Meeresströmungskraftwerk

Meeresströmung der See

Meeresströmungskraftwerk: Energiequelle der Zukunft?

Die unermüdliche Kraft der Natur hat seit jeher die menschliche Fantasie angeregt und unsere Technologien vorangetrieben. Unter den unzähligen Naturkräften ist es die beständige und kraftvolle Bewegung des Wassers, die sowohl Ehrfurcht als auch Inspiration hervorruft. In den gewaltigen Ozeanen und mächtigen Flüssen unseres Planeten verbirgt sich eine Energiequelle, die, wenn sie richtig genutzt wird, das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Energie erzeugen, nachhaltig zu verändern. Strömungs- und Meeresströmungskraftwerke stellen eine solche Innovation dar, indem sie die unermüdliche Bewegung des Wassers in eine saubere, unerschöpfliche Energiequelle umwandeln. Die faszinierende Technologie hinter diesen Kraftwerken ist nicht nur ein Triumph des menschlichen Erfindungsreichtums, sondern auch ein Zeugnis unserer Bestrebungen, im Einklang mit der Natur zu leben und zu arbeiten.

Meeresströmung und Wellen
Die Kraft des Meeres zur Stromerzeugung (Foto: Paweł Kosmala/ Pexels)

Was ist ein Meeresströmungskraftwerk?

Ein Meeresströmungskraftwerk ist eine Art der Wasserkraftanlage, die die kinetische Energie natürlicher Meeresströmungen nutzt, um Elektrizität zu erzeugen. Anders als herkömmliche Wasserkraftwerke, die oft auf Staudämme und große Wasserspeicher angewiesen sind, arbeiten Meeresströmungskraftwerke mit der konstanten Bewegung des Meerwassers. Diese Kraftwerke sind typischerweise im Meer verankert und nutzen die Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, um ihre Turbinen anzutreiben. Mit ihrer Fähigkeit, saubere und erneuerbare Energie aus den endlosen Bewegungen der Ozeane zu gewinnen, repräsentieren Meeresströmungskraftwerke eine innovative und umweltfreundliche Technologie, die dazu beiträgt, unseren Energiebedarf auf nachhaltige Weise zu decken.

Wie funktionieren Strömungskraftwerke?

Strömungskraftwerke und insbesondere Meeresströmungskraftwerke repräsentieren eine innovative Energiequelle, die das enorme Potenzial der Meeresströmungen nutzt, um saubere, erneuerbare elektrische Energie zu erzeugen. Diese Anlagen sind ein Paradebeispiel dafür, wie die Kraft des Meeres, insbesondere die konstanten Bewegungen von Ebbe und Flut sowie die gezielte Nutzung von Meeresströmungen, in wertvolle Energie umgewandelt werden kann.

Funktionsweise der Anlage in Kurzform:

  1. Energieaufnahme: Die Strömung des Wassers trifft auf die Rotorblätter der Turbine, wodurch diese sich zu drehen beginnen. Die Rotorblätter sind so konstruiert, dass sie einen maximalen Anteil der Energie aus der Wasserströmung aufnehmen und in Rotationsenergie umwandeln.
  2. Energieumwandlung: Die Drehbewegung der Turbine wird über eine Welle an einen Generator weitergeleitet. Der Generator befindet sich meistens oberhalb der Turbine, entweder direkt im Wasser oder an einem über Wasser gelegenen Standort. Die Rotationsenergie der Turbine treibt den Generator an, der diese mechanische Energie in elektrische Energie umwandelt.
  3. Stromübertragung: Die erzeugte elektrische Energie wird dann über Unterwasserkabel und möglicherweise über Transformatoren zur Anpassung der Spannung an das Stromnetz weitergeleitet. Von dort aus kann der Strom zu den Endverbrauchern transportiert werden.
Funktionsweise Strömungskraftwerk
Funktionsweise Meeresströmungskraftwerk (Foto: Von self/Wikipedia)

Im Zentrum eines Meeresströmungskraftwerks steht die Turbine, oft vergleichbar mit jener einer Windkraftanlage, doch robust genug, um den dynamischen Bedingungen unter Wasser standzuhalten. Diese Turbinen – verankert am Meeresboden und oft nahe der Küste installiert – werden von der natürlichen Bewegung des Meerwassers, einschließlich der Gezeiten und spezifischen Meeresströmungen, angetrieben. Die Turbinen, besonders die Rotorblätter, spielen eine kritische Rolle, da sie die kinetische Energie der Strömung direkt aufnehmen und an den Generator weiterleiten, der sie dann in elektrische Energie umwandelt.

