Was ist ein Passivhaus?

Passivhaus als nachhaltige Bautechnik

Definition: Passivhaus

Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das so konzipiert ist, dass es einen extrem niedrigen Energiebedarf für Heizung und Kühlung aufweist. Es nutzt passive Techniken wie Sonnenstrahlung und interne Wärmequellen, um den Großteil des Wärmebedarfs zu decken. Diese Häuser sind besonders energieeffizient und verursachen daher deutlich geringere Energiekosten im Vergleich zu konventionellen Gebäuden.

Energiehaus Energieeffizienz
Passivhaus für mehr Energieeffizienz (Foto: Freepik)

Das Konzept des Passivhauses wurde in den 1990er Jahren entwickelt und hat sich seitdem weltweit als ein Standard für nachhaltiges Bauen etabliert. Passivhäuser bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch ein hohes Maß an Komfort für die Bewohner:innen. Das Passivhaus-Institut in Darmstadt spielt eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung und Zertifizierung dieser Bauweise.

Exkurs: Energiestandard

Der Energiestandard eines Gebäudes beschreibt, wie effizient ein Gebäude Energie nutzt, insbesondere für Heizung, Kühlung, Lüftung und Warmwasserbereitung. Er legt fest, wie viel Energie ein Gebäude maximal verbrauchen darf, und definiert die Maßnahmen zur Reduzierung dieses Verbrauchs.

Hohe Energiestandards wie beim Nullenergiehaus sind entscheidend, da sie sicherstellen, dass das Gebäude so wenig Energie wie möglich benötigt und einen Großteil dieser Energie selbst regenerativ erzeugt. 

Bauliche Voraussetzungen

Um den Passivhaus-Standard zu erreichen, müssen bestimmte bauliche Voraussetzungen erfüllt werden.

  1. Hervorragende Wärmedämmung: Alle Bauteile des Hauses, einschließlich Wände, Dach und Boden, müssen umfassend gedämmt sein, um Wärmeverluste zu minimieren und die Wärme im Gebäude zu halten.

  2. Luftdichtheit: Das Gebäude muss luftdicht gebaut sein, um unkontrollierte Wärmeverluste durch undichte Stellen zu verhindern. Dies trägt wesentlich zur Energieeffizienz bei.

  3. Kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung: Eine Lüftungsanlage sorgt für die Zufuhr von frischer Außenluft und nutzt gleichzeitig die Wärme der Abluft, um die frische Luft zu erwärmen, wodurch Heizenergie gespart wird.

  4. Vermeidung von Wärmebrücken: Wärmebrücken, durch die Wärme unkontrolliert nach außen entweichen kann, müssen konsequent vermieden werden. Dies wird durch sorgfältige Planung und Bauausführung erreicht.

  5. Hochwertige Fenster mit niedrigem U-Wert: Fenster mit einem niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten tragen zur Minimierung der Wärmeverluste bei und nutzen gleichzeitig die Sonnenenergie zur passiven Erwärmung des Gebäudes.

  6. Kompakte Bauweise: Eine kompakte Bauweise wird bevorzugt, um das Verhältnis von Außenfläche zu Volumen zu optimieren und somit die Energieeffizienz zu steigern.

  7. Gebäudeorientierung und Nutzung von Solarenergie: Die Ausrichtung des Gebäudes und die Nutzung von Solarenergie spielen eine wichtige Rolle, um den Heizwärmebedarf zu minimieren und die Energieeffizienz zu maximieren.

Solaranlage PV auf Hausdach
Verschiedene Maßnahmen steigern die Energieeffizienz (Foto: Vivint Solar/Unsplash)

Vor- und Nachteile eines Passivhauses

Ein Passivhaus bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf Energieeffizienz und Wohnkomfort. Allerdings gibt es auch einige Nachteile, die bei der Planung und Umsetzung berücksichtigt werden sollten.

Vorteile

Nachteile

Kosten eines Passivhauses

Die Kosten für den Bau eines Passivhauses sind in der Regel höher als für konventionelle Gebäude. Dies liegt vor allem an den speziellen Materialien und Technologien, die für die hohe Energieeffizienz erforderlich sind.

Beispielsweise sind hochwertige Wärmedämmungen, Fenster mit niedrigem U-Wert und eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kostenintensiv. Trotz der höheren initialen Baukosten amortisieren sich diese durch die erheblichen Einsparungen bei den Energiekosten im Laufe der Zeit. Zudem können Passivhäuser durch ihre Energieeffizienz den Immobilienwert steigern.

Es ist jedoch wichtig, bei der Planung und Kalkulation auch die laufenden Wartungskosten, insbesondere für die Lüftungsanlage, zu berücksichtigen. Insgesamt erfordert der Bau eines Passivhauses eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse, um die finanziellen Vorteile langfristig zu bewerten.

