
Tobias Brüser ist Vice President Products bei meteocontrol, einem führenden Anbieter von Überwachungs- und Steuerungssystemen für Photovoltaikanlagen. Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung in der Solarbranche leitet er die Entwicklung innovativer Lösungen, die den Übergang zu erneuerbaren Energien unterstützen. In diesem Interview sprechen wir mit ihm über seine Motivation, die neuesten Produkte von meteocontrol und seine Einschätzungen zur Zukunft des Energiemanagements.
EEAktuell: Herr Brüser, wie hat sich Ihr beruflicher Weg entwickelt, der Sie letztendlich in die Solarbranche und zu meteocontrol geführt hat?
Tobias Brüser: Mein Weg in die Solarbranche begann tatsächlich schon in meiner Schulzeit, als ich mit einigen Mitschülern eine Firma gründete, um das Dach unseres Gymnasiums mit einer Solaranlage auszustatten. Diese frühe Begeisterung für Solarenergie hat mich nie losgelassen.
Nach meinem Elektrotechnikstudium in Lyon, Frankreich, konnte ich meine Leidenschaft dann auch beruflich ausleben. Bei juwi sammelte ich erste Erfahrungen in der technischen Optimierung von Photovoltaikanlagen und der Effizienzsteigerung im Bereich O&M.
2014 kam ich als Product Manager zu meteocontrol, wo ich mich auf Cloud-Anwendungen zur Überwachung und Steuerung von PV-Anlagen konzentrierte. Im Laufe der Jahre konnte ich meine Verantwortung erweitern, zunächst als Team Lead, dann als Head of Product Management, und schließlich, seit 2021, als Vice President Products. In dieser Rolle bin ich nun strategisch für die Produktentwicklung und Innovationen im Hard- und Softwarebereich verantwortlich. Dabei konzentriere ich mich besonders auf die VCOM Cloud, unser Tool zur technischen Betriebsführung, und den blue’Log, der als Schlüsselkomponente für die Datenerfassung und Anlagensteuerung dient.
EEAktuell: Der mc Assetpilot ist eine Ihrer jüngsten Innovationen. Können Sie uns erklären, wie diese Plattform Anlagenbetreibern bei der Optimierung ihrer finanziellen Performance hilft?
Tobias Brüser: Der mc Assetpilot ist tatsächlich eine unserer größten Entwicklungen und eine Erweiterung unserer Cloud Softwaresuite für State-of-the-Art Asset Management. Wir haben ihn geschaffen, um Anlagenbetreibern im Bereich der erneuerbaren Energien eine umfassende Lösung für ihr Finanzmanagement zu bieten. Alle wichtigen finanziellen Daten der Anlagen sind in einer einzigen, übersichtlichen Plattform.
Zudem unterstützt der mc Assetpilot beim Vertragsmanagement. Durch die Integration von Vertragsverpflichtungen in den Arbeitsalltag wird die Einhaltung von Verträgen erleichtert und das Risiko von Vertragsverletzungen minimiert. Automatisierungsfunktionen für Berichte und Transaktionen sparen zusätzlich wertvolle Zeit.
Kurz gesagt, der mc Assetpilot ist ein leistungsstarkes Werkzeug, das Anlagenbetreibern hilft, ihre finanzielle Performance zu maximieren und ihre Anlagen effizienter zu verwalten.
EEAktuell: Was unterscheidet den mc Assetpilot von anderen Asset Management Systemen auf dem Markt? Welche spezifischen Funktionen sind für Betreiber von erneuerbaren Energieanlagen besonders nützlich?
Tobias Brüser: Der mc Assetpilot ist im Bereich der erneuerbaren Energien einzigartig. Es gibt kein vergleichbares System. Mit unserer Lösung können unsere Kund:innen die Leistung ihrer Anlagen über den gesamten Lebenszyklus hinweg überwachen, verwalten und verbessern – von der Anlagenplanung über die Kapitalbeschaffung bis hin zum Betrieb und Repowering.
EEAktuell: Wie unterstützt der mc Assetpilot die Entscheidungsfindung bei Investitionen und Betrieb von Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien?
Tobias Brüser: Ein zentraler Aspekt ist die Optimierung des Cashflows. Wir wissen, wie entscheidend ein gesunder Cashflow für den Erfolg von Anlagen ist. Mit dem mc Assetpilot können Betreiber ihre Einnahmen und Ausgaben präzise überwachen, Prognosen erstellen und so ihre finanzielle Planung verbessern. Weiteres Highlight ist die Möglichkeit, individuelle Finanzmodelle zu erstellen, Szenarien durchzuspielen und so fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen.
