In der dynamischen Welt des Crowdinvestings hat sich Crowdinvesting Compact als ein zentrales Vergleichsportal etabliert. Die Plattform bietet eine wertvolle Orientierungshilfe für Investor:innen, die sich über aktuelle Trends, Plattformen und Investitionsmöglichkeiten informieren möchten. Hinter der Idee stehen die Gründer Matthias Hieber und Timo Günther, die ihre Expertise aus der Finanzbranche nutzen, um transparente und fundierte Einblicke in den Crowdinvesting-Markt zu geben.
In diesem Interview sprechen wir mit ihnen über die Gründung von Crowdinvesting Compact, ihre Motivation und ihre Zielgruppe. Sie teilen ihre Einschätzungen zu den Entwicklungen und Herausforderungen im Markt, erläutern wichtige Kriterien für den Vergleich von Plattformen und geben spannende Einblicke in die Zukunftsperspektiven des Crowdinvestings. Zudem bieten sie wertvolle Tipps für Investor:innen, die ihre Portfolios nachhaltig und erfolgreich aufbauen möchten.
EEAktuell: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Welche persönlichen oder beruflichen Erfahrungen haben Sie zur Gründung von Crowdinvesting-Compact inspiriert?
Matthias Hieber: Timo Günther und ich haben uns bei einem Finanzdienstleister, welcher Vermögensanlagen und Alternative Investmentfonds wie z.B. Investitionen in Flugzeuge, Schiffe, Immobilien etc. anbot, kennengelernt. Der Erwerb der Anteile lief hier noch klassisch ab, d.h. oftmals einen gedruckten Prospekt versenden oder Unterlagen ausdrucken. Dann mussten sich die Kundinnen und Kunden per PostIdent legitimieren und alles per Post zurücksenden. Ich habe dann gesehen, dass eine Investitionsform im Kommen ist, mit der man mit wenigen Klicks sein Investment abschließen und ab geringen Summen investieren kann. Und das voll-digital. Das hat mich fasziniert.
Timo Günther: Obwohl bei unserem Arbeitgeber der Anlageprozess sehr analog, umständlich und aus heutiger Sicht ein wenig altmodisch war, fokussierte man sich auf die digitale Vermarktung von Geldanlagen. Wir konnten in dieser Zeit diesbezüglich sehr viele Erfahrungen sammeln und da bei uns beiden schon immer das Herz für eigene Unternehmungen schlug, gründeten wir dann final mit ein paar Vorläufern Crowdinvesting-Compact. Wir erkannten damals, dass dieser Markt, bestehend aus vielen Plattformen, eine zentrale Anlaufstelle benötigte, da Kunden keine Zeit und Lust hatten, permanent verschiedenen Plattformen zu vergleichen oder zu folgen.
EEAktuell: Wen möchten Sie mit Crowdinvesting Compact ansprechen? Wie sprechen Sie sowohl erfahrene Investor:innen als auch Neueinsteiger:innen für das Thema Crowdinvesting an?
Matthias Hieber: Grundsätzlich richtet sich unser Angebot an Menschen, die sich für Anlagemöglichkeiten interessieren und auch ab geringen Summen relativ einfach investieren können. Durch unseren umfangreichen Marktplatz bieten wir die Gelegenheit, sich einen Überblick über eine Vielzahl von Anbietern und deren Projekte zu verschaffen, ohne dass man dafür mühevoll sämtliche Einzelseiten der jeweiligen Anbieter besuchen muss. Für Neulinge haben wir einen Investorenleitfaden entwickelt, der kostenfrei über unsere Webseite zu beziehen ist. Erfahrene Investor:innen haben u.A. die Möglichkeit auch in sog. Private-Placements zu investieren, d.h. Anlagen, die i.d.R. erst ab 5-stelligen Anlage-Summen verfügbar sind.
Zudem besteht für alle die Möglichkeit, unseren “Produkt-Alarm” anzufordern, der über neue Projekte und Crowdinvesting Bonusaktionen informiert. Das Besondere dabei ist, dass man gemäß persönlichen Vorlieben Anlageklassen wie Immobilien, Umwelt, Unternehmen und Gesundheit auswählen kann. In der Regel klicken unsere Leser:innen aber alle Bereiche an, um breit informiert zu werden und auch einmal über den eigenen Tellerrand hinausblicken zu können.
EEAktuell: Nach welchen Kriterien vergleichen Sie die verschiedenen Crowdinvesting-Plattformen? Welche Faktoren sind dabei für Sie besonders entscheidend und wie stellen Sie sicher, dass die Informationen für Ihre Leser:innen transparent und verständlich aufbereitet sind?
