Geothermie in Deutschland: Potenziale, Probleme & Statistiken

Geothermie in Deutschland

Geothermie in Deutschland: Potenziale, Probleme & Statistiken

Geothermie ist die Nutzung der natürlichen Wärme aus dem Inneren der Erde zur Erzeugung von Energie (für Heizung, Kühlung und Strom). Damit Deutschland klimaneutral werden kann, benötigen wir effiziente, emissionsfreie Heizmethoden. 

Hier kommt die Geothermie ins Spiel, die eine erneuerbare Energie ist und ein enormes Potenzial für die Energiewende darstellt. Bisher macht die Geothermie zwar nur einen vergleichsweise geringeren Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland aus, doch das soll sich zukünftig laut Forschern drastisch ändern. 

Wie der derzeitige Stand der Geothermie in Deutschland ist, wo Potenziale und Probleme liegen, erfahren Sie jetzt in diesem Beitrag:

Geothermie geeigneter Boden
Foto: Pixabay

Kurzübersicht: Wie funktioniert Geothermie?

Geothermie nutzt die natürliche Wärme im Inneren der Erde, indem sie verschiedene Methoden zur Energiegewinnung einsetzt: 

  1. Oberflächennahe Geothermie: Diese Methode reicht bis zu einer Tiefe von etwa 400 Metern und nutzt die konstante Temperatur des Bodens für Heiz- und Kühlzwecke von Gebäuden oder Infrastruktur. 
  2. Hydrothermale Geothermie-Systeme: Diese nutzen warmes Wasser aus Tiefen bis zu etwa 4.500 Metern. Thermalwasserfelder oder hydrothermale Heißdampfvorkommen dienen als Wärmequellen für Strom- oder Wärmeerzeugung. 
  3. Petrothermale Geothermie-Systeme: Diese gewinnen Wärme aus tiefem Gestein, indem sie Wasser oder ein anderes Medium in die Tiefe pumpen, um das Gestein zu erwärmen und die Wärme an die Oberfläche zu bringen. 

Mehr über die Details der verschiedenen Systeme der Geothermie können Sie bei Bedarf in diesem Artikel nachlesen: Was ist Geothermie?

Anteile der Geothermie in Deutschland

In Deutschland wird Geothermie hauptsächlich für die Erzeugung von erneuerbarer Wärme genutzt. Obwohl es geothermische Kraftwerke gibt, die Strom erzeugen, ist die Stromerzeugung aus Geothermie im Vergleich zur Wärmeerzeugung noch relativ gering. Hierzu eine Statistik der Geothermienutzung zur Bruttostromerzeugung in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2023 (in Gigawattstunden):

Geothermie Statistik Statista
Quelle: Statista

Die Nutzung der Geothermie für die Stromgewinnung wuchs seit 2007 konstant an und stagnierte ab 2022. Was aus dieser Statistik nicht ersichtlich ist: Der Gesamtanteil der Stromerzeugung aus Geothermie in Deutschland beträgt weniger als 1 %. Dies soll sich allerdings bald mit neuen Techniken verändern.

Nun ist wichtig anzumerken, dass Geothermie bisher nicht in erster Linie für die direkte Stromgewinnung genutzt wurde, sondern zum Großteil für direkte Wärmebereitstellung. Dies Wärmebereitstellung durch Geothermie gewann im Jahr 2023 mehr Bedeutung und wuchs mit 25,7 Mrd. kWh um 18% im Vergleich zum Vorjahr an.

Hierzu sei noch erwähnt, dass diese Wachstumszahlen sich nicht alleine auf die Wärmebereitstellung der Geothermie stützen. Die Wärmebereitstellung aus Umweltwärme ist hier ebenfalls einkalkuliert.

Insgesamt werden stand 2023 ca. 12,5 Prozent der erneuerbaren Wärme aus Geothermie und Umweltwärme gewonnen. Dieses Wachstum, in dem die Geothermie eine wichtige Rolle spielt, stützt sich auf die Entwicklung des Wärmepumpenmarkts.

Alpenvorland
Foto: Pixabay

Wo ist Geothermie in Deutschland möglich? Standorte

Geothermie ist grundsätzlich in verschiedenen Regionen Deutschlands möglich, jedoch sind einige Gebiete aufgrund ihrer geologischen Beschaffenheit besonders geeignet. Zu den Regionen, in denen Geothermie besonders vielversprechend ist, gehören: 

  1. Das süddeutsche Alpenvorland: Diese Region verfügt über geeignete geologische Strukturen, wie beispielsweise Thermalwasserfelder, die sich gut für geothermische Anlagen eignen.
  2. Das Norddeutsche Becken: Hier gibt es ebenfalls geologische Formationen, die das Potenzial für die Nutzung von Geothermie bieten, insbesondere in Bezug auf hydrothermale Systeme.
  3. Der Oberrheingraben: Diese Region weist ebenfalls günstige geologische Bedingungen auf, die die Nutzung von Geothermie ermöglichen, besonders für die Erzeugung erneuerbarer Wärme.