Gleichzeitig werden die Prozesse weiter optimiert und vereinheitlicht. Betreiber sparen dank unserer Lösung eine Menge Zeit und steigern bei einer gleichbleibenden Teamgröße die Produktivität. Kurz gesagt: Ein größeres Portfolio kann von einem kleineren Team überwacht werden. In Zeiten von Fachkräftemangel ein großer Vorteil.
EEAktuell: Hybride Energiemanagementsysteme sind ein weiteres wichtiges Thema bei meteocontrol. Worin liegen die Vorteile Ihrer Hybrid EMS-Lösung?
Tobias Brüser: Wir können gerade beobachten, wie rasant der Markt für hybride Energiesysteme wächst. Immer mehr PV-Anlagen werden mit Batteriespeichersystemen erweitert oder es wird auf reine Großspeicher gesetzt, um Zeiten auszugleichen, wenn kein Wind weht, die Sonne nicht scheint oder es an bestimmten Tageszeiten zu einem erhöhten Strombedarf kommt.
Hybride Energiesysteme können genau hier unterstützen. Unsere Hybrid EMS-Lösung für unseren Parkregler blue’Log XC steuert den komplexen Energiefluss zwischen mehreren Energieerzeugungs-, Energiespeicher und Energieverbrauchstechnologien. Dadurch kann ein Maximum an selbsterzeugter Energie genutzt, Lastspitzen vermieden oder die Netzstabilität verbessert werden.
EEAktuell: Abschließend, welchen praktischen Tipp können Sie unseren Leser:innen geben, die überlegen, in erneuerbare Energieprojekte zu investieren oder bestehende Anlagen zu optimieren?
Tobias Brüser: Ein praktischer Tipp, den ich den Leser:innen geben kann, die in erneuerbare Energieprojekte investieren oder bestehende Anlagen optimieren möchten, ist, die Bedeutung von hochwertigen Daten zu erkennen. Ich vergleiche den Betrieb von erneuerbaren Energieanlagen gerne mit meinem Hobby, dem Rennradfahren. Neben einem hochwertigen Rennrad benötigt man für optimale Trainingsergebnisse auch einen Datenlogger, einen Bordcomputer, der Sensordaten erfasst und in einer Cloud-Anwendung auswertet.
Genauso wie Sensoren und eine Analyseplattform im Radsport entscheidend sind, braucht es auch bei PV-Anlagen ein zuverlässiges Monitoring- und Steuerungssystem, das alle relevanten Daten erfasst und auswertet. Unser blue’Log fungiert dabei als ‚Bordcomputer‘ für PV-Anlagen, der Messdaten vor Ort erfasst, sie an die Cloud sendet und regelt darüber hinaus die Energieflüsse optimal aus.
Bei Investitionen in PV-Anlagen sollte man nicht nur auf leistungsstarke Module und Wechselrichter achten, sondern auch auf ein durchdachtes Monitoring- und Kontrollsystem. Zudem ist es wichtig, die Skalierbarkeit von Anfang an zu berücksichtigen, um langfristig flexibel zu bleiben.
Ein weiterer kritischer Faktor ist die Cybersicherheit. Ein umfassendes Sicherheitskonzept für Hard- und Software ist unerlässlich, um die Datenintegrität zu gewährleisten. Alle Komponenten eines PV-Systems müssen sicher und nahtlos integriert sein, von der lokalen Hardware bis zur Cloud.
Langfristige Optimierung erfolgt durch Datenanalyse und datenbasierte Entscheidungen. Wer kontinuierlich Höchstleistungen erbringen will, muss seine Leistung regelmäßig auswerten – sei es im Radsport oder im Betrieb einer PV-Anlage.
Fazit
Aus dem Gespräch mit Tobias Brüser lernen wir, wie datenbasierte Systeme und integrierte Softwarelösungen den Betrieb von Photovoltaikanlagen effizienter, transparenter und zukunftsfähiger machen. Tools wie der mc Assetpilot unterstützen nicht nur bei der finanziellen Optimierung, sondern ermöglichen auch eine ganzheitliche Verwaltung und Steuerung komplexer Energieportfolios.
Besonders deutlich wird: Wer in erneuerbare Energien investiert, sollte die Bedeutung hochwertiger Daten, verlässlicher Infrastruktur und skalierbarer Systeme nicht unterschätzen. Für eine erfolgreiche Energiewende braucht es nicht nur gute Technik – sondern auch intelligente Tools, die diese Technik bestmöglich nutzbar machen.