Wellenkraftwerk: Wie aus Wellenenergie Strom entsteht
Wellenkraftwerke nutzen die unbändige Kraft des Meeres, um saubere Energie zu erzeugen. Diese fortschrittlichen Anlagen wandeln die dynamische Energie der Meereswellen in elektrischen Strom um, wodurch sie eine nachhaltige und umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen bieten. Während die Nachfrage nach erneuerbarer Energie weltweit steigt, könnten Wellenkraftwerke eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen.
Was ist ein Wellenkraftwerk?
Während Wind- und Solarenergie bereits gut etablierte Pfeiler der erneuerbaren Energien sind, repräsentieren Wellenkraftwerke einen relativ neuen und vielversprechenden Ansatz, um den Energiebedarf der Menschheit zu decken, ohne dabei schädliche Umweltauswirkungen zu verursachen. Diese Kraftwerke nutzen die unendliche Kraft der Ozeane, die durch Wind, geologische und meteorologische Faktoren angetrieben wird, und verwandeln sie in eine stabile und zuverlässige Energiequelle. Durch ihre Fähigkeit, kontinuierlich Energie zu liefern, könnten Wellenkraftwerke eine Schlüsselrolle in einem zukunftsfähigen, diversifizierten Energiemix spielen und so dazu beitragen, die Energieversorgung nachhaltiger und unabhängiger von volatilen Rohstoffmärkten zu gestalten.
Funktionsweise & Aufbau
Die Funktionsweise und der Aufbau von Wellenkraftwerken variieren je nach dem zugrunde liegenden technologischen Konzept, doch das grundlegende Ziel bleibt dasselbe: die Umwandlung der in den Wellen enthaltenen Energie in elektrischen Strom. Diese Technologien sind so vielfältig und innovativ wie die Ozeane selbst, wobei jede Methode ihre eigene einzigartige Herangehensweise an die Herausforderung bietet, die rohe Kraft des Meeres zu zähmen und nutzbar zu machen.
Prinzip der Pneumatischen Kammern
Das Prinzip pneumatischer Kammern, auch bekannt als Oszillierende Wassersäulen (OWC – Oscillating Water Column), ist eine der etablierten Methoden, um die Energie der Meereswellen in elektrische Energie umzuwandeln. Diese Technologie nutzt die vertikale Bewegung von Wellen, um Luft in einer Kammer auf und ab zu bewegen und damit eine Turbine anzutreiben.
Die grundlegende Struktur eines Wellenkraftwerks, das auf dem Prinzip der pneumatischen Kammer basiert, besteht aus einer großen Kammer oder einem Schacht, der am unteren Ende offen zum Meer hin ist und oben in eine enge Passage übergeht, in der eine Turbine mit einem Generator installiert ist. Wenn eine Welle in die Kammer eintritt, steigt das Wasserniveau in der Kammer an, und die Luft über dem Wasser wird komprimiert. Diese komprimierte Luft wird durch die enge Passage gepresst und treibt dabei die Turbine an. Wenn sich das Wasserniveau in der Kammer wieder senkt, entsteht ein Unterdruck, der die Luft durch die Turbine zurück in die Kammer saugt.
Die Besonderheit der in OWC-Systemen verwendeten Turbinen, wie beispielsweise der Wells-Turbine, liegt darin, dass sie unabhängig von der Strömungsrichtung der Luft in der gleichen Richtung rotieren können. Dies bedeutet, dass die Turbine sowohl beim Ausstoßen der Luft beim Anstieg des Wassers als auch beim Ansaugen der Luft beim Absinken des Wassers effizient arbeitet.
Dieses Prinzip ermöglicht es, die kinetische Energie der Wellen in mechanische Energie der rotierenden Turbine und letztendlich in elektrische Energie umzuwandeln. Durch ihre relativ einfache Konstruktion und die Fähigkeit, kontinuierlich Energie aus den Wellenbewegungen zu erzeugen, bieten OWC-Systeme eine vielversprechende Möglichkeit, erneuerbare Energie aus dem Meer zu gewinnen.