Betrachten wir zum Beispiel die Anlage bei Rance in der Bretagne oder das Seaflow-Projekt nahe den Orkney-Inseln, so wird deutlich, dass die Turbinen in diesen Meeresströmungskraftwerken die Fähigkeit besitzen, Megawatt an Leistung zu erzeugen, genug um Tausende von Haushalten mit Strom zu versorgen. Seit 2016 liefern die ersten Turbinen von MeyGen, positioniert zwischen dem schottischen Festland und den Orkney-Inseln, kontinuierlich Strom, wobei voll ausgebaut eine signifikante Megawatt Leistung erwartet wird.

Die Gezeitenkraftwerke, die ebenfalls auf der Nutzung der Gezeiten beruhen, nutzen den Tidenhub, um Wasser hinter einem Damm zu speichern und freizugeben, wodurch Generatoren zur Stromerzeugung angetrieben werden. Diese Kraftwerke, wie etwa das Wellenkraftwerk bei Mutriku, das trotz geringerer Strömungsgeschwindigkeiten effektiv Energie gewinnt, verdeutlichen die Bandbreite der Technologien zur Nutzung der Meeresenergie.

Wartung und Zuverlässigkeit sind zentrale Herausforderungen für die Langlebigkeit und Effizienz von Meeresströmungskraftwerken. Diese Anlagen, robust konstruiert und am Meeresboden verankert, müssen den rauen maritimen Bedingungen und Stürmen widerstehen können, während sie gleichzeitig minimal invasiv für die Tierwelt sein sollen.

Das Gezeitenkraftwerk La Rance, errichtet 1966 an der Mündung des Flusses Rance in Frankreich, war das erste kommerziell genutzte Gezeitenkraftwerk weltweit und mit einer Spitzenleistung von 240 Megawatt über vier Jahrzehnte das leistungsstärkste seiner Art.

Das Kraftwerk, betrieben von Électricité de France, begann 1961 und nahm 1967 seinen Betrieb auf, indem es Strom aus der Gezeitenströmung des Atlantiks und in geringerem Maße aus der Strömung der Flussmündung gewann. Das Absperrbauwerk, das eine Fläche von etwa 22 km² abtrennt, ermöglicht bei maximalem Tidenhub den Durchfluss von 720 Mio. m³ Wasser pro Tide. Es verfügt über 24 Kaplan-Rohrturbinen, die sowohl zur Stromerzeugung bei Ebbe und Flut als auch als Pumpturbinen dienen.

Trotz seiner Bedeutung als Ingenieurbauwerk und Touristenattraktion veränderte das Bauwerk das Ökosystem der Rance-Mündung signifikant, führte zu Verlandungen und beeinträchtigte die lokale Fauna.

Vor den Küsten der Orkney-Inseln in Schottland wurde das O2, das stärkste schwimmende Gezeitenkraftwerk der Welt, in Betrieb genommen. Entwickelt von Orbital Marine Power, kann das 74 Meter lange Kraftwerk mit einer Flügelspannweite von 25 Metern und Propellern, die sich bis zu 15 Meter tief ins Wasser absenken lassen, 2.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Die beiden Propeller, jeweils mit einem Durchmesser von 20 Metern, treiben zwei Ein-Megawatt-Generatoren an und erzeugen somit insgesamt zwei Megawatt Leistung. Die Energie wird über ein bewegliches Kabel zum Meeresgrund und anschließend zum Festland geleitet, was eine CO2-Ersparnis von jährlich 2.200 Tonnen ermöglicht.

Nach 15 Jahren Entwicklung wurde das erste O2-Kraftwerk erfolgreich in den Gewässern vor den Orkney-Inseln platziert, wo es nun grünen Strom produziert. Zusätzlich ist geplant, dass das Kraftwerk Strom für das European Marine Energy Centre (EMEC) liefert, um Wasserstoff zu erzeugen. Das Projekt wurde durch Beiträge von der schottischen Regierung, der Europäischen Union und der Investmentplattform Abundance Investment finanziert.

Orbital Marine Power plant die Kommerzialisierung des O2-Kraftwerks und dessen Integration in ein Multi-Megawatt-Netzwerk, wobei die Kosten bei Serienproduktion voraussichtlich sinken werden.

