Wald als Investition? Diese Möglichkeiten gibt es

Wald von oben

Ein Gastartikel von Philip Weidenfeller

In Zeiten von Klimawandel und wachsendem Umweltbewusstsein suchen Anleger:innen zunehmend nach Möglichkeiten, ihr Geld nachhaltig und sinnvoll zu investieren. Eine Option, die dabei immer mehr in den Fokus rückt, sind Investments in Wald und Forstwirtschaft.

Doch können solche Anlagen wirklich Rendite und ökologischen Nutzen vereinen? Dieser Artikel beleuchtet die Chancen und Risiken von Waldinvestments und gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über diese grüne Anlageklasse.

Der Wald als Anlageobjekt

Wald bedeckt rund ein Drittel der Fläche Deutschlands und spielt eine zentrale Rolle für Klima und Biodiversität. Gleichzeitig gewinnt Holz als nachhaltiger Baustoff zunehmend an Bedeutung. Diese Faktoren machen Forstinvestitionen für viele Anleger:innen attraktiv – sowohl aus finanzieller als auch aus ökologischer Sicht.

Der doppelte Gewinn: Rendite und Umweltschutz?

Die Idee klingt verlockend: Mit einer Investition in Wald lässt sich nicht nur Geld verdienen, sondern auch etwas Gutes für die Umwelt tun. Doch wie realistisch ist dieses Versprechen wirklich? Die Antwort darauf ist komplex und hängt stark von der gewählten Anlageform und dem konkreten Projekt ab.

Wege in den Wald: Anlageformen im Vergleich

Waldaktien und ETFs – An der Börse grün investieren

Für Anleger:innen, die Wert auf Liquidität und breite Streuung legen, bieten sich börsengehandelte Fonds (ETFs) oder Aktienfonds mit Fokus auf Forstwirtschaft an. Ein Beispiel ist der iShares Global Timber & Forestry UCITS ETF. Diese Anlagen ermöglichen schon mit kleinen Beträgen eine Beteiligung am Forstsektor, sind aber auch den Schwankungen des Aktienmarktes ausgesetzt.

Wald von oben
Kann man in Wälder investieren? (Foto: @geraninmo/Unsplash)

Aber Vorsicht bei der Nachhaltigkeit: ein Wald ETF (wie oben) ist nicht unbedingt ein nachhaltiger ETF. Einige Unternehmen daraus betreiben beispielsweise Monokulturen oder der ETF-Anbieter setzt sein Stimmrecht nicht nachhaltig ein.

Exkurs: Ein ETF-Anbieter kann sein Stimmrecht bei Hauptversammlungen der Unternehmen, in die der ETF investiert ist, einsetzen, um Einfluss auf die Unternehmensführung zu nehmen. Dies kann genutzt werden, um nachhaltige Praktiken zu fördern, indem für umweltfreundliche Maßnahmen, soziale Verantwortung oder bessere Unternehmensführung gestimmt wird. Die Wirkung kann beträchtlich sein, besonders wenn große ETF-Anbieter koordiniert abstimmen, was Unternehmen dazu bringen kann, ihre Geschäftspraktiken in eine nachhaltigere Richtung zu lenken.

Forstfonds und Crowdinvesting – Gemeinsam Wälder schaffen

Forstfonds und Crowdinvesting-Plattformen bündeln das Kapital vieler Anleger:innen, um größere Waldflächen zu erwerben und zu bewirtschaften. Anbieter wie ForestFinance oder The Generation Forest ermöglichen Einstiege ab wenigen tausend Euro. Diese Anlagen versprechen oft Renditen zwischen 4-8% p.a., sind aber meist langfristig angelegt und weniger liquide als börsengehandelte Optionen.

Green Bonds – Verzinste Umweltfreundlichkeit

Grüne Anleihen mit Waldbezug bieten eine weitere Möglichkeit, in nachhaltige Forstwirtschaft zu investieren. Sie versprechen feste Zinsen (meist 1-3% p.a.) bei geringerem Risiko als Aktieninvestments. Allerdings ist das Angebot an spezialisierten Forst-Anleihen noch begrenzt.

Direktinvestment – Vom Waldbesitzer zum Förster

Der Kauf einer eigenen Waldfläche bietet maximale Kontrolle, ist aber mit hohem Kapitaleinsatz und Arbeitsaufwand verbunden. Diese Option kommt daher für die meisten Privatanleger:innen nicht in Frage, wird aber von einigen sehr vermögenden Investor:innen als langfristige Wertanlage geschätzt.

