Nachhaltige Aktien: 5 Typische Denkfehler

Nachhaltiges Investieren Hand greift auf Geld

5 Typische Denkfehler beim Anlegen in nachhaltigen Investments

In den letzten Jahren hat das Thema nachhaltiges Investieren erheblich an Bedeutung gewonnen. Viele Anleger:innen suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld nicht nur profitabel, sondern auch verantwortungsvoll anzulegen.

Das Investieren in nachhaltige Aktien erfordert eine sorgfältige Analyse und ein gutes Verständnis der zugrunde liegenden Prinzipien. Oftmals lassen sich Anleger:innen von Trends und oberflächlichen Informationen leiten, was zu suboptimalen Entscheidungen führen kann.

In diesem Artikel beleuchten wir fünf typische Denkfehler, die beim nachhaltigen Investieren häufig auftreten, und zeigen Ihnen, wie Sie diese vermeiden können.

Glas mit Erde und Geld für nachhaltiges investieren
Auf was muss man beim Investieren in nachhaltige Investments achten? ( Foto: Freepik)

Fehler 1: Nur Aktien von nachhaltigen Unternehmen sind nachhaltige Aktien

Es ist ein verbreiteter Irrtum zu glauben, dass nur Aktien von Unternehmen, die ausschließlich nachhaltige Geschäftsmodelle verfolgen, als nachhaltige Investitionen gelten. Auf den ersten Blick scheint es logisch, in Unternehmen zu investieren, die sich bereits stark für Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagieren, wie etwa Hersteller von Solarpanels oder Windturbinen. Doch diese Sichtweise übersieht das transformative Potenzial, das in sogenannten „braunen“ Unternehmen steckt – also solchen, die bisher weniger nachhaltige Geschäftspraktiken verfolgen, aber auf dem Weg sind, sich grundlegend zu wandeln.

Ein Beispiel für eine solche Transformation ist der dänische Energiekonzern Ørsted. Einst stark auf fossile Brennstoffe angewiesen, hat Ørsted sich in den letzten Jahren zu einem führenden Unternehmen im Bereich erneuerbarer Energien entwickelt. Diese Veränderung wäre ohne umfangreiche Investitionen nicht möglich gewesen. Indem Anleger:innen solche Unternehmen unterstützen, die sich zu nachhaltigen Praktiken verpflichten, können sie einen signifikanten positiven Einfluss auf die Umwelt ausüben.

Investor's Guide to Impact

Das Konzept dahinter ist, dass Investitionen in Unternehmen, die sich im Übergang zu nachhaltigen Geschäftsmodellen befinden, potenziell einen größeren Umweltbeitrag leisten können als Investitionen in Unternehmen, die bereits nachhaltig arbeiten. Dieser Ansatz wird von vielen Experten unterstützt, darunter auch Berichte wie der „Investor’s Guide to Impact“ der Universität Zürich, der verschiedene Investmentstrategien auf ihre Nachhaltigkeit hin untersucht.

Weitere Beispiele für solche Transformationsprozesse sind der deutsche Chemiekonzern BASF, der seine Produktion zunehmend auf grüne Chemikalien umstellt, oder Automobilhersteller wie Volkswagen, die massiv in Elektrofahrzeuge investieren, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Durch gezielte Investitionen in solche Unternehmen können Anleger:innen nicht nur von potenziell hohen Renditen profitieren, sondern auch aktiv zur Förderung einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen.

Dieser Denkfehler zeigt, dass nachhaltiges Investieren mehr erfordert als nur die Auswahl von Unternehmen mit einer bereits vorbildlichen Umweltbilanz. Es geht darum, das Potenzial zur positiven Veränderung zu erkennen und zu unterstützen, um so einen langfristigen und bedeutsamen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Fehler 2: Nachhaltige Aktie = Nachhaltige Aktie

Ein weiterer häufiger Denkfehler beim nachhaltigen Investieren ist die Annahme, dass jede Aktie, die als nachhaltig beworben wird, tatsächlich auch nachhaltig ist. Dieses Phänomen ist als Greenwashing bekannt, bei dem Unternehmen versuchen, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind.

Greenwashing kann in verschiedenen Formen auftreten. Oftmals werden bestimmte Umweltinitiativen stark hervorgehoben, während weniger nachhaltige Geschäftspraktiken verschwiegen werden. Ein Unternehmen könnte beispielsweise eine neue umweltfreundliche Produktlinie bewerben, während der Großteil seines Geschäftsmodells weiterhin auf umweltschädlichen Praktiken basiert.

Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Ölkonzern BP, der in der Vergangenheit stark in erneuerbare Energien investiert hat und sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit darstellte. Gleichzeitig blieben jedoch die Kernaktivitäten des Unternehmens weiterhin stark auf fossile Brennstoffe fokussiert. Solche Fälle zeigen, wie wichtig es ist, hinter die Marketingstrategien zu schauen und die tatsächliche Umweltbilanz eines Unternehmens zu prüfen.

Um Greenwashing zu vermeiden, sollten Anleger:innen eine gründliche Due-Diligence-Prüfung durchführen. Eine Prüfung und Analyse eines Unternehmens, insbesondere im Hinblick auf seine ökologischen und sozialen Auswirkungen, hilft Investor:innen bei der Einschätzung, ob und wie stark der Einfluss eines Unternehmens auf die Umwelt tatsächlich ist.

Ein weiteres Werkzeug gegen Greenwashing ist die Berücksichtigung der gesamten Lieferkette eines Unternehmens. Ein Unternehmen mag an vorderster Front umweltfreundlich erscheinen, aber wenn seine Lieferanten oder Produktionsprozesse nicht nachhaltig sind, mindert dies den gesamten positiven Einfluss. Investor:innen sollten daher darauf achten, dass die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens nachhaltigen Kriterien entspricht.

Greenwashing Betrug grüne Farbe
Greenwashing: falsche Nachhaltigkeit vorgetäuscht

Fehler 3: Grünes Siegel? Die Aktie muss gut sein!

Ein häufiger Irrtum unter Anleger:innen ist die Annahme, dass eine Aktie, die mit einem grünen Siegel versehen ist, automatisch eine gute Investition darstellt. In der Tat gibt es eine Vielzahl von Nachhaltigkeitssiegeln und Zertifizierungen, die auf den ersten Blick vertrauenswürdig erscheinen. Doch nicht alle grünen Siegel sind gleichwertig, und ihre bloße Existenz garantiert nicht, dass eine Aktie sowohl nachhaltig als auch rentabel ist.

Grüne Siegel sollen Verbraucher:innen und Investor:innen helfen, nachhaltige Unternehmen zu erkennen. Allerdings gibt es keine einheitlichen Standards, die alle Siegel erfüllen müssen. Einige Zertifikate können auf weniger strengen Kriterien basieren oder sogar durch Unternehmen selbst initiiert sein, um einen grünen Anstrich zu verleihen, ohne substanzielle Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen.

Ein Beispiel ist der Bereich der Lebensmittelproduktion, wo diverse Siegel für nachhaltige Landwirtschaft existieren. Während einige dieser Siegel hohe Standards und unabhängige Überprüfungen garantieren, sind andere weniger streng und bieten nur minimale ökologische Vorteile. Ähnlich verhält es sich bei Unternehmen, die ihre Produkte oder Praktiken mit grünen Siegeln schmücken, die nicht immer auf umfassenden Nachhaltigkeitsbewertungen beruhen.

Zudem sind die Faktoren für die Bewertung eines Unternehmens den meisten Investor:innen nicht bekannt. Siegel und Zertifikate, sowie auch ESG-Ratings, können auch an Unternehmen vergeben werden, die nicht ausschließlich nachhaltige Praktiken verfolgen. 

Auch ein Ölkonzern kann ein gutes ESG-Rating erhalten, wenn zum Beispiel Investitionen in mehr Sicherheit gegen Ölunfälle getätigt werden. Obwohl das Geschäftsmodell nicht einer nachhaltigen Entwicklung zu Gute kommt, kann das ESG-Rating für das Umsetzen dieser Maßnahme erhöht werden.

Daher sollten Anleger:innen nicht blind auf grüne Siegel vertrauen. Eine gründliche Überprüfung der Kriterien und Standards, die hinter einem Siegel stehen, ist entscheidend. Berichte von unabhängigen Rating-Agenturen wie MSCI oder Sustainalytics bieten oft eine Grundlage für die Bewertung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens, sollten jedoch stets tiefgründig überprüft werden. 

Besonders die Faktoren der Bewertung müssen verstanden werden, um zwischen Unternehmen zu unterscheiden, die einen tatsächlich positiven Einfluss auf die Umwelt nehmen und jenen, die lediglich eine Verbesserung umweltschädigender Praktiken vornehmen.

Fehler 4: Nachhaltige Aktien haben geringere Rendite

Nachhaltige Aktien erzielen zwangsläufig geringere Renditen als traditionelle Anlagen? Viele Anleger:innen gehen davon aus, dass Unternehmen, die sich auf Nachhaltigkeit konzentrieren, höhere Kosten haben und daher weniger profitabel sind. Diese Sichtweise hält jedoch einer genaueren Prüfung nicht stand.

Ein Grund dafür ist, dass nachhaltige Unternehmen oft effizienter wirtschaften und besser auf Risiken reagieren können. Unternehmen, die auf nachhaltige Praktiken setzen, sind in der Regel weniger anfällig für regulatorische Veränderungen, Umweltkatastrophen und soziale Unruhen. Diese Resilienz führt zu einer stabileren finanziellen Performance und reduziert langfristig Risiken für Investor:innen.

Auch nachhaltige ETFs und Fonds haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen und zeigen oft starke Renditen. Diese Finanzprodukte bieten Anleger:innen die Möglichkeit, in eine breite Palette nachhaltiger Unternehmen zu investieren, und haben gezeigt, dass Diversifikation in Kombination mit nachhaltigen Kriterien erfolgreich sein kann.

Nachhaltige Investments in grüne Aktien
Nachhaltige Investments unterscheiden sich durch verschiedene Bewertungssysteme (Foto: TheDigitalWay/Pixabay)

Fehler 5: Nachhaltige Aktien sind volatil und riskant

Ein häufiger Irrtum ist, dass nachhaltige Unternehmen aufgrund ihrer spezialisierten Geschäftsmodelle und oft kleineren Marktanteile anfälliger für Marktschwankungen und wirtschaftliche Unsicherheiten sind. Doch diese Sichtweise wird durch aktuelle Studien und Marktanalysen widerlegt.

Tatsächlich haben viele nachhaltige Unternehmen bewiesen, dass sie widerstandsfähiger gegenüber Marktvolatilität sind als ihre konventionellen Pendants. Dies liegt daran, dass nachhaltige Unternehmen oft bessere Governance-Strukturen haben, die Risiken effektiver managen können. Sie sind häufig weniger abhängig von volatilen Rohstoffpreisen und haben Zugang zu einer loyalen Kundenbasis, die nachhaltige Praktiken schätzt und unterstützt.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Technologiesektor, in dem viele Unternehmen innovative Lösungen zur Verbesserung der Umwelt anbieten. Firmen wie Tesla, die sich auf Elektromobilität konzentrieren, oder NextEra Energy, ein führender Anbieter von erneuerbaren Energien, haben gezeigt, dass nachhaltige Geschäftsmodelle nicht nur wirtschaftlich tragfähig sind, sondern auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit stabile Erträge liefern können.

Darüber hinaus haben nachhaltige Aktienfonds und ETFs, die eine breite Palette von Unternehmen umfassen, die sich auf Nachhaltigkeit konzentrieren, oft eine geringere Volatilität als erwartet. Diese Fonds sind diversifiziert und umfassen verschiedene Branchen, was das Risiko verteilt und die Anfälligkeit für einzelne Marktschwankungen verringert.

Ein weiterer Aspekt, der zur Stabilität nachhaltiger Aktien beiträgt, ist die zunehmende Einbindung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) in die Unternehmensführung. Unternehmen, die ESG-Praktiken umsetzen, neigen dazu, langfristig nachhaltiger zu wirtschaften und besser auf regulatorische und marktbezogene Veränderungen zu reagieren. Dies reduziert das Risiko von Skandalen und wirtschaftlichen Rückschlägen, die durch schlechte Governance oder umweltschädliche Praktiken verursacht werden können.

Investment-Optionen

Wenn Sie selbstständig nach nachhaltigen Fonds und ETFs suchen möchten, können Sie kostenlose Tools wie Faire Fonds oder Cleanvest nutzen. Diese Plattformen bewerten Fonds nach unterschiedlichen Systemen und ordnen sie ihrer Nachhaltigkeit zu.

Ein weiterer Indikator ist das FNG-Siegel, das zusätzliche Kriterien wie Nachhaltigkeitsinitiativen und die Ausübung des Stimmrechts durch den Fondsanbieter bewertet. Achten Sie auf eine hohe Bewertung von zwei bis drei Sternen, da das Tragen des FNG-Siegels allein wenig aussagekräftig ist, da über 90 Prozent der eingereichten Fonds es erhalten.

Eine weitere empfehlenswerte Quelle ist die Fonds-Datenbank von Finanztest, die neben Ausschlusskriterien auch Faktoren wie die Existenz eines Nachhaltigkeitsbeirats berücksichtigt. Finanztest bewertet zudem das Rendite- und Risikopotenzial der Fonds und ETFs. Der Zugang zur Datenbank ist jedoch kostenpflichtig.

Grüne Investments auf Nachhaltigkeit
Grüne Investments erzielen hohe Renditen (Foto: Freepik)

Fazit

Nachhaltiges Investieren ermöglicht es, finanzielle Renditen mit sozialer und ökologischer Verantwortung zu verbinden, erfordert jedoch das Vermeiden typischer Denkfehler. Wichtig ist eine gründliche Prüfung der Nachhaltigkeitsleistung und das Erkennen des Potenzials zur Transformation von Unternehmen. Durch eine fundierte Anlagestrategie können Investor:innen sowohl ökonomische als auch ökologische Ziele erfolgreich vereinen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten.

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