Timo Günther: Wir bieten zwei zentrale Vergleiche an, bei denen wir uns auf objektive Daten beziehen. Beim Crowdinvesting-Plattform-Vergleich werden Kennzahlen wie Kategorie, Mindestanlage, Bonusaktionen etc. abgebildet. Aber auch eigenständig konstruierte Kennzahlen wie beispielsweise der Crowdinesting-Aktivitäts-Index, der einen Indikator für die Anzahl der Projekte bzw. Investitionschancen pro Anbieter darstellt, soll Anleger:innen eine Orientierungshilfe geben. Dieser zeigt, ob es überhaupt möglich ist, über die jeweilige Plattform in mehrere Investitionsprojekte sein gewünschtes Investitionsbudget zwecks Risikostreuung verteilen zu können.
Beim Crowdinvesting-Projekt-Vergleich werden ebenfalls Kennzahlen wie die Kategorie, Mindestanlage, die prognostizierten Zinsen/Renditen, Bonusaktionen, sowie die Projektlaufzeit, Investitionsland und vieles mehr zum Vergleich präsentiert. Dort finden Anlegerinnen und Anleger aktuell verfügbare Investitionschancen.
Die letzten Jahre haben wir ebenfalls Erfolgsdaten der Plattformen in Form einer jährlichen Crowdinvesting-Leistungsbilanz aufbereitet, bei denen man transparent die Projekterfolge einer Plattform einsehen und mit anderen Plattform vergleichen konnte. Allerdings mussten wir zunehmend feststellen, dass Plattformen nur noch ungerne Ihre Daten bereitstellen. Wir sind uns bewusst, dass dies mit einigen Projekt-Misserfolgen zu tun hat, verstehen aber nicht, warum man nicht auch in schwächeren Marktphasen den Weg der vertrauensvollen Transparenz wählt, denn wir alle wissen, dass das Leben nicht immer nur Erfolgsgeschichten erzählt.
EEAktuell: Sie waren von Beginn an im Crowdinvesting Bereich dabei. Wie haben Sie die Entwicklung des Crowdinvesting-Marktes wahrgenommen? Welche Trends haben Sie identifiziert, die das Potenzial haben, den Markt nachhaltig zu verändern?
Matthias Hieber: Zu Beginn des Aufkommens von Crowdinvesting gab es gefühlt nur Plattformen, die Immobilienprojekte in den verschiedensten Bereichen angeboten hatten. So kamen teils über 80% des Gesamtmarktes durch Investments in genau diesem Bereich zustande. In den letzten Jahren hat sich dieser Anteil, nicht zuletzt auch durch Projektausfälle und einige Probleme in der Immobilienbranche, stark verändert.
Deutlich mehr in den Fokus rücken nachhaltige Investments in Solar / Photovoltaik, innovative Ideen, die das Leben “grüner” machen oder die Welt verändern wollen. Ich denke da spontan an Dinge wie CO2 sparender Beton, floating PV, E-Motorräder, Flugwindkraftanlagen oder Dinge wie z.B. wiederwendbare Kartons bei Paketen, um nur einige zu nennen.
Gerade die Themen Start-Up Investitionen oder generell Crowdinvesting Unternehmens-Projekte gewinnen immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt auch durch Sendungen wie “Die Höhle der Löwen”. Einige Projekte findet man dann auch zusätzlich oder davor / danach teilweise als Crowdinvesting Investment wieder. Das ist sehr spannend zu beobachten.
EEAktuell: Welche Herausforderungen sehen Sie für den Crowdinvesting-Markt in den kommenden Monaten bzw. in der Zukunft?
Matthias Hieber: Eine der zentralen Herausforderungen für den Crowdinvesting-Markt in den kommenden Monaten und darüber hinaus wird es sein, das Vertrauen der Anleger:innen weiter zu stärken. Ein Weg könnte völlige Transparenz der Projekte und Anbieter sein. Hier stellen wir teils nach wie vor Nachholbedarf fest. So hat in den vergangenen Jahren die Anzahl der Plattformen, die bereit waren, eine Leistungsbilanz abzugeben, nachgelassen.
Eine Möglichkeit wäre es, die Anlegerinnen und Anleger stärker in den Erfolg der Plattformen und Projekte einzubeziehen – nicht nur als Kapitalgeber, sondern als aktive Beteiligte. Man könnte darüber nachdenken, wie man Anlegerinnen und Anleger stärker am langfristigen Erfolg der Projekte teilhaben lässt, sei es durch zusätzliche Gewinnbeteiligungen oder andere Modelle, die über eine reine Renditeerwartung hinausgehen. Dies könnte nicht nur das Vertrauen und die Motivation steigern, sondern auch eine tiefere Verbundenheit mit den Projekten schaffen.
Ein weiteres Modell, das ebenfalls diskutiert werden könnte, ist eine flexiblere Kostenstruktur. Statt anfängliche Gebühren von den jeweiligen Unternehmen, die ein Funding auf den Plattformen erheben, könnte man diese auf mehrere Jahre verteilen oder eine sogenannte Performance-Fee einführen. Dies würde bedeuten, dass die Anbieter nur dann stärker profitieren, wenn die Projekte erfolgreich sind. Dadurch hätten die Plattformen einen Anreiz, qualitativ hochwertige Projekte auszuwählen und nachhaltig zu betreuen, während die Start-ups, Bauträger etc. nicht durch zu ggf. hohe Initialkosten abgeschreckt oder belastet werden. Also eine win-win-win Situation für die Anlegerinnen und Anleger, die Plattform und die jeweilige Firma, die ein Funding über die entsprechende Plattform lanciert. Für Anlegerinnen und Anleger sollte das Investment natürlich kostenfrei bleiben.