Auch ein Teil der Forstwirtschaft: Monokulturen ohne Biodiversität (Foto: @Pablo Garcia Saldana/Unsplash)

Kritikpunkte an Waldinvestments

Mangelnde Transparenz und Kontrolle

Ein häufiger Kritikpunkt ist die mangelnde Transparenz vieler Waldinvestment-Anbieter. Die Wälder befinden sich oft in weit entfernten Ländern wie Südamerika oder Asien. Für Anleger:innen ist es nahezu unmöglich, die Entwicklung „ihrer“ Bäume vor Ort zu kontrollieren.

Sie sind darauf angewiesen, dass die Betreiber regelmäßig und wahrheitsgemäß über den Zustand der Aufforstungsflächen berichten. Doch genau daran hapert es häufig:

  • Berichte sind oft lückenhaft oder wenig aussagekräftig
  • Satellitenbilder oder unabhängige Gutachten fehlen
  • Detaillierte Finanzinformationen werden nicht offengelegt

 

Naturrisiken

Wald mag auf den ersten Blick wie eine sichere Anlage erscheinen – schließlich wachsen Bäume einfach vor sich hin.

Doch die Natur birgt zahlreiche Risiken für Waldinvestments:

  • Waldbrände: Durch den Klimawandel nehmen Dürreperioden und damit verbundene Waldbrände zu. Ein Feuer kann jahrzehntelange Aufforstungsarbeit binnen Stunden zunichtemachen.
  • Schädlinge und Krankheiten: Insekten wie der Borkenkäfer oder Pilzerkrankungen können ganze Waldbestände befallen und zum Absterben bringen.
  • Stürme: Orkane und Wirbelstürme verursachen immer wieder massive Schäden in Wäldern. Besonders anfällig sind Monokulturen mit gleichaltrigen Bäumen.
  • Klimawandel: Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster setzen viele Baumarten unter Stress. Arten, die heute noch gut gedeihen, könnten in Zukunft an einem Standort nicht mehr lebensfähig sein.

Diese Naturrisiken sind nur teilweise versicherbar und können die Rendite von Waldinvestments empfindlich schmälern oder im Extremfall zu einem Totalverlust führen.

 

Unrealistische Renditeversprechen oder hohe Kosten

Um Anleger:innen zu locken, werben viele Anbieter mit hohen Renditeversprechen. Zweistellige jährliche Renditen sind keine Seltenheit. Doch diese Prognosen sind oft unrealistisch und basieren auf sehr optimistischen Annahmen.

Folgende Faktoren werden häufig zu positiv eingeschätzt:

  • Wachstumsraten: Die tatsächlichen Wachstumsraten der Bäume fallen oft geringer aus als angenommen.
  • Holzpreise: Die langfristige Entwicklung von Holzpreisen lässt sich kaum vorhersagen.
  • Kosten: Aufwendungen für Pflege, Schutz und Ernte werden oft zu niedrig angesetzt.
  • Ausfälle: Verluste durch Naturereignisse oder Krankheiten werden unterschätzt.

Gleichzeitig verlangt die Bewirtschaftung des Waldes – insbesondere eine nachhaltige Bewirtschaftung – hohen Einsatz. Dies führt zu hohen Verwaltungskosten.

Realistisch sind laut Stiftung Warentest eher Renditen im niedrigen einstelligen Bereich. Anleger:innen sollten daher sehr kritisch prüfen, ob die versprochenen Renditen plausibel sind.

 

Eingeschränkte Handelbarkeit und hohe Mindestanlagesummen

Dies betrifft nicht die ETFs oder Aktien. Andere Waldinvestments sind in der Regel deutlich weniger liquide als etwa Aktien oder Anleihen. Je nach Anbieter kann die Mindestanlagesummen hoch sein. Nach dem Kauf kann es schwer sein, die Anteile (z.B. an der Genossenschaft) wieder zu veräußern. Und es können Transaktionskosten beim Verkauf entstehen. Darauf sollten Sie vorher unbedingt achten. Ein vorzeitiger Ausstieg ist sonst nur mit hohen Abschlägen möglich.