 

 

In Mutriku, einem kleinen Ort an der baskischen Küste Nordspaniens, wurde das weltweit erste kommerziell genutzte Wellenkraftwerk in Betrieb genommen, das sowohl als Energieerzeuger als auch als Wellenbrecher fungiert.

Dieses Kraftwerk nutzt das Prinzip der oszillierenden Wassersäule, bei dem Turbinen nicht direkt durch Wasser, sondern durch einen Luftstrom angetrieben werden, der entsteht, wenn Wellen Wasser in Röhren drücken und wieder herausziehen. Durch die Bewegung der Wassersäule wird die Luftsäule abwechselnd komprimiert und angesaugt, was eine Wells-Turbine antreibt, die sich immer in der gleichen Richtung dreht, unabhängig von der Bewegungsrichtung der Welle.

Mit einer Investition von 2,3 Millionen Euro und 16 Wells-Turbinen erreicht das Kraftwerk eine Gesamtleistung von rund 300 Kilowatt, genug um etwa 250 Haushalte mit Strom zu versorgen. Trotz des Potenzials der Energiegewinnung aus Wellen und der Möglichkeit, solche Kraftwerke in bestehende Wellenbrecher zu integrieren, ist der erzeugte Strom teurer als Solarstrom, laut dem baskischen Energieversorger EVE.

Meeresströmungskraftwerk auf hoher See
Strömungskraftwerke zur nachhaltigen Stromproduktion (Foto: Scottish Government - Orkney Cabinet - Scotrenewables Tidal Power/ Wikipedia)

Welche Arten von Kraftwerken gibt es?

Neben den herkömmlichen Energieerzeugungsanlagen wie Kohle-, Gas- oder Kernkraftwerken gibt es auch verschiedene Typen von Strömungskraftwerken, die auf erneuerbare Energiequellen setzen. Im Kontext der maritimen Energiegewinnung sind vor allem Gezeitenkraftwerke, Wellenkraftwerke und Strömungsbojen von Bedeutung:

Gezeitenkraftwerk: Energie aus Ebbe und Flut

Ein Gezeitenkraftwerk nutzt den natürlichen Tidenhub – also den Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser – zur Stromerzeugung. Durch den Bau von Dämmen oder Barrieren wird das Wasser bei Flut aufgestaut und während der Ebbe durch Turbinen abgelassen. Die kinetische Energie des strömenden Wassers treibt dabei die Turbinen an, die wiederum Generatoren zur Stromerzeugung aktivieren. Ein bekanntes Beispiel für ein Gezeitenkraftwerk ist das Rance-Kraftwerk in Frankreich. Solche Kraftwerke sind standortabhängig, da sie einen signifikanten Tidenhub benötigen, um effizient zu sein.

Schon gewusst?

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Wellenkraftwerk: Aus Welle wird Strom

Wellenkraftwerke konvertieren die Energie von Oberflächenwellen des Meeres in elektrischen Strom. Es gibt verschiedene Technologien, um die Energie der Wellen zu nutzen. Einige nutzen schwimmende Bojen, die durch die Auf- und Abbewegung der Wellen angetrieben werden, während andere auf oszillierende Wassersäulen setzen, bei denen die Wellenbewegung Luft in einem Schacht komprimiert und dekomprimiert, was wiederum eine Turbine antreibt. Die generierte Energie ist umweltfreundlich und erneuerbar, allerdings ist die Energieproduktion abhängig von Wetter und Seebedingungen.

Strom-Boje: Energie gewinnen auf hoher See 

Strömungsbojen sind eine innovative Technologie zur Nutzung der kinetischen Energie fließenden Wassers in Meeresströmungen oder Flüssen ohne den Bedarf großer Baustrukturen. Diese Bojen sind mit Turbinen ausgestattet, die sich mit der Strömung drehen und dadurch Energie erzeugen. Die Energiegewinnung mit Strömungsbojen ist im Vergleich zu traditionellen Wasserkraftwerken deutlich weniger invasiv für die Umwelt und kann in verschiedenen Tiefen und an verschiedenen Standorten installiert werden. Sie sind flexibel einsetzbar und können sowohl in Küstennähe als auch in offenen Gewässern platziert werden, um die Energie der Meeresströmungen zu nutzen.

