KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien erklärt

kurs gewinn verhältnis bei aktienanalyse

Was ist das KGV?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine wichtige Kennzahl in der Aktienbewertung und wird häufig von Anleger:innen und Analyst:innen verwendet, um die Bewertung einer Aktie zu bestimmen. Es setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn je Aktie.

Der Kurs einer Aktie repräsentiert den Unternehmenswert, der stark vom Gewinn des Unternehmens beeinflusst wird. Steigende Gewinne führen in der Regel zu einem steigenden Aktienkurs. Allerdings beeinflussen auch viele andere Faktoren den Kurs, wie etwa die Erwartungen auf zukünftige Gewinne. Daher entspricht der Kurs oft einem Vielfachen des Gewinns pro Aktie, beispielsweise dem 5-fachen. Dieses Verhältnis wird durch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ausgedrückt: Ein KGV von 5 bedeutet also, dass der Kurs das 5-fache des Gewinns pro Aktie beträgt.

Ein niedriger KGV-Wert kann darauf hinweisen, dass eine Aktie unterbewertet ist, während ein hoher KGV-Wert auf eine Überbewertung hindeuten könnte. Das KGV hilft somit bei der Einschätzung, ob eine Investition in eine bestimmte Aktie attraktiv ist.

Kurs Gewinn Verhältnis von Aktien auf einem Bildschirm
KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis als wichtige Kennzahl (Foto: Freepik)

Was ist ein gutes Kurs-Gewinn-Verhältnis?

Ein gutes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann je nach Branche und Marktbedingungen variieren. Generell betrachtet, gibt es jedoch einige Richtlinien, die Ihnen helfen können, ein gutes KGV zu erkennen:

  1. Branchenvergleich: Ein gutes KGV ist oft relativ zur Branche zu betrachten. In Branchen mit stabilen und etablierten Unternehmen, wie Versorgungsunternehmen, ist ein niedrigeres KGV üblich. In wachstumsstarken Branchen wie der Technologie kann ein höheres KGV normal sein.

  2. Historischer Vergleich: Ein Unternehmen kann als gut bewertet gelten, wenn sein aktuelles KGV niedriger ist als sein historischer Durchschnitt. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Aktie derzeit unterbewertet ist.

  3. Marktbedingungen: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit können niedrige KGVs attraktiver sein, da sie weniger Risiko bedeuten. In Wachstumsphasen des Marktes sind höhere KGVs aufgrund höherer Gewinnerwartungen akzeptabler.

  4. Qualität des Unternehmens: Ein gutes KGV hängt auch von der Qualität und Stabilität des Unternehmens ab. Ein Unternehmen mit konstant steigenden Gewinnen und starken Zukunftsaussichten kann ein höheres KGV rechtfertigen.

Genaue Aussagen über ein gutes oder schlechtes Kurs-Gewinn-Verhältnis können also nicht getroffen werden. Viele Anleger:innen und Investierende sehen eine Aktie mit einem KGV von unter 10 als unterbewertet an. Aktien mit einem KGV von über 20 sind in der Regel überbewertet. Ein Verhältnis von 10-20 ist also in vielen Fällen ein normaler Wert.

Eine einzelne Kennzahl bietet oft nur begrenzte Einblicke, und das gilt auch für das KGV. Es sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern zusammen mit anderen Unternehmenskennzahlen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder dem Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV), sowie im historischen und branchenspezifischen Kontext analysiert werden. Ein pauschal guter KGV-Wert existiert nicht, da er stark von den individuellen Umständen abhängt.

KGV in Abgrenzung zu anderen Kennzahlen

Das KGV reicht wie bereits erwähnt nicht wirklich aus, um eine ausreichend tiefe Fundamentalanalyse über die Ertragskraft einer Aktie zu tätigen. Um genauer bestimmen zu können, welchen Gewinn die Aktie erzielen wird, ist es ratsam, sich auch andere Kennzahlen zur Hilfe zu nehmen.