Insgesamt zeichnen sich pneumatische Kammer-Systeme durch ihre Robustheit und Langlebigkeit aus, da die meisten ihrer kritischen Komponenten über dem Wasserspiegel und damit geschützt vor den rauesten Bedingungen des Meeres angeordnet sind. Diese Eigenschaften machen OWCs zu einer attraktiven Option für die Nutzung der Meeresenergie in Küstennähe.
Prinzip der Auftriebskörper
Das Prinzip der Auftriebskörper, auch als „Point Absorber“ oder „Schwimmkörper-Systeme“ bekannt, nutzt die vertikale Bewegung von schwimmenden Objekten, die durch die Wellenbewegung angeregt wird, um elektrische Energie zu erzeugen. Diese Systeme bestehen typischerweise aus einem oder mehreren schwimmenden Körpern, die durch Wellen angehoben und abgesenkt werden, während sie mit einem festen Punkt oder einem weiteren Körper verbunden sind.
Attenuator (Pelamis = griech. Seeschlange)
Das Prinzip eines Attenuators, am bekanntesten durch das Design der Pelamis (griechisch für Seeschlange), basiert auf der Nutzung der Wellenbewegung, um elektrische Energie zu erzeugen. Der Attenuator ist eine Art schwimmendes Wellenkraftwerk, das aus mehreren miteinander verbundenen Segmenten besteht, die sich relativ zueinander bewegen können. Diese Konstruktion ermöglicht es dem Attenuator, sich an die Bewegung der Wellen anzupassen und dabei Energie zu erzeugen.
Die Pelamis-Anlage, benannt nach der Ähnlichkeit ihrer beweglichen, segmentierten Struktur mit einer Seeschlange, ist eine der bekanntesten Implementierungen des Attenuator-Prinzips. Sie besteht typischerweise aus mehreren stählernen Röhren, die durch flexible Gelenke miteinander verbunden sind. Diese Konstruktion erlaubt es der Anlage, sich mit den Wellen zu biegen und zu drehen.
Im Detail funktioniert der Energieumwandlungsprozess bei einem Attenuator folgendermaßen:
Die Wellenbewegung führt zu einer relativen Bewegung zwischen den einzelnen Segmenten des Attenuators. Diese Bewegung ist am stärksten an der Wasseroberfläche, wo die Wellenenergie am höchsten ist.
In den Gelenken zwischen den Segmenten sind hydraulische Pumpen oder andere mechanische Wandler angebracht, die die Bewegungsenergie in hydraulische Energie umwandeln. Diese hydraulischen Pumpen erhöhen den Druck eines Fluids, das wiederum einen hydraulischen Motor antreiben kann.
Der hydraulische Motor treibt einen Generator an, der die mechanische Energie in elektrische Energie umwandelt.
Die erzeugte elektrische Energie wird über Unterwasserkabel an das Stromnetz an Land übertragen.
Punktabsorber
Das Prinzip eines Punktabsorbers nutzt die Auf- und Abwärtsbewegung von Wellen, um Energie zu erzeugen. Punktabsorber sind im Vergleich zu anderen Wellenenergiekonvertern relativ klein und erfassen Energie an einem Punkt, weshalb sie diesen Namen tragen. Sie können isoliert oder in Gruppen angeordnet betrieben werden und sind aufgrund ihrer Kompaktheit besonders vielseitig einsetzbar.
Im Kern besteht ein Punktabsorber aus einem schwimmenden Körper, der auf der Wasseroberfläche positioniert ist und durch die Wellenbewegung vertikal oszilliert. Unterhalb dieses Körpers befindet sich oft ein zweiter, im Wasser verankerter Teil, der als Reaktionspunkt dient, um die relative Bewegung zwischen den beiden Teilen zu maximieren.
Die detaillierte Funktionsweise eines Punktabsorbers sieht wie folgt aus:
Der schwimmende Körper (oder Float) bewegt sich aufgrund der Wellenbewegung nach oben und unten. Diese Bewegung ist von der Wellenhöhe, -geschwindigkeit und -frequenz abhängig.