Um das Potenzial der Geothermie in Deutschland vollständig auszuschöpfen, sind jedoch weitere Untersuchungen und Erkundungsbohrungen erforderlich, um die genaue Lage der lohnenden Heißwasserreservoire zu bestimmen.

Team plant Arbeit am Laptop

Die Potenziale der (tiefen) Geothermie in Deutschland

Es macht in diesem Zusammenhang Sinn, insbesondere über die tiefe Geothermie zu sprechen, da sie ein bedeutendes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland darstellt. Im Vergleich zu oberflächennahen Geothermie-Systemen bietet die tiefe Geothermie die Möglichkeit, auf höhere Temperaturen und damit auf größere Energiemengen zuzugreifen.

Dies ist entscheidend für die Stromerzeugung und die Deckung des Wärmebedarfs in Deutschland. Darüber hinaus bieten hydrothermale und petrothermale Geothermie-Systeme (= tiefe Geothermie) die Möglichkeit, unabhängig von den oberflächennahen Ressourcen zu agieren, was ihre Anwendbarkeit in Regionen mit begrenzten oberflächennahen Geothermiequellen erweitert.

Nun zu den Potenzialen der tiefen Geothermie in Deutschland:

1. Ressourcen

Deutschland verfügt über bedeutende geothermische Ressourcen in Form von heißen Thermalwasserfeldern und hydrothermalen Heißdampfvorkommen. Diese Ressourcen können genutzt werden, um sowohl Wärme als auch Strom zu erzeugen.

2. Technologische Entwicklung

Die Technologie zur Erschließung der tiefen Geothermie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Dies umfasst verbesserte Bohrtechniken, Wärmetauscher-Designs und Methoden zur geologischen Erkundung. 

3. Wirtschaftlichkeit

Obwohl die tiefen Geothermie hohe Investitionskosten mit sich bringt, zeigen Studien, dass sie langfristig wirtschaftlich sein kann. Die Erzeugungskosten liegen im Bereich von 2,5 bis 3 Cent pro Kilowattstunde und sind mit denen fossiler Brennstoffe vergleichbar.

Mögliche Probleme der Geothermie in Deutschland

Basierend auf dem Artikel und den erwähnten Herausforderungen könnten mögliche Probleme der Geothermie in Deutschland folgendermaßen zusammengefasst werden:

  1. Standortbestimmung: Die genaue Lage der geeigneten geothermischen Ressourcen ist oft unsicher und erfordert weitere Erkundungsbohrungen, was zu zusätzlichen Kosten führen kann.
  2. Hohe Investitionskosten: Der Bau von geothermischen Anlagen ist mit erheblichen Anfangsinvestitionen verbunden, was potenzielle Investoren abschrecken könnte.
  3. Komplexe Genehmigungsverfahren: Die gesetzlichen Regelungen und Genehmigungsverfahren für geothermische Projekte sind komplex und zeitaufwändig, was die Umsetzung von Projekten verzögern kann.
  4. Risiko von Bohrerfolg: Es besteht keine Garantie für den Erfolg von Bohrungen, was zu finanziellen Verlusten für Investoren führen kann, insbesondere wenn die geothermischen Ressourcen nicht in ausreichender Menge oder Qualität vorhanden sind.
  5. Umweltauswirkungen: Bei der Erschließung geothermischer Energie können Treibhausgase freigesetzt werden, die im Untergrund gespeichert sind. Darüber hinaus besteht das Risiko von seismischer Aktivität, insbesondere bei Anlagen, die verbesserte geothermische Technologien nutzen und Wasser unter Druck in die Erdkruste pumpen.
  6. Nachhaltigkeitsmanagement: Für die langfristige Aufrechterhaltung der geothermischen Energieerzeugung ist ein sorgfältiges Ressourcenmanagement erforderlich, um eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen. 
An diesen Problemen wird bereits engagiert gearbeitet: Laut Bundesregierung werden diese Herausforderungen den langfristigen Erfolg von Geothermie für die Energiewende nicht stoppen.
Statistiken

Statistiken und Zahlen über die Geothermie in Deutschland

Diese folgenden Zahlen sind dem Statistischen Bundesamt (2023) entnommen und hier kurz zusammengefasst aufgeführt: 

  • Im Jahr 2015 wurden Wärmepumpen in 31,4 % der Neubauten als primäre Heizungsquelle verwendet.
  • Gasheizungen als primäre Heizung in Neubauten gingen von 51,5 % im Jahr 2015 auf 28,0 % im Jahr 2022 zurück.
  • Der Anteil erneuerbarer Energien als Heizenergiequelle stieg zwischen 2015 und 2022 von 61,5 % auf 74,7 %.
  • Im Jahr 2022 wurden in mehr als der Hälfte der neuen Wohngebäude Wärmepumpen als primäre Heizungsquelle eingesetzt, im Vergleich zu 31,4 % im Jahr 2015.
  • Gasheizungen wurden 2022 nur noch in 28,0 % der Neubauten als primäre Heizung genutzt, im Vergleich zu 51,5 % im Jahr 2015.
  • Strom, Solarthermie und Holz waren die wichtigsten sekundären Heizenergiequellen in neuen Wohngebäuden im Jahr 2022.

