Nachhaltigkeit im Portfolio

Nachhaltigkeit im Portfolio: Was Privatanleger:innen von Metzler Asset Managements ESG-Prinzipien lernen können

08. 07. 2025

Daniel Sailer

  • Head of
  • Sustainable Investment Office

Daniel Sailer ist seit 2019 Leiter des Sustainable Investment Office bei Metzler Asset Management, wo er die ganzheitliche ESG-Strategie verantwortet. Zuvor war er als Executive Director für Business Development DACH, Luxembourg & CEE bei MSCI ESG Research tätig, wo er institutionelle Kunden in Fragen nachhaltiger Investmentlösungen beriet. Vor seiner Zeit bei MSCI sammelte Sailer umfassende Erfahrung im Finanz- und Anlagegeschäft bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und in der Schweizer Portfoliosteuerung.

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ESG-Risiken erkennen, nachhaltige Chancen nutzen – auch Privatanleger:innen fragen sich, wie sie diese Themen im eigenen Portfolio umsetzen können. Daniel Sailer leitet seit 2019 das Sustainable Investment Office bei Metzler Asset Management (Metzler AM) und ist verantwortlich für die ESG-Strategie in Angeboten für institutionelle und private Anleger:innen. Im Interview beleuchten wir, was hinter Begriffen wie „ESG-Integration“, „Exklusion“ und „Engagement“ steckt, wie Privatanleger:innen davon profitieren können – und welche ersten Schritte sich lohnen, um Nachhaltigkeit konkret ins eigene Depot zu bringen.

EEAktuell: Herr Sailer, Sie sind seit 2019 Head of Sustainable Investment Office bei Metzler AM und verantwortlich für ESG-Strategie & Reporting. Was bedeutet „ESG-Integration“ in der täglichen Arbeit und was sollten Privatanleger:innen konkret darüber wissen?

Daniel Sailer: ESG-Integration hat keine allgemeingültige Definition. Für uns bedeutet es, dass wir Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekte systematisch in unsere Anlageentscheidungen einbeziehen – neben den klassischen Finanzkennzahlen. Das Ziel ist es, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen, etwa bei Klimarisiken oder kontroversen Geschäftspraktiken, welche sich negativ auf das Geschäftsmodell oder die Reputation von Unternehmen auswirken können. Auch für Privatanleger:innen bedeutet das: Nachhaltigkeit sollte kein „Vielleicht“ sein, sondern Teil eines professionellen Risikomanagements. Wer langfristig investieren möchte, sollte Nachhaltigkeitsaspekte genauso ernst nehmen wie die klassischen Faktoren, die Renditechancen und Anlagerisiken beeinflussen.

EEAktuell: Metzler AM nutzt ein modulares System namens „QbrickS“ für individuell nachhaltige Portfolios. Wie können Anleger:innen dieses Konzept auf ihr eigenes Depot übertragen?

Daniel Sailer: Wir verfolgen im Portfoliomanagement einen Nachhaltigkeitsansatz, der modular umsetzbar ist. Ein zentrales Element ist unsere selbstentwickelte Anwendung QbrickS®. Mit ihr können wir Portfolios präzise analysieren und ESG-Anforderungen gezielt optimieren – immer im Einklang mit den drei Dimensionen Nachhaltigkeit, Allokation und Investmentstil. Wichtig ist: Nachhaltigkeit ist kein starres Konzept, sondern anpassbar an die eigenen Werte. QbrickS® wird primär bei individuellen institutionellen Portfolios eingesetzt. Die Erkenntnisse aus der Portfoliokonstruktion unterstützen die Portfolio Manager in der Verwaltung von Publikumsfonds.

EEAktuell: Beratung & Reporting spielt bei Metzler AM eine große Rolle – etwa ESG-Reporting auf Monatsbasis. Welche ESG-Kennzahlen (z. B. CO₂-Fußabdruck, Kontroversen) sollten Investor:innen selbst regelmäßig prüfen und wie können sie das effizient tun?

Daniel Sailer: Welche ESG-Kennzahlen besonders wichtig sind, hängt stark von den persönlichen Zielen der Anleger:innen ab. Wer einen Schwerpunkt auf Klimaschutz legt, sollte insbesondere den CO₂-Fußabdruck seines Portfolios im Blick behalten. Für Anleger:innen mit einem stärkeren Fokus auf Risikomanagement ist hingegen das ESG-Rating eines Fonds zentral – es gibt einen Überblick über Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken im Portfolio. Auch Kontroversen – also gravierende Vorfälle bei Unternehmen wie Umweltverstöße oder Verstöße gegen Menschenrechte – sind wichtige Warnsignale. Eine regelmäßige Überprüfung über ein ESG-Reporting – etwa einmal im Quartal – hilft, das Depot im Einklang mit den eigenen Werten und Zielen zu halten. Auf unserer Webseite stellen wir entsprechende Berichte bereit.

EEAktuell: Ausschlusskriterien spielen bei Metzler AM ebenfalls eine Rolle (z. B. fossile Energien, kontroverse Waffen). Wie können Privatanleger:innen eigene Ausschlusslisten definieren und was sollten sie dabei bedenken?

