Forschung können die modernen Energietechnologien kontinuierlich weiter verbessert werden. Das führt dazu, dass Investitions- und Betriebskosten sinken, was auch die Preise für umweltfreundlich gewonnenen Strom langfristig sinken lassen wird. Während fossile Energien endlich sind und die Preise dafür daher steigen, ist dieses Problem bei den erneuerbaren Energien nicht vorhanden. Es ist daher damit zu rechnen, dass Solar- und Windkraft langfristig zur finanziellen Entlastung der Verbraucher:innen beitragen. Diese Entwicklung ist ermutigend und zeigt, dass erneuerbare Energiesysteme trotz der Abhängigkeit von den Umweltbedingungen ein hohes Potenzial haben, das es zu nutzen gilt.

Fazit

Dunkelflauten sind eine reale Herausforderung, aber kein unüberwindbares Hindernis für die Energiewende. Mit intelligenten Netzen, leistungsfähigen Speichern und dem Ausbau flexibler Kraftwerkskapazitäten lassen sich Versorgungsengpässe zuverlässig abfedern. Statt auf veraltete Technologien wie Atomkraft zurückzugreifen, liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung moderner Lösungen, die eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung ermöglichen. Die Energiewende bleibt trotz einzelner Schwankungen der sinnvollste Weg in eine nachhaltige Zukunft.

Häufig gestellte Fragen​

Eine Dunkelflaute bezeichnet einen Zeitraum, in dem weder die Sonne scheint noch der Wind weht – also zwei Hauptquellen erneuerbarer Energie gleichzeitig ausfallen. Solche Wetterlagen treten selten auf, stellen das Stromnetz aber vor Herausforderungen, die mit modernen Speicherlösungen und flexibler Netzsteuerung gut bewältigt werden können.
Nein. Dunkelflauten zeigen, wo noch Investitionen in Infrastruktur und Speicher notwendig sind, um die Energieversorgung zu sichern. Sie sind aber kein Beweis gegen die Energiewende – vielmehr ein Ansporn für Innovation und den Ausbau von flexiblen, sauberen Lösungen.
Ja. Dank Batteriespeichern kann überschüssige Solarenergie aus sonnigen Stunden gespeichert und später genutzt werden. So bleiben Haushalte auch an dunklen Tagen weitgehend unabhängig vom Stromnetz.

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