Förderung nutzen!

Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die den Bau von Passivhäusern unterstützen und die höheren initialen Baukosten abmildern können. In Deutschland bietet beispielsweise die KfW-Bank attraktive Kredite und Zuschüsse für energieeffizientes Bauen und Sanieren an. Diese Förderprogramme beinhalten oft zinsgünstige Darlehen und Tilgungszuschüsse, die den finanziellen Aufwand für Bauherr:innen deutlich reduzieren können.

Darüber hinaus existieren regionale Förderungen, die zusätzlich in Anspruch genommen werden können. Um von diesen Programmen zu profitieren, ist es wichtig, sich frühzeitig über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren und die entsprechenden Anträge fristgerecht einzureichen.

Eine gute Planung und Beratung durch Fachleute können hierbei helfen, das optimale Förderpaket zu nutzen und die Baukosten signifikant zu senken. So wird der Bau eines Passivhauses nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell attraktiv.

Lohnt sich der Bau eines Passivhauses?

Ob sich der Bau eines Passivhauses lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die höheren Baukosten stehen den langfristigen Einsparungen bei den Energiekosten gegenüber. Durch den extrem niedrigen Energiebedarf eines Passivhauses lassen sich die monatlichen Ausgaben für Heizung und Kühlung drastisch reduzieren. Zudem tragen Passivhäuser zur Reduzierung der CO₂-Emissionen bei und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Auch die Förderprogramme und finanziellen Anreize spielen eine wichtige Rolle bei der Kosten-Nutzen-Analyse. Langfristig betrachtet kann der Wert eines Passivhauses aufgrund seiner Nachhaltigkeit und Energieeffizienz steigen. Allerdings erfordert der Bau eines Passivhauses eine sorgfältige Planung und Fachwissen, um die baulichen Anforderungen zu erfüllen. 

Fazit

Passivhäuser bieten eine zukunftsweisende und umweltfreundliche Bauweise, die durch ihre hervorragende Energieeffizienz und hohe Wohnqualität überzeugt. Sie tragen maßgeblich zur Reduzierung von CO₂-Emissionen bei und sorgen für ein angenehmes Wohnklima. Trotz der komplexen Planung und hohen baulichen Anforderungen stellen Passivhäuser eine attraktive Alternative zu konventionellen Bauweisen dar und fördern nachhaltiges Wohnen.

Häufig gestellte Fragen​

Ein Passivhaus kann bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung mehrere Jahrzehnte halten, vergleichbar mit konventionellen Gebäuden. Die verwendeten hochwertigen Materialien und die sorgfältige Bauweise tragen zur Langlebigkeit bei. Regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen, insbesondere der Lüftungsanlage, sind entscheidend für die dauerhafte Funktionsfähigkeit und Energieeffizienz.

Ein Passivhaus benötigt in der Regel keine konventionelle Heizung. Stattdessen wird der geringe Heizwärmebedarf durch passive Wärmequellen wie Sonneneinstrahlung, die Abwärme von Personen und Geräten sowie durch eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gedeckt. In extrem kalten Regionen kann jedoch eine kleine, elektrische Zusatzheizung oder eine effiziente Wärmepumpe zum Einsatz kommen.

Ein Passivhaus spart im Vergleich zu konventionellen Gebäuden bis zu 90 % der Heizenergie ein. Dies wird durch eine hervorragende Wärmedämmung, luftdichte Bauweise und effiziente Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung erreicht. Der Gesamtenergieverbrauch eines Passivhauses liegt oft bei weniger als 15 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr.

Das Leben in einem Passivhaus ist durch ein gleichmäßiges, angenehmes Raumklima und hervorragende Luftqualität gekennzeichnet. Dank der guten Wärmedämmung und der kontrollierten Lüftungsanlage gibt es kaum Temperaturschwankungen und keine Zugluft. Bewohner:innen profitieren zudem von niedrigen Energiekosten und einem hohen Maß an Wohnkomfort.

Ein Passivhaus wird durch eine umfassende Wärmedämmung aller Gebäudeteile wie Wände, Dach und Boden gedämmt. Die Dämmstoffe müssen sehr hohe Dämmwerte aufweisen, um Wärmeverluste zu minimieren. Zusätzlich werden Fenster mit niedrigen U-Werten und eine luftdichte Bauweise verwendet, um die Energieeffizienz zu maximieren.

Die Mindestanforderungen eines Passivhauses beinhalten einen Heizwärmebedarf von maximal 15 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr und einen Primärenergiebedarf von maximal 120 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Zudem muss das Gebäude eine sehr gute Luftdichtheit aufweisen, gemessen durch einen n50-Wert von maximal 0,6 Luftwechseln pro Stunde. Weiterhin ist eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erforderlich, um die hohe Energieeffizienz und den Wohnkomfort sicherzustellen. 

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