Meeresströmung und Meeresspiegel
Energiegewinnung auf hoher See Matt Hardy/Pexels)

Vor und Nachteile der Anlagen

  1. Erneuerbare Energiequelle: Strömungskraftwerke nutzen die natürlichen Wasserströmungen, die eine ständige und erneuerbare Energiequelle darstellen, wodurch sie einen Beitrag zur Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen leisten.
  2. Umweltfreundlich: Die Energieerzeugung durch Strömungskraftwerke ist weitgehend emissionsfrei, was zu einer Verringerung von Treibhausgasen und Luftverschmutzung führt.
  3. Vorhersagbare Energieerzeugung: Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind sind Wasserströmungen oft vorhersehbarer und konstanter, was zu einer zuverlässigeren Energieversorgung beiträgt.
  4. Geringer Platzbedarf: Strömungskraftwerke benötigen im Vergleich zu anderen Energieerzeugungsanlagen wie Solarparks oder Windfarmen relativ wenig Platz.
  5. Geringe Betriebskosten: Nach der Installation sind die Betriebs- und Wartungskosten für Strömungskraftwerke oft niedriger als bei konventionellen Kraftwerken.
  6.  
  1. Hohe Anfangsinvestitionen: Die Errichtung von Strömungskraftwerken ist technisch anspruchsvoll und mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden.

  2. Standortabhängigkeit: Die Effizienz von Strömungskraftwerken ist stark von der lokalen Wasserströmung abhängig, was ihre möglichen Standorte einschränkt.

  3. Umweltauswirkungen: Obwohl Strömungskraftwerke als umweltfreundlich gelten, können sie lokale Ökosysteme beeinflussen, insbesondere die Lebensräume aquatischer Organismen.

  4. Technische Herausforderungen: Die Unterwasserinstallation und -wartung von Strömungskraftwerken stellen aufgrund von Korrosion, Biofouling und schwierigen Zugangsbedingungen technische Herausforderungen dar.

  5. Energieübertragung: Die Übertragung der erzeugten Energie an Land kann komplex und kostspielig sein, besonders wenn die Kraftwerke weit von der Küste entfernt sind.

Meeresströmungskraftwerk an Küste
Wasserkraft als zukunftsfähige Energiequelle (Foto: Freepik)

Fazit

Die Zukunft der Meeresströmungskraftwerke sieht vielversprechend aus. Mit zunehmender kommerzieller Entwicklung und der Integration in das Energienetz könnten sie eine Schlüsselrolle in der globalen Energieversorgung spielen, insbesondere als Teil eines diversifizierten Mixes aus erneuerbaren Energiequellen, der auch Wind- und Solarenergie umfasst. In Südkorea und an der bretonischen Küste demonstrieren bereits installierte Anlagen das Potenzial, mit fortschrittlicher Technik und strategischer Platzierung die Kraft des Meeres effektiv für die Energiegewinnung zu nutzen und dabei eine erhebliche Megawatt Leistung zu erbringen.

Häufig gestellte Fragen​

Ein Meeresströmungskraftwerk stellt trotz seiner Rolle als saubere und erneuerbare Energiequelle einen Eingriff in die Natur dar. Es kann Lebensräume verändern, marine Lebewesen beeinträchtigen, Sedimenttransporte stören und Unterwasserlärm erzeugen, der sich auf die Tierwelt auswirkt. Zwar sind die visuellen Auswirkungen meist minimal, da die Anlagen unter Wasser liegen, doch können begleitende Oberflächenstrukturen die Landschaft beeinflussen. Dennoch bieten Meeresströmungskraftwerke im Vergleich zu konventionellen Energiequellen eine umweltfreundlichere Alternative. Durch umsichtige Planung und Technologieeinsatz lassen sich negative Umweltauswirkungen minimieren und ein Ausgleich zwischen Energieproduktion und Naturschutz herstellen.

Die Effizienz von Wellenenergie, die Umwandlung von Meereswellenbewegung in elektrische Energie, hängt stark von lokalen Wellenbedingungen und der eingesetzten Technologie ab. Das globale Energiepotenzial von Wellen ist enorm, wobei die effektivsten Standorte konstant starke Wellenaktivität aufweisen. Mit fortschreitender technologischer Entwicklung und Optimierung von Wellenenergiekonvertern wird erwartet, dass die Effizienz weiter steigt. Zudem ist die Integrationsfähigkeit von Wellenenergie in bestehende Energieinfrastrukturen entscheidend für ihre Gesamteffizienz und Zuverlässigkeit als Energiequelle. Trotz der Herausforderungen bietet Wellenenergie ein bedeutendes Potenzial für eine nachhaltige Energiezukunft.

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