Ein kurzer Rückblick über die Geschichte der Geothermie in Deutschland

Die frühzeitliche Geschichte der Geothermie weltweit

Fazit: Geothermie in Deutschland birgt immense Potenziale

Die Geothermie in Deutschland bietet immense Potenziale für die Energiewende. Obwohl sie bisher nur einen geringen Anteil an der Stromerzeugung ausmacht, zeigt sie ein starkes Wachstumspotenzial, insbesondere im Bereich der Wärmeerzeugung. Trotz Herausforderungen wie hohen Investitionskosten und komplexen Genehmigungsverfahren wird die Geothermie als eine vielversprechende alternative Energiequelle angesehen. Neue Technologien und verbesserte Rahmenbedingungen können (und werden laut Experten) dazu beitragen, dass die Geothermie einen bedeutenden Beitrag zur Deckung des Energiebedarfs in Deutschland leistet. 

Häufig gestellte Fragen​

Ja, Geothermie kann als effektive Energiequelle betrachtet werden, da sie ständig verfügbar ist, niedrige Betriebskosten hat (allerdings hohe Investitionskosten), geringe Treibhausgasemissionen erzeugt, vielseitig einsetzbar ist und ein langfristiges Potenzial als erneuerbare Energiequelle bietet.

Im Jahr 2022 machte Geothermie etwa 0,1% der Stromerzeugung in Deutschland aus.

Geothermie in Deutschland ist vor allem in Regionen mit geeigneten geologischen Bedingungen zu finden, wie dem süddeutschen Alpenvorland, dem Norddeutschen Becken und dem Oberrheingraben.

Die Vorteile von Geothermie sind:

  1. Unabhängigkeit von Brennstoffen
  2. Verlässlichkeit und Stabilität
  3. Vorhersagbarkeit der Energieerzeugung
  4. Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten für Heizen und Kühlen
  5. Umweltverträglichkeit
  6. Geringer CO2-Fußabdruck
  7. Erneuerbarkeit und langfristiges Potenzial
  8. Fortschreitende technologische Entwicklung

Die Nachteile von Geothermie sind:

  1. Hohe Investitionskosten
  2. Standortabhängigkeit
  3. Umweltauswirkungen wie potenzielle Freisetzung von Treibhausgasen und seismische Aktivität
  4. Komplexe Genehmigungsverfahren
  5. Risiko von Bohrerfolg
  6. Erfordert sorgfältiges Nachhaltigkeitsmanagement

Geothermie ist nicht überall möglich, da ihre Nutzung von geologischen Bedingungen abhängt, wie der Verfügbarkeit von geothermischen Ressourcen und der Zugänglichkeit für Bohrungen. Daher ist die Eignung von Standorten für geothermische Projekte stark variabel. Zukünftige Technologien in der Geothermie könnten allerdings dafür sorgen, dass die Zugänglichkeit stark ansteigen wird.

Geothermie gilt als eine zukunftssichere Energiequelle, da sie unerschöpflich ist und eine ständige Verfügbarkeit bietet.

Die Zukunft der Geothermie ist vielversprechend, da sie als erneuerbare Energiequelle eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von CO2-Emissionen und der Sicherung der Energieversorgung spielen kann. Es wird erwartet, dass die Technologien zur Nutzung der Geothermie weiterentwickelt werden, um ihre Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. Zudem könnten Regierungen und Unternehmen verstärkt in die Erforschung und Entwicklung geothermischer Projekte investieren, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen und den Übergang zu einer nachhaltigeren Energieversorgung zu unterstützen.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Nutzung von Geothermie aktuell noch relativ begrenzt ist:

  1. Standortabhängigkeit
  2. Hohe Anfangsinvestitionen
  3. Komplexe Genehmigungsverfahren
  4. Technische Herausforderungen
  5. Wettbewerb mit anderen Energiequellen

Obwohl diese Herausforderungen bestehen, wird erwartet, dass sich die Nutzung von Geothermie in Zukunft weiterentwickeln wird. Denn sie wird als eine nachhaltige Energiequelle mit großem Potenzial betrachtet.

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