Neben dem Kurs-Gewinn-Verhältnis kann das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) verwendet werden, das die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ins Verhältnis zu dessen Jahresumsatz setzt. Diese Berechnung ist sinnvoll, wenn ein Unternehmen noch keinen Gewinn erzielt.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) misst hingegen das Verhältnis des Aktienkurses zum aktuellen Buchwert pro Aktie, welcher dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital entspricht. Ein höheres KBV bedeutet eine höhere Bewertung der Aktie.

Schließlich kann auch das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) berechnet werden. Diese Kennzahl ist liquidorientiert und hat den Vorteil, dass der operative Cashflow objektiver ist als der Gewinn.

Vor- und Nachteile vom KGV

Vorteile

Nachteile

Berechnung des KGV einer aktie
KGV reicht als alleinige KPI nicht aus (Foto: Freepik)

KGV berechnen: So geht's

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn je Aktie. Um es zu berechnen, benötigst du zwei Informationen: den aktuellen Börsenkurs der Aktie und den Gewinn pro Aktie.

Den aktuellen Kurs kannst du auf vielen Finanzwebseiten von Banken oder Brokern finden. Der Gewinn pro Aktie ergibt sich aus dem Nettogewinn des Unternehmens, geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien. Diese Daten sind häufig in Aktienporträts verfügbar oder im letzten Geschäftsbericht des Unternehmens nachzulesen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lässt sich einfach berechnen. Man teilt den aktuellen Kurs einer Aktie durch den Gewinn pro Aktie (EPS, Earnings Per Share).

Formel:

KGV = Aktienkurs / Gewinn je Aktie

Beispiel:
Angenommen, der aktuelle Aktienkurs eines Unternehmens beträgt 100 Euro und der Gewinn je Aktie für das letzte Jahr beträgt 10 Euro.

KGV = 100€ / 10 € = 10

Das KGV beträgt in diesem Fall 10. Dies bedeutet, dass der Kurs das Zehnfache des Gewinns pro Aktie widerspiegelt. 

Arten des KGV

Es gibt verschiedene Arten des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV), die sich je nach Berechnungszeitpunkt und verwendeten Daten unterscheiden:

  1. KGV am Berichtstag: Diese Methode verwendet den Jahresgewinn und den Kurs am Tag der Veröffentlichung des Jahresabschlusses. Häufig wird hierfür das Jahresende gewählt. Alternativ können auch Quartalsberichte genutzt werden, wobei der Kurs am Quartalsende herangezogen wird.

  2. Nachlaufendes KGV: Hierbei wird der aktuelle Kurs mit dem Gewinn des letzten abgeschlossenen Geschäftsjahres verglichen. Es kann auch der Gewinn der letzten vier Quartale (Trailing Twelve Months, TTM) verwendet werden. Diese Methode ist im Englischen als „Trailing P/E“ bekannt.

  3. Erwartetes KGV: Dieses KGV basiert auf prognostizierten Gewinnen. Es vergleicht den aktuellen Kurs mit den erwarteten Gewinnen des kommenden Jahres. Auf Finanzseiten wird dies oft mit einem kleinen „e“ hinter der Jahreszahl angezeigt, z.B. „KGV 2024e“. Im Englischen spricht man vom „Forward KGV“.

  4. Shiller-KGV: Diese Variante berücksichtigt den durchschnittlichen Gewinn der letzten zehn Jahre, um konjunkturelle Schwankungen zu glätten. Die Gewinne werden inflationsbereinigt und dann mit dem aktuellen Kurs ins Verhältnis gesetzt. Dadurch ergibt sich ein stabileres Bild über längere Zeiträume hinweg.

