Energieausweis: Alles, was man wissen muss

Energieausweis mit Haus

Energieausweis: Alles was Sie über den Ausweis wissen müssen

Ein Energieausweis ist ein unverzichtbares Dokument für Eigentümer und potenzielle Käufer oder Mieter von Immobilien. Er bietet eine transparente und nachvollziehbare Darstellung der energetischen Eigenschaften eines Gebäudes. Mit steigenden Energiekosten und wachsendem Umweltbewusstsein wird die Energieeffizienz von Immobilien immer wichtiger. Der Energieausweis hilft dabei, den Energiebedarf und -verbrauch eines Gebäudes klar zu erfassen und zu bewerten.

Energieausweis ausgedruckt
Energieausweis zur Bewertung der Energieeffizienz (Foto:jarmoluk/Pixabay)

Was ist ein Energieausweis?

Ein Energieausweis bewertet die energetischen Eigenschaften eines Gebäudes. Er ist in Deutschland verpflichtend und zeigt die Energieeffizienz auf einer Skala von A+ bis H an. Es gibt zwei Haupttypen: den Verbrauchsausweis, der auf tatsächlichen Verbrauchsdaten basiert, und den Bedarfsausweis, der durch eine technische Analyse des Gebäudes ermittelt wird. Der Energieausweis hilft, den Energiebedarf und -verbrauch eines Gebäudes transparent darzustellen und Einsparpotenziale zu identifizieren.

Der Ausweis ist nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern auch ein wertvolles Instrument zur Identifizierung von Einsparpotenzialen. Er ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu planen und umzusetzen. Ob es sich um ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus oder ein gewerbliches Gebäude handelt – der Energieausweis bietet wertvolle Informationen für eine fundierte Entscheidung und nachhaltiges Wirtschaften.

Wann ist ein Energieausweis Pflicht?

Ein Energieausweis ist in Deutschland in verschiedenen Situationen gesetzlich vorgeschrieben. Die wichtigsten Fälle, in denen ein Energieausweis verpflichtend ist, sind:

  1. Neubau: Für jedes neu errichtete Gebäude muss ein Energieausweis erstellt werden. Dies ist Teil der Bauabnahme und erfolgt durch den Planer oder Architekten.

  2. Verkauf von Immobilien: Beim Verkauf eines Gebäudes oder einer Wohnung muss der Verkäufer dem potenziellen Käufer spätestens bei der Besichtigung einen gültigen Energieausweis vorlegen. Dies gilt sowohl für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude.

  3. Vermietung von Immobilien: Bei der Vermietung einer Immobilie, sei es eine Wohnung oder ein ganzes Gebäude, muss der Vermieter den Energieausweis spätestens bei der Besichtigung vorzeigen. Auch hier gilt dies für Wohn- und Nichtwohngebäude.

  4. Öffentliche Gebäude: Für öffentliche Gebäude mit einer Nutzfläche von mehr als 250 Quadratmetern, die häufig von der Öffentlichkeit besucht werden, muss ein Energieausweis gut sichtbar ausgehängt werden.

  5. Immobilienanzeigen: Seit Mai 2014 müssen in kommerziellen Immobilienanzeigen bestimmte Angaben aus dem Energieausweis gemacht werden, wie beispielsweise die Energieeffizienzklasse und der wesentliche Energieträger.

Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, und Gebäude mit einer Nutzfläche von weniger als 50 Quadratmetern sind von der Pflicht zur Ausstellung eines Energieausweises ausgenommen.

Energieausweis berechnen zwei Personen mit haus Skizze
Energieausweis für Gebäude (Foto: Freepik)

Wie liest man den Energieausweis?

Der Energieausweis bewertet die energetischen Eigenschaften eines Gebäudes und zeigt die Energieeffizienzklasse auf einer Skala. Diese reicht von A + (sehr effizient) bis H (wenig effizient). Der Energieverbrauchs- oder Energiebedarfskennwert, angegeben in kWh/m² pro Jahr, zeigt den Energieverbrauch oder -bedarf pro Quadratmeter und Jahr. Der Primärenergiebedarf umfasst den gesamten Energieaufwand einschließlich vorgelagerter Prozessketten, während der Endenergiebedarf die Energiemenge für Heizung, Warmwasser und Lüftung angibt.