EEAktuell: Wie beeinflussen die aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen den Crowdinvesting-Markt und Ihre Arbeit als Vergleichsportal? Glauben Sie, dass zusätzliche Regulierungen notwendig sind, um den Markt zu stabilisieren?
Matthias Hieber: Die aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen im Crowdinvesting-Markt haben Einfluss auf die Entwicklung des Sektors. Einerseits schaffen sie Vertrauen und Transparenz, was für die Anlegerinnen und Anleger essentiell ist, insbesondere bei einem relativ “neuen” Marktsegment wie Crowdinvesting. Andererseits können übermäßige oder zu komplexe Vorschriften kleinere Plattformen belasten und den Marktzugang erschweren, was die Diversität und Innovation im Markt beeinträchtigen könnte.
Bezüglich der Notwendigkeit zusätzlicher Regulierungen hängt es stark davon ab, wie sich der Markt entwickelt. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden: Einerseits sollten weitere Regelungen Betrug und Missmanagement verhindern, andererseits dürfen sie den Markt nicht so stark regulieren, dass innovative Geschäftsmodelle und Start-ups verdrängt werden. Regulierungen sollten flexibel genug sein, um mit der dynamischen Natur des Crowdinvesting-Markts Schritt zu halten, ohne ihn zu bremsen.
Die europäische ECSP-Lizenz zum Beispiel hat für Anbieter den Vorteil, dass sie nun auch in anderen europäischen Ländern Angebote offerieren können, sich aber natürlich auch nach Verordnung richten und dafür Geld in die Hand nehmen müssen bzw. mussten.
EEAktuell: Vielen Dank. Wir sind am Ende unseres Interviews angekommen. Welche drei Tipps würden Sie unseren Leser:innen geben wollen, um erfolgreich im Crowdinvesting Bereich zu investieren?
Timo Günther: Nicht alle Anlegerinnen und Anleger haben die gleichen Motive, in Crowdinvesting-Projekte zu investieren. Für den Einen ist die Rendite am Wichtigsten und das Investitionsvorhaben an sich spielt eher eine geringere Rolle. Andere wollen gezielt bestimmte Unternehmen finanziell bei deren Vorhaben unterstützen und achten nicht zu stark auf finanzielle Erfolge ihres Investments. Aber Geld durch Misserfolge will natürlich niemand verlieren.
Leider hat niemand von uns eine Glaskugel auf dem Tisch stehen, die eine genaue Zukunft voraussagen kann. Somit können Anlegerinnen und Anleger ihr Risiko nur reduzieren oder ihren Erfolg maximieren, wenn man nicht sein ganzes Investitionskapital auf eine Karte setzt, sondern sein Portfolio durch gezielte Streuung über viele Projekte optimiert, um etwaige Risiken zu minimieren. Es wird immer wieder Projekte geben, die nicht funktionieren, aber diese können von erfolgreichen Projekten im Portfolio durchaus gut kompensiert werden. Entscheidend ist, wie das Portfolio aufgestellt ist. Hierbei spielen natürlich auch Faktoren wie die individuelle Risikobereitschaft oder die Vermögensverhältnisse eine große Rolle. Hier bietet sich unser kostenfreier Crowdinvesting-Anleger-Leitfaden an. Die Basis dieses Leitfadens ist natürlich die maximale Streuung des gesamten individuellen Investitionsbudgets. Es gibt darin aber auch noch ein paar weitere Tipps, die vielleicht den Unterschied machen.
Das Interview mit den Gründern von Crowdinvesting Compact zeigt eindrucksvoll, dass Crowdinvesting nicht nur eine alternative Investitionsform bleibt, sondern sich kontinuierlich weiterentwickelt. Matthias Hieber und Timo Günther geben spannende Einblicke in die Herausforderungen und Chancen dieses dynamischen Marktes. Besonders die zunehmende Bedeutung nachhaltiger Investments und der Wunsch nach mehr Transparenz unterstreichen den Wandel in der Branche.
Zukünftig könnte Crowdinvesting noch stärker von innovativen Projektideen profitieren, die nicht nur finanzielle Renditen, sondern auch ökologische und soziale Werte schaffen. Dennoch bleiben Transparenz und Regulierung zentrale Herausforderungen, die es zu meistern gilt, um das Vertrauen der Anleger:innen zu stärken und die Plattformen nachhaltig erfolgreich zu machen.
Insgesamt zeigt das Interview, dass Crowdinvesting sich mitten im Umbruch befindet – mit vielversprechenden Perspektiven und der Notwendigkeit, den Markt durch neue Ansätze und innovative Modelle weiter zu festigen.