  5. Unverwässertes und Verwässertes KGV: Beim unverwässerten KGV wird der Gewinn pro Aktie basierend auf der aktuellen Anzahl ausgegebener Aktien berechnet. Das verwässerte KGV berücksichtigt zusätzlich potenzielle Aktien aus Wandelanleihen und Aktienoptionen, die den Gewinn auf eine größere Anzahl Aktien verteilen und somit ein höheres KGV ergeben.

Diese verschiedenen Arten des KGV bieten jeweils spezifische Vorteile und sollten je nach Analyseziel und Kontext ausgewählt werden.

Fazit

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine nützliche Kennzahl für die Bewertung von Aktien, sollte aber immer im Kontext anderer Kennzahlen und Faktoren betrachtet werden. Eine umfassende Analyse, die auch historische Entwicklungen und branchenspezifische Unterschiede berücksichtigt, ist entscheidend für fundierte Investitionsentscheidungen. Nur durch die Kombination verschiedener Bewertungsmethoden können Anleger:innen eine solide Grundlage für ihre Investitionen schaffen.

Häufig gestellte Fragen​

Ein gutes KGV liegt oft zwischen 10 und 20, wobei der genaue Wert je nach Branche variiert. Ein KGV von 15 gilt oft als fair bewertet. Ein niedrigeres KGV kann darauf hinweisen, dass eine Aktie unterbewertet ist, während ein höheres KGV auf eine Überbewertung hinweisen könnte. Das KGV gibt dabei das Verhältnis des aktuellen Aktienkurses zum Gewinn je Aktie an.

Eine Aktie gilt als überbewertet, wenn das KGV sehr hoch ist, beispielsweise deutlich über 20. Dies bedeutet, dass der Preis der Aktie im Vergleich zu den erzielten Gewinnen zu hoch ist. Ein hohes KGV deutet darauf hin, dass Anleger:innen hohe zukünftige Gewinne erwarten, die das aktuelle Gewinnniveau nicht rechtfertigt.

Eine Aktie ist günstig, wenn das KGV niedrig ist, etwa unter 10. Dies bedeutet, dass der Preis der Aktie im Vergleich zu den erzielten Gewinnen niedrig ist. Ein niedriges KGV kann darauf hinweisen, dass die Aktie unterbewertet ist und potenziell eine gute Investitionsmöglichkeit bietet, solange die Ertragslage des Unternehmens stabil bleibt.

Ein KGV zwischen 10 und 20 gilt als gutes KGV und kann eine Kaufgelegenheit darstellen, je nach Branche und Marktbedingungen. Niedrige, einstellige KGVs gelten oft als besonders günstig, sollten aber immer im Kontext der gesamten Unternehmensbewertung und der wirtschaftlichen Lage betrachtet werden. Ein KGV von 15 kann als fair bewertet gelten.

Das durchschnittliche KGV liegt je nach Markt und Branche zwischen 10 und 20. Ein KGV von 15 gilt oft als Richtwert für den breiten Markt. Der durchschnittliche KGV-Wert bietet eine Basis für den Vergleich einzelner Aktien und hilft, über- oder unterbewertete Aktien zu identifizieren. Mithilfe des KGVs können Anleger:innen den Wert einer Aktie im Kontext ihrer Ertragslage beurteilen.

Teile den Beitrag:

Weitere Artikel

durchsichtiges glas mit geldmünzen gefüllt und der aufschrift normbasiertes screening
Normbasiertes Screening

Normbasiertes Screening ist eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, Investitionen anhand international anerkannter Normen und Standards zu überprüfen. Diese Methode wird insbesondere im Kontext nachhaltiger Geldanlagen genutzt, um sicherzustellen, dass Investitionen ethischen und ökologischen Kriterien entsprechen. Unternehmen,

Weiterlesen »
geld in einem glas mit pflanzen und aufschrift negative screening
Negative Screening

Negative Screening ist eine Investmentstrategie, bei der bestimmte Unternehmen oder Branchen von einem Investmentportfolio ausgeschlossen werden, basierend auf vordefinierten ethischen, sozialen…

Weiterlesen »