Der Ausweis enthält auch Informationen zur Heizungsart und den verwendeten Energieträgern. Er ist zehn Jahre gültig und enthält oft Modernisierungsempfehlungen zur Verbesserung der Energieeffizienz.

Weitere wichtige Angaben umfassen das Baujahr, die Anzahl der Wohneinheiten und die beheizte Wohnfläche des Gebäudes. Schließlich sind die Kontaktdaten des Ausstellers vermerkt, um bei Bedarf Rückfragen klären zu können.

EnergieeffizienzklasseJährlicher EnergiebedarfGebäudeklasse
A+< 30 kWh/m²Passivhaus (KfW 40)
A30 bis 49 kWh/m²Neubau, Niedrigenergiehaus, KfW 55
B50 bis 74 kWh/m²gewöhnlicher Neubau
C75 bis 99 kWh/m²Mindeststandard für Neubauten
D100 bis 129 kWh/m²Gut sanierte Altbauten
E130 bis 159 kWh/m²Sanierter Altbau
F160 bis 199 kWh/m²Sanierter Altbau
G200 bis 249 kWh/m²Teilweise sanierte Altbauten
H> 250 kWh/m²Nicht energetisch sanierte Gebäude

Primärenergiekennwert

Der Primärenergiekennwert umfasst die gesamte Energiemenge, die zur Bereitstellung der Endenergie benötigt wird. Er berücksichtigt nicht nur die Energiemenge, die direkt im Gebäude verbraucht wird, sondern auch die Energie, die für die Gewinnung, Umwandlung und den Transport der Energieträger erforderlich ist. 

Bei der Berechnung des Primärenergiekennwerts werden Faktoren wie die Effizienz der Energieumwandlung, Transportverluste und der Anteil erneuerbarer Energien berücksichtigt. Diese umfassendere Betrachtung führt zu einem höheren Wert als beim Endenergiekennwert.

Der Primärenergiekennwert gibt Aufschluss über die gesamte Umweltbelastung durch den Energieverbrauch eines Gebäudes. Er ist ein wichtiger Indikator für die Nachhaltigkeit und die Umweltfreundlichkeit eines Gebäudes.

Endenergiekennwert

Der Endenergiekennwert gibt die Energiemenge an, die tatsächlich im Gebäude für Heizung, Warmwasser, Lüftung und ggf. Kühlung verbraucht wird. Er stellt den direkten Energieverbrauch dar, der auf den Energiezähler des Gebäudes trifft.

Dieser Wert wird anhand des tatsächlichen Energieverbrauchs oder des berechneten Energiebedarfs des Gebäudes ermittelt und in kWh/(m²·a) angegeben.

Der Endenergiekennwert zeigt, wie energieeffizient ein Gebäude im täglichen Betrieb ist und hilft, die direkten Energiekosten abzuschätzen. Er ist ein praktischer Indikator für Eigentümer und Bewohner, um den Energieverbrauch und die Effizienz eines Gebäudes zu beurteilen.

Projekt zur Verbesserung der Energieefizienz
Zahlreiche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz (Foto: Freepik)

Was ist der Unterschied zwischen Bedarfsausweis & Verbrauchsausweis?

Der Verbrauchsausweis und der Bedarfsausweis sind beide Typen von Energieausweisen. Der grundlegende Unterschied zwischen dem Verbrauchsausweis und dem Bedarfsausweis liegt in der Art und Weise, wie die Daten ermittelt werden.

Verbrauchsausweis

Der Verbrauchsausweis nutzt die Heizkostenabrechnungen der letzten drei Jahre als Datengrundlage. Diese Methode ist relativ schnell und kostengünstig, kann jedoch durch das individuelle Verhalten der Bewohner verfälscht werden.

Der Verbrauchsausweis ist besonders geeignet für bestehende Gebäude mit standardisierter Heiztechnik und leicht zugänglichen Verbrauchsdaten. Er zeigt den Energieverbrauch in kWh/(m²·a) an, jedoch können die Ergebnisse durch persönliche Nutzungsgewohnheiten variieren, was zu weniger objektiven Vergleichsmöglichkeiten führt.

Bedarfsausweis

Der Bedarfsausweis wird durch eine detaillierte technische Analyse des Gebäudes erstellt, bei der bauliche und technische Aspekte wie Dämmung, Heizungsanlage und Fenster berücksichtigt werden. Diese Analyse erfolgt nach standardisierten Berechnungsverfahren, wodurch die Ergebnisse unabhängig vom individuellen Nutzerverhalten sind.

Der Bedarfsausweis liefert daher objektivere und vergleichbarere Ergebnisse. Er ist verpflichtend bei Neubauten, umfassenden Modernisierungen und bestimmten Bestandsgebäuden, besonders bei unsanierten Altbauten oder Gebäuden mit weniger als fünf Wohneinheiten, die vor dem 1. November 1977 erbaut wurden.

Die Erstellung des Bedarfsausweises ist in der Regel teurer und zeitaufwendiger als die des Verbrauchsausweises, bietet jedoch eine genauere Bewertung der Energieeffizienz des Gebäudes.

Wo kann man einen Energiepass beantragen?

Einen Energiepass, auch Energieausweis genannt, kann man bei verschiedenen qualifizierten Fachleuten und Institutionen beantragen:

  1. Energieberater

  2. Architekten und Bauingenieure

  3. Handwerksbetriebe

  4. Wohnungsbaugesellschaften und Immobilienmakler

  5. Verbraucherzentralen

  6. Online-Dienste

Bei der Auswahl eines Anbieters ist es wichtig, auf die Qualifikation und Zertifizierung zu achten, um sicherzustellen, dass der Energieausweis den gesetzlichen Anforderungen entspricht und korrekt erstellt wird.

Was kostet ein Energieausweis?

Die Kosten für einen Energieausweis können variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere davon, ob es sich um einen Verbrauchsausweis oder einen Bedarfsausweis handelt.

Ein Verbrauchsausweis ist in der Regel günstiger und liegt preislich zwischen 50 und 100 Euro. Diese Art von Ausweis basiert auf den tatsächlichen Verbrauchsdaten der letzten drei Jahre und erfordert keine detaillierte technische Analyse. Daher sind die Erstellungskosten relativ niedrig und die Bearbeitungszeit ist kürzer. Die genauen Kosten können je nach Anbieter und Region leicht variieren.

Ein Bedarfsausweis ist teurer und liegt normalerweise zwischen 300 und 500 Euro. Die höheren Kosten resultieren aus der detaillierten technischen Analyse des Gebäudes, bei der bauliche und technische Gegebenheiten wie Dämmung, Fenster und Heizungsanlage berücksichtigt werden. Diese umfangreiche Analyse ist notwendig, um eine genaue Einschätzung des Energiebedarfs zu ermöglichen. Je nach Größe und Komplexität des Gebäudes können die Kosten auch höher ausfallen. Zusätzlich können die Preise je nach Anbieter und Region variieren.

Weitere Faktoren, die die Kosten beeinflussen können, sind die Größe und der Typ des Gebäudes. Größere Gebäude oder komplexere Bauwerke erfordern mehr Aufwand und sind daher teurer. Regionale Unterschiede spielen ebenfalls eine Rolle, da die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachleuten die Preise beeinflussen kann. Manche Anbieter bieten zudem zusätzliche Beratungsdienste oder detaillierte Modernisierungsempfehlungen an, die zu weiteren Kosten führen können.

Es ist ratsam, mehrere Angebote einzuholen und die Qualifikation der Anbieter zu überprüfen, um sicherzustellen, dass der Energieausweis korrekt und den gesetzlichen Anforderungen entsprechend erstellt wird.

Kosten Berechnung für Energieausweis
Kosten für Energieausweis variieren (Foto: jarmoluk/Pixabay)

Energetisches Sanieren: Modernisierungsempfehlungen für höhere Energieklasse

Energetisches Sanieren ist ein wichtiger Schritt, um die Energieeffizienz eines Gebäudes zu verbessern, Energiekosten zu senken und den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Im Energieausweis finden sich häufig Modernisierungsempfehlungen, die speziell darauf abzielen, die Energieklasse des Gebäudes zu erhöhen. Hier sind einige gängige Maßnahmen zur energetischen Sanierung, die Eigentümer in Betracht ziehen sollten:

  1. Wärmedämmung: Eine effektive Dachdämmung, Fassadendämmung und Kellerdeckendämmung können erheblich zur Reduzierung von Wärmeverlusten beitragen und die Heizkosten senken.

  2. Fenster und Türen: Der Austausch alter Fenster und Türen gegen solche mit moderner Wärmeschutzverglasung sowie die Erneuerung von Dichtungen können den Wärmeverlust weiter minimieren und das Wohnklima verbessern.

  3. Heizungstechnik: Moderne, effiziente Heizkessel, die Nutzung erneuerbarer Energien wie Solarthermie und Wärmepumpen sowie moderne Heizungssteuerungen können den Energieverbrauch signifikant reduzieren.

  4. Lüftungssysteme: Kontrollierte Wohnraumlüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung sorgen für eine kontinuierliche Frischluftzufuhr und minimieren gleichzeitig Wärmeverluste.

  5. Regenerative Energien: Die Installation von Photovoltaikanlagen und Solarthermieanlagen zur umweltfreundlichen Energieerzeugung kann die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und die Energiekosten senken.

  6. Gebäudetechnik: Smart Home-Technologien zur automatisierten Steuerung von Heizung, Beleuchtung und Verschattung können den Energieverbrauch optimieren und den Wohnkomfort erhöhen.

Durch die Umsetzung dieser Modernisierungsmaßnahmen können Eigentümer nicht nur ihre Energiekosten senken, sondern auch den Wert ihrer Immobilie steigern und einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eine energetische Sanierung führt zu einer höheren Energieeffizienzklasse im Energieausweis und bietet somit langfristige Vorteile für Eigentümer und Bewohner.

Fazit

Der Energieausweis ist ein wesentliches Instrument zur Bewertung und Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden. Durch Maßnahmen wie bessere Wärmedämmung, moderne Heizungstechnik und die Nutzung erneuerbarer Energien können Energiekosten gesenkt und die Energieeffizienzklasse erhöht werden. Dies steigert den Wert der Immobilie und trägt zum Umweltschutz bei. Qualifizierte Fachleute sollten für die Erstellung des Energieausweises und die Durchführung energetischer Sanierungen herangezogen werden, um eine korrekte und effektive Umsetzung sicherzustellen. Insgesamt fördert der Energieausweis nachhaltiges und energieeffizientes Wohnen für Eigentümer, Mieter und Käufer.

Häufig gestellte Fragen​

Nein, der Energieausweis ist auch für Nichtwohngebäude aussagekräftig. Er bewertet die energetischen Eigenschaften sowohl von Wohn- als auch von Gewerbeimmobilien, wobei er die jeweiligen Nutzungsarten berücksichtigt. Für öffentliche Gebäude und gewerblich genutzte Immobilien bietet er ebenfalls wichtige Informationen zur Energieeffizienz und möglichen Einsparpotenzialen.

Ja, der Energieausweis kann und sollte bei einer Besichtigung angefordert werden. Eigentümer und Vermieter sind gesetzlich verpflichtet, den Energieausweis potenziellen Käufern oder Mietern spätestens bei der Besichtigung vorzulegen. Dies ermöglicht Interessenten, sich vorab über die energetischen Eigenschaften der Immobilie zu informieren.

Der Energieausweis informiert Mieter oder Käufer über den Energieverbrauch und die Energieeffizienz eines Gebäudes. Er bietet einen Überblick über die zu erwartenden Energiekosten und zeigt, in welcher Energieeffizienzklasse das Gebäude liegt. Diese Informationen helfen, die langfristigen Betriebskosten und den energetischen Zustand der Immobilie besser einzuschätzen.

Der Energieausweis gibt Auskunft über den Energieverbrauch bzw. den Energiebedarf eines Gebäudes, ausgedrückt in kWh/(m²·a). Er enthält Kennwerte wie den Endenergiebedarf und den Primärenergiebedarf, die den direkten Energieverbrauch sowie den gesamten Energieaufwand für die Bereitstellung der Energie darstellen. Diese Werte helfen, die Energieeffizienz des Gebäudes zu beurteilen und Einsparpotenziale zu erkennen.

Modernisierungsmaßnahmen wie die Verbesserung der Wärmedämmung (Dach, Fassade, Kellerdecke), der Austausch alter Fenster und Türen gegen solche mit moderner Wärmeschutzverglasung, und die Modernisierung der Heizungstechnik (effiziente Heizkessel, Nutzung erneuerbarer Energien) können die Energieklasse erheblich steigern. Auch die Installation kontrollierter Lüftungssysteme und die Nutzung von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen tragen zur Verbesserung der Energieeffizienz bei. Diese Maßnahmen führen zu einer höheren Energieeffizienzklasse im Energieausweis und reduzieren die Energiekosten nachhaltig.

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