Die relative Bewegung zwischen dem schwimmenden Körper und dem festen oder weniger beweglichen Teil wird in mechanische Energie umgewandelt. Dafür kann ein direkter mechanischer Link, wie ein Kolben, genutzt werden, der mit der Bewegung des Floats eine hydraulische Pumpe oder einen elektrischen Generator antreibt. Alternativ können auch Lineargeneratoren eingesetzt werden, die direkt die Bewegungsenergie in elektrische Energie umwandeln.
Die mechanische Energie wird entweder direkt in einem angekoppelten Generator in elektrische Energie umgewandelt oder zunächst in einem hydraulischen System in Hochdruckflüssigkeit umgewandelt, die dann einen hydraulischen Motor und nachfolgend einen Generator antreibt.
Die erzeugte elektrische Energie wird mittels Unterseekabeln an das Stromnetz an Land übertragen.
Punktabsorber bieten den Vorteil, dass sie relativ einfach in Design und Aufbau sind und in verschiedenen Wassertiefen eingesetzt werden können. Sie können an Orten mit hohem Wellenenergiepotenzial installiert werden und eignen sich sowohl für küstennahe als auch für Offshore-Anwendungen. Ihre modulare Natur ermöglicht es, Anlagen je nach Energiebedarf zu skalieren. Obwohl die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Punktabsorbern weiter erforscht und entwickelt wird, stellen sie bereits eine vielversprechende Technologie für die Nutzung der erneuerbaren Energiequelle Wellenkraft dar.
Prinzip der überspülenden Wellen
Das Prinzip der überspülenden Wellen, z.B. der Wave Dragon, nutzt die Energie von ansteigenden und über die Spitze eines Bauwerks überschlagenden Wellen, um elektrischen Strom zu erzeugen. Diese Art von Wellenkraftwerk besteht im Wesentlichen aus einer Rampe oder einer anderen Struktur, die so gestaltet ist, dass sie Wellen einfängt und dazu bringt, in ein höher gelegenes Reservoir zu überströmen.
Der detaillierte Prozess sieht wie folgt aus:
Die Struktur des Wellenkraftwerks, oft eine schräge Rampe oder ein ähnliches Bauwerk, fängt die ankommenden Wellen auf. Die kinetische und potenzielle Energie der Wellen treibt das Wasser dazu, die Rampe hinaufzusteigen und in ein Auffangbecken zu überlaufen, das über dem mittleren Meeresspiegel liegt.
Wenn das Wasser in das höher gelegene Reservoir überläuft, wird es dort gesammelt. Durch das Überlaufen der Wellen wird das Wasser im Reservoir akkumuliert, wodurch ein Höhenunterschied – und somit potenzielle Energie – zwischen dem Reservoir und dem Meeresspiegel entsteht.
Das gespeicherte Wasser wird durch kontrollierte Kanäle oder Rohre zurück ins Meer geleitet. Aufgrund des Höhenunterschieds fließt das Wasser mit hoher Geschwindigkeit nach unten, wobei Turbinen angetrieben werden, die wiederum Generatoren für die Stromerzeugung betreiben.
Die durch das Wasser angetriebenen Turbinen sind mit Generatoren verbunden, die die mechanische Energie in elektrische Energie umwandeln. Diese Energie kann dann in das Stromnetz eingespeist werden.
Die erzeugte elektrische Energie wird mittels Kabeln an das Stromnetz übertragen.
Das Prinzip der überspülenden Wellen ist besonders geeignet für Standorte, an denen regelmäßig hohe Wellen auftreten. Wellenkraftwerke, die auf diesem Prinzip basieren, zeichnen sich durch ihre Robustheit und die Fähigkeit aus, auch unter rauen Meeresbedingungen zu operieren. Sie können sowohl an Küsten als auch offshore installiert werden und bieten das Potenzial für eine zuverlässige Energiegewinnung aus Wellenkraft, indem sie die natürliche Bewegung und Höhe der Wellen nutzen, um eine kontinuierliche Energieerzeugung zu ermöglichen.
Prinzip der oszillierenden Dämpfungsglieder
Das Prinzip der oszillierenden Dämpfungsglieder, auch als „Oscillating Wave Surge Converters“ bekannt, nutzt die horizontale Bewegung von Wellen nahe der Wasseroberfläche, um Energie zu erzeugen. Diese Technologie ist besonders effektiv in Regionen, wo Wellen gegen eine vertikale Struktur drücken, wie beispielsweise an Küstenlinien oder bei Unterwasserstrukturen.
Im Zentrum dieses Systems steht ein Dämpfungsglied – eine Art bewegliches Paneel oder eine Platte, die durch die Wellenkraft vor- und zurückbewegt wird. Dieses Glied ist typischerweise an den Seeboden oder eine feste Struktur gekoppelt und bewegt sich in Reaktion auf die Wellenenergie. Die Bewegung ist überwiegend horizontal, ausgerichtet auf die Wellenbewegung (Wellenstoß).
Hier eine detaillierte Erklärung des Funktionsprinzips:
Die horizontale Bewegung der Wellen bringt das Dämpfungsglied in Bewegung. Diese Vor- und Rückwärtsbewegung, verursacht durch das Anschwellen und Abnehmen der Wellen, wird genutzt, um mechanische Energie zu erzeugen.
Die kinetische Energie der oszillierenden Bewegung wird in einem Umwandlungsmechanismus erfasst. Dies kann über eine mechanische Verbindung erfolgen, die die Bewegungsenergie an einen Generator weiterleitet. Oft werden hydraulische Pumpen verwendet, die durch die Bewegung des Dämpfungsgliedes aktiviert werden und ein Arbeitsfluid unter hohem Druck durch ein Hydrauliksystem pressen.
Das unter hohem Druck stehende Fluid treibt eine Turbine oder einen hydraulischen Motor an, der mit einem Generator gekoppelt ist, um elektrischen Strom zu erzeugen.
Die erzeugte elektrische Energie wird über Unterwasserkabel an das Stromnetz an Land übertragen.
Oszillierende Dämpfungsglieder können effizient die Energie der Wellenbewegungen an Küstenstandorten oder in flacheren Gewässern nutzen. Sie sind robust gegenüber rauen Meeresbedingungen und können so konstruiert werden, dass sie auch bei unterschiedlichen Wellenrichtungen und -stärken effektiv Energie erzeugen. Diese Technologie bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die Energie, die in Küstenwellen steckt, nachhaltig und effizient zu nutzen.
Fazit
Wellenkraftwerke repräsentieren eine wegweisende Technologie, die das Potential der Meereswellen nutzt, um eine nachhaltige und saubere Energiequelle bereitzustellen. Durch die Umwandlung der Energie aus dem stetigen Rhythmus der Meere bieten sie eine innovative Alternative zu herkömmlichen Energiequellen und könnten maßgeblich zur Diversifizierung der globalen Energieversorgung beitragen. Ihre Entwicklung und Integration in das Energienetz steht symbolisch für den Übergang zu einer umweltbewussteren Zukunft. Während Herausforderungen in Bezug auf Kosten, Umweltauswirkungen und technische Zuverlässigkeit bestehen bleiben, ist das Potential von Wellenkraftwerken unverkennbar. Sie bieten nicht nur eine Antwort auf die steigende Nachfrage nach erneuerbarer Energie, sondern auch die Chance, die natürliche Kraft unserer Ozeane verantwortungsbewusst zu nutzen.
Häufig gestellte Fragen
Wie viel Strom erzeugt ein Wellenkraftwerk?
Die Stromerzeugung eines Wellenkraftwerks hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Wellenhöhe, -frequenz und -intensität sowie die Größe und Effizienz der Anlage. Kleine Wellenkraftwerke können einige hundert Kilowatt produzieren, während größere Installationen mehrere Megawatt erreichen können, ausreichend, um Tausende von Haushalten mit Strom zu versorgen.
Was ist ein Gezeitenkraftwerk?
Ein Gezeitenkraftwerk ist eine Art von Strömungskraftwerk, das die Bewegungsenergie des Wassers während der Gezeiten nutzt.