Daniel Sailer: Privatanleger:innen sollten sich die Frage stellen, was möchte ich auf keinen Fall mit meinem Geld unterstützen? Für alle durch uns aktiv verwalteten und vertriebenen Investmentfonds gilt die Metzler Basisnachhaltigkeit und Klimarichtlinie. Diese definiert, dass Investitionen in Wertpapiere ausgeschlossen werden, wenn sie von Emittenten stammen, die sich in den folgenden kontroversen Geschäftsfeldern engagieren:

  • Aktivitäten im Zusammenhang mit umstrittenen Waffen, beispielsweise die Produktion oder der Vertrieb von Landminen und Massenvernichtungswaffen
  • 5 % oder mehr des Umsatzes mit der Exploration, dem Abbau, der Förderung, dem Vertrieb oder der Veredelung von Stein- und Braunkohle erzielen
  • 25 % oder mehr ihres Umsatzes mit der Stromgewinnung aus thermaler Kohle erzielen
  • 5 % oder mehr des Umsatzes durch die Förderung von Erdöl und Erdgas mittels nicht konventioneller Methoden (Fracking, Ölsande) erzielen
  • nach den Prüfungsergebnissen von MSCI ESG Research gegen die Grundsätze der Initiative „Global Compact“ der Vereinten Nationen (UNGC) oder die Leitsätze der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für multinationale Unternehmen verstoßen.

EEAktuell: Metzler AM ist seit 2002 Mitglied beim FNG und hat mehrfach das FNG-Siegel erhalten. Wie relevant sind solche Siegel/VG-Label Ihrer Meinung nach für Privatanleger:innen?

Daniel Sailer: Nachhaltige Labels wie FNG-Siegel oder Österreichisches Umweltzeichen bieten Privatanleger:innen den Nachweis, dass diese Fonds über gewisse Mindeststandards in Bezug auf Nachhaltigkeit verfügen, sie einer externen Prüfung unterzogen wurden und definierte Transparenzanforderungen erfüllen. Gerade in einem Markt mit unübersichtlicher ESG-Terminologie und heterogenen Strategien geben solche Labels eine erste Orientierung, insbesondere wenn Beratung fehlt.

EEAktuell: Mit dem neuen europäischen Regelwerk (SFDR, EU-Taxonomie, ISSB) entsteht viel Komplexität. Welche Veränderungen sehen Sie, und wie können Privatanleger:innen damit umgehen?

Daniel Sailer: Die Regulierung wird komplexer – aber sie bringt auch mehr Transparenz. Fonds müssen heute offenlegen, wie „nachhaltig“ sie wirklich sind. Die EU-Taxonomie gibt einen Rahmen, welche Wirtschaftsaktivitäten als ökologisch gelten. Und der ISSB-Standard sorgt weltweit für vergleichbare ESG-Daten. Mein Tipp: Nicht vom Fachjargon abschrecken lassen – sondern gezielt nach ESG-Strategie, Ausschlüssen und Kennzahlen fragen. Viele Anbieter erklären das inzwischen sehr verständlich.

EEAktuell: Zum Abschluss: Welche drei konkreten Tipps würden Sie Privatanleger:innen geben, die jetzt ihr Portfolio nachhaltiger ausrichten möchten – auch ohne hohes Fachwissen oder spezielles ESG-Produkt?

Daniel Sailer: Anlageempfehlungen kann ich natürlich nicht geben, Privatanleger:innen sollten grundsätzlich fachkundige Beratung einholen. Aber man kann z.B. mit kleinen Schritten starten, man muss nicht gleich das gesamte Portfolio umstellen.

Werte zu definieren kann Sinn machen, überlegen, was einem persönlich wichtig ist – Umwelt, soziale Fragen, Unternehmensethik? Daraus ergeben sich erste Anlagekriterien.

Zudem sind Produktvergleiche über ESG-Filter auf Fondsplattformen nützliche Hilfsmittel, ebenso die erwähnten unabhängigen Nachhaltigkeitssiegel. Transparenz ist entscheidend – auch bei ESG.

Fazit

Nachhaltigkeit ist kein Zusatz, sondern ein relevanter Bestandteil moderner Portfolioentscheidungen. Daniel Sailer von Metzler Asset Management beschreibt, wie ESG-Kriterien systematisch in den Investmentprozess integriert werden – nicht als Marketingetikett, sondern als Teil professionellen Risikomanagements.

Besonders wichtig ist die Anpassbarkeit: Die ESG-Strategie bei Metzler folgt einem modularen Ansatz, der individuelle Werte und Prioritäten berücksichtigt – mit Tools wie QbrickS® oder über klar definierte Ausschlusskriterien.

Auch für Privatanleger:innen gibt es pragmatische Wege: Werte definieren, Produkte über ESG-Kriterien vergleichen, und sich nicht vom Fachjargon abschrecken lassen. Nachhaltigkeit im Depot beginnt mit Transparenz und informierten Entscheidungen.