Greenwashing Probleme
Mehr schein als Sein? Greenwashing auch bei Waldinvestitionen (Foto: @Pablo Garcia Saldana/Unsplash)

Rendite vs. Risiko: Was Waldinvestoren wissen müssen

Ertragspotenziale verschiedener Anlageformen

Die Renditeerwartungen bei Waldinvestments variieren je nach Anlageform stark. Während Green Bonds oft nur 1-3% p.a. bieten, versprechen manche Forstfonds Renditen von bis zu 8% p.a. ETFs können in guten Jahren sogar zweistellige Renditen erzielen, unterliegen aber auch stärkeren Schwankungen.

Der Faktor Zeit: Warum Geduld bei Waldinvestments Gold wert ist

Wald wächst langsam – und das gilt auch für die Renditen. Viele Waldinvestments haben Laufzeiten von 15 bis 30 Jahren. Kurzfristig orientierte Anleger:innen sollten daher vorsichtig sein. Wer jedoch langfristig denkt, kann von der Wertsteigerung und den ökologischen Vorteilen profitieren.

Grün oder Greenwashing? So erkennen Sie nachhaltige Angebote

Siegel und Zertifizierungen

Vor der Investition können Sie prüfen, ob das Holz, dass von den Unternehmen oder Genossenschaften verkauft wird, zertifiziert ist. Das FSC oder PEFC Siegel dienen eine erste Orientierung. Diese garantieren eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung. Auch Zertifizierungen wie der „Verified Carbon Standard“ (VCS) können auf seriöse Klimaschutzprojekte hinweisen.

Red Flags: Warnzeichen bei Waldinvestments

Seien Sie skeptisch bei:

  • Unrealistisch hohen Renditeversprechen
  • Fehlender Transparenz bezüglich Kosten und Risiken
  • Projekten, die auf Monokulturen oder nicht-heimische Arten setzen
  • Anbietern ohne nachweisbare Erfahrung in der Forstwirtschaft

Best Practice: Mischwälder und Mehrgenerationenprinzip

Besonders wichtig für eine nachhaltige Forstwirtschaft sind sowohl Mischwälder, als auch Mehrgenerationenwälder.

  • Mischwälder sind das Gegenteil von Monokulturen. Es ist wichtig, das verschiedene Pflanzenarten auf der Fläche leben, damit die Biodiversität gefördert wird. Im Übrigen steigert das auch die Resilienz des Waldes. Häufig ist dies aber (kurzfristig) teurer in der Bewirtschaftung, weswegen es häufig Monokulturen gibt.
  • Mehrgenerationenwälder entstehen, wenn die Holzentnahme nicht flächenweise komplett, sondern vereinzelt stattfindet. Es wird also nicht ein gesamter Teil des Waldes in einem gerodet. Stattdessen werden einzelne Bäume aus dem Wald entnommen, sodass dieser weiterhin intakt bleibt.

Der genossenschaftliche Generation Forest in Panama ist ein Beispiel, der auf beides setzt.

Fazit: Waldinvestments - mehr als nur ein grüner Trend?

Waldinvestments dürften angesichts der wachsenden Bedeutung von Klimaschutz und nachhaltigen Rohstoffen weiter an Relevanz gewinnen. Die Branche professionalisiert sich zunehmend, was zu mehr Transparenz und besseren Angeboten für Privatanleger:innen führen könnte.

Als Beimischung können Waldinvestments zur Diversifikation eines Portfolios beitragen und gleichzeitig ökologische Aspekte berücksichtigen. Sie eignen sich besonders für langfristig orientierte Anleger:innen mit Interesse an Nachhaltigkeit.

Waldinvestments erfordern jedoch eine sorgfältige Prüfung und sollten eher als kleine Beimischung betrachtet werden. Achte auf Transparenz, realistische Renditeerwartungen und belastbare Nachhaltigkeitskonzepte. Wem Nachhaltigkeit bei der Waldinvestition besonders wichtig ist, sollte eine Direktinvestition (z.B. über eine Genossenschaft) bevorzugen.

philip-weidenfeller-foto

Philip Weidenfeller hat sich irgendwann gefragt, ob er mit den ETFs zur Altersvorsorge nicht genau in die Unternehmen investiert, die er als Konsument meidet.

Bei Nachhaltigkeit denken wir fast immer an unsere Mobilität, Ernährung oder Energieversorgung – aber nur ganz selten daran, was unser Geld auf der Bank oder als Investition bewirkt. Da ihn die Informationen, die es dazu gab noch nicht so überzeugten, hat Philip kinu.earth gegründet, um Licht in die nachhaltige Finanzwelt zu bringen.

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