Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) entwickelt sich zu einem Schlüsselinstrument für nachhaltige Investments in Deutschland und Europa. Ab 2025 sollen Unternehmen, die nach der CSRD berichtspflichtig sind, die Möglichkeit haben, die Anforderungen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) in der IT-Infrastruktur des DNK zu erfüllen. Für Sie als Anleger:in bietet der DNK wertvolle Einblicke in die Nachhaltigkeitsleistungen von über 1.000 Unternehmen, die bereits nach dem Standard berichten.
Das Wichtigste in Kürze
- Umfassender Standard: Der DNK umfasst 20 Kriterien in vier Bereichen (Strategie, Prozessmanagement, Umwelt, Gesellschaft) und macht Nachhaltigkeitsleistungen vergleichbar
- Investor:innen-Tool: Die DNK-Entsprechenserklärungen sind allen Interessierten in einer kostenfreien Datenbank zugänglich und bieten Transparenz für Anlageentscheidungen
- CSRD-kompatibel: Der DNK bietet kostenlos Unterstützung für CSRD/ESRS und senkt so den Aufwand der Nachhaltigkeitsberichterstattung speziell für kleine und mittlere Unternehmen
- Breite Anwendung: Der DNK kann von Unternehmen und Organisationen jeder Größe und Rechtsform genutzt werden und eignet sich besonders für KMU
Warum ist der DNK wichtig?
Der DNK hilft Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten sichtbar zu machen und vergleichbar darzustellen. Viele mittelständische Unternehmen handeln bereits nachhaltig, dokumentieren ihre Bemühungen aber nicht ausreichend. Hier kommt der DNK ins Spiel: Er bietet einen klaren Rahmen für die Berichterstattung und macht die Nachhaltigkeitsleistungen für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Standard unterstützt Unternehmen dabei, strukturiert vorzugehen und alle wichtigen Bereiche der Nachhaltigkeit abzudecken. Gleichzeitig erfüllen Unternehmen mit dem DNK auch gesetzliche Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben.
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Definition: Deutscher Nachhaltigkeitskodex
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein branchenübergreifender Standard für Transparenz in der Berichterstattung unternehmerischer Nachhaltigkeitsleistungen. Er kann von Organisationen jeder Größe und Rechtsform genutzt werden. Er wurde 2011 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung in einem Stakeholder-Prozess entwickelt und seitdem mehrfach überarbeitet.
Der DNK basiert auf dem „Comply-or-Explain„-Prinzip, bei dem Unternehmen entweder zu allen 20 Kriterien berichten oder aber begründen müssen, warum sie bestimmte Angaben nicht machen können. Eine DNK-Erklärung besteht verpflichtend immer aus den 20 DNK-Kriterien und einem ausgewählten Leistungsindikatoren-Set (GRI oder EFFAS).

Die 20 Kriterien des DNK im Überblick
Nr. | Kategorie | Kriterium | Beschreibung |
---|---|---|---|
1 | Strategie | Strategie | Offenlegung der Nachhaltigkeitsstrategie und konkreter Maßnahmen |
2 | Strategie | Wesentlichkeit | Analyse der wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte der Geschäftstätigkeit |
3 | Strategie | Ziele | Definition und Zeitplan für Nachhaltigkeitsziele |
4 | Strategie | Tiefe der Wertschöpfungskette | Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette in die Nachhaltigkeitsstrategie |
5 | Prozessmanagement | Verantwortung | Klare Zuordnung von Nachhaltigkeitsverantwortung im Unternehmen |
6 | Prozessmanagement | Regeln und Prozesse | Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Geschäftsprozesse |
7 | Prozessmanagement | Kontrolle | Überwachung und Messung der Nachhaltigkeitsleistung |
8 | Prozessmanagement | Anreizsysteme | Verknüpfung von Vergütung und Nachhaltigkeitszielen |
9 | Prozessmanagement | Beteiligung der Anspruchsgruppen | Systematische Einbindung von Stakeholdern |
10 | Prozessmanagement | Innovations- und Produktmanagement | Nachhaltigkeitsorientierte Produkt- und Serviceentwicklung |
11 | Umwelt | Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen | Offenlegung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen |
12 | Umwelt | Ressourcenmanagement | Ziele für Ressourceneffizienz und erneuerbare Energien |
13 | Umwelt | Klimarelevante Emissionen | Berichterstattung über Treibhausgas-Emissionen nach Greenhouse Gas Protocol |
14 | Gesellschaft | Arbeitnehmerrechte | Sicherstellung und Förderung von Arbeitnehmerrechten |
15 | Gesellschaft | Chancengerechtigkeit | Maßnahmen für Diversität und Chancengleichheit |
16 | Gesellschaft | Qualifizierung | Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter:innen |
17 | Gesellschaft | Menschenrechte | Achtung und Schutz der Menschenrechte in der Geschäftstätigkeit |
18 | Gesellschaft | Gemeinwesen | Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und lokalen Gemeinschaften |
19 | Gesellschaft | Politische Einflussnahme | Transparenz über politische Aktivitäten und Lobbying |
20 | Gesellschaft | Gesetzes- und richtlinienkonformes Verhalten | Anti-Korruptionsmaßnahmen und Compliance-Systeme |
Wie funktioniert eine DNK-Erklärung?
Unternehmen setzen häufig zunächst ein Nachhaltigkeitsteam auf. Die Projektgruppe stellt dann fest, an welchen Stellen gegebenenfalls Informationen fehlen und wer im Unternehmen diese liefern könnte und trägt im Folgenden alle quantitativen und qualitativen Informationen für die jeweiligen Kriterien zusammen.
Die Erstellung erfolgt über die DNK-Plattform. Dann wird die Erklärung vom DNK-Team auf formelle Vollständigkeit überprüft. Wird zu allen Kriterien nach dem „Comply- oder Explain-Prinzip“ berichtet, veröffentlicht das DNK-Team, oder auf Wunsch das Unternehmen selbst, die Entsprechenserklärung.
✓ Dran gedacht? DNK-Erklärungen sind öffentlich zugänglich und durchsuchbar. Sie finden sie unter www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de in der Unternehmensdatenbank. Nutzen Sie die Filterfunktionen, um gezielt nach Branchen oder Unternehmensgrößen zu suchen.
Welche Bedeutung hat der DNK für nachhaltiges Investieren?
Der DNK spielt eine zentrale Rolle bei der Due Diligence nachhaltiger Investments, da er standardisierte und vergleichbare ESG-Informationen liefert. Für Sie als Anleger:in bietet er eine verlässliche Grundlage zur Bewertung der Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen.
Die strukturierte Darstellung der 20 Kriterien ermöglicht es, verschiedene Aspekte von Environmental, Social und Governance systematisch zu analysieren und Unternehmen branchenübergreifend zu vergleichen. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass der DNK keine Bewertung oder Zertifizierung darstellt, sondern ausschließlich ein Transparenzinstrument ist.
Anleger:innen können DNK-Erklärungen nutzen, um ihre Investmentkriterien zu schärfen und gezielt nach Unternehmen zu suchen, die ihren Nachhaltigkeitswerten entsprechen. In Kombination mit anderen ESG-Ratings und -Analysen bietet der DNK eine wertvolle zusätzliche Informationsquelle für fundierte Anlageentscheidungen.
📌 Good-To-Know: Als private:r Anleger:in fehlen häufig Zeit und Expertise, um Berichte miteinander zu vergleichen und Leistungsindikatoren auszulesen. Prinzipien aus dem DNK und anderen Richtlinien werden jedoch in nachhaltigen Fonds und ETFs berücksichtigt. So können Sie entspannt investieren, ohne eine Vielzahl an Berichten selbst lesen zu müssen.
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Welche Herausforderungen gibt es?
Häufig bestehen Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung. Die Qualität der berichteten Informationen variiert erheblich zwischen den Unternehmen, da eine externe Prüfung der Angaben nicht verpflichtend ist. Zudem führt das „Comply-or-Explain“-Prinzip dazu, dass manche Unternehmen wesentliche Informationen nicht offenlegen und Begründungen liefern, die für Investor:innen wenig aussagekräftig sind.
Die Vergleichbarkeit wird auch dadurch eingeschränkt, dass Unternehmen zwischen verschiedenen Leistungsindikatoren-Sets (GRI oder EFFAS) wählen können. Ein weiteres Problem ist die teilweise oberflächliche Berichterstattung, bei der quantitative Kennzahlen fehlen oder qualitative Beschreibungen zu allgemein bleiben.
Anstelle des bisherigen Berichtsstandards bietet der DNK seit Anfang 2025 ein umfassendes Unterstützungsangebot für die Berichterstattung nach CSRD, was die Weiterentwicklung und Standardisierung vorantreibt.
Trotz der Herausforderungen schafft der DNK nachweislich mehr Transparenz am deutschen Markt und bietet nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen eine Plattform, sich von Wettbewerbern zu differenzieren und das Vertrauen von Investor:innen zu gewinnen.
🌱 Green-Fact: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) stellt 19.250.000€ zur Verfügung für die Weiterentwicklung des DNK.
Fazit
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex hat sich als bewährtes Instrument für Nachhaltigkeitstransparenz etabliert und wird durch die Anbindung an die CSRD-Anforderungen weiter an Bedeutung gewinnen. Für nachhaltige Investor:innen bietet er eine wertvolle, kostenfrei zugängliche Informationsquelle zur ESG-Bewertung deutscher Unternehmen. Mit der neuen DNK-Plattform und den erweiterten Unterstützungsangeboten wird der Standard noch nutzerfreundlicher und relevanter für die Investmentpraxis.
Häufig gestellte Fragen
Ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex verpflichtend?
Nein, der DNK ist grundsätzlich ein freiwilliger Berichtsstandard. Ab dem Geschäftsjahr 2017 müssen zahlreiche größere Unternehmen in Deutschland und der EU Daten zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, zur Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption bereitstellen.
Für solche berichtspflichtigen Unternehmen kann der DNK jedoch zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen genutzt werden. Ein externes juristisches Gutachten bestätigte, dass Anwender bereits jetzt mit dem DNK die 2014 verabschiedete EU-Berichtspflicht zu nichtfinanziellen Informationen in allen Aspekten erfüllen.
Wo finde ich Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen?
Die Datenbank ist das Herzstück des DNK. Hier finden Sie alle bisher veröffentlichten Erklärungen der über 1.000 DNK-Anwenderunternehmen. Sie können die Berichte auf der Website www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de einsehen und dort auch Unternehmen direkt miteinander vergleichen.
Was ist die deutsche Nachhaltigkeitsinitiative?
Die deutsche Nachhaltigkeitsinitiative bezieht sich auf verschiedene Aktivitäten zur Förderung nachhaltiger Entwicklung. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung initiierte den Deutschen Nachhaltigkeitskodex nach Gesprächen mit Politik, Investoren und Analysten aus der Finanzwelt. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ist das zentrale Beratungsgremium der Bundesregierung für Nachhaltigkeitsfragen und entwickelt Strategien sowie Instrumente